Mitten im dichten Laubwald von Jussarö, der das nur anderthalb Quadratkilometer große Eiland weitgehend bedeckt, fristet Finnlands einzige Geisterstadt ihr Dasein – bröckelnde Wohnblocks mit leeren Fensterhöhlen stehen hier, Lagerschuppen voller Farn. Und Bungalows, in denen junge Birken wachsen.
Im kleinen Café Ön gleich am Hafen von Jussarö, das nur in der Saison betrieben wird, erfährt man die Geschichte der verlassenen Gebäude: Sie gehören zu einer Eisenerzgrube aus den Sechzigerjahren. Auch die Schachtanlage steht noch, nahe dem einsamen, grauen Sandstrand am Südufer, eingehüllt in ebenso grauen Beton gegen die große Kälte im Winter.
Denn die Erzvorräte lagerten gar nicht unter der Insel: Zwar bohrte man 250 Meter in die Tiefe, aber die Sohlen trieb man unter das Meer. 3,5 Kilometer maß die Schienenlänge der Grubenbahn unter Tage zuletzt. So erreichte man das Hauptvorkommen unter der winzigen Schäre.
Doch nach sechs Jahren wurde der Betrieb schon 1967 wieder eingestellt – wegen mangelnder Wirtschaftlichkeit. Die großen Pläne waren zu Staub zerfallen. Seit 1989 gehört der westliche Teil der Insel zum Ekenäs-Nationalpark.
Dem halb überwucherten Holzgerippe des Förderbands folgt man zurück zum Hafen von Jussarö. Kinder spielen auf den noch warmen Felsen, Finnen auf einem Traditionssegler schmettern Volkslieder, und eine ältere Frau verewigt die Stimmung dieses hellen Sommerabends an der Staffelei in Aquarell. Wie lebendig selbst eine unbewohnte Insel sein kann!
Jussarö befindet sich in der Ostsee auf Position: 59º49‘50“Nord und 023º34‘21“ Ost. Sie liegt im Schärengarten von Ekenäs und damit an einer Stelle der finnischen Südküste, die bereits zum Finnischen Meerbusen gehört. Die einstige Grubeninsel ist 1,35 Qudratkilometer groß. Der Gasthafen von Jussarö verfügt über eine T-förmige Steganlage mit Heckbojen und ein kleines Café, dass in der Hauptsaison geöffnet hat.