Wasserschutzpolizei setzt KI einAufspüren von Gefahrgut im Hamburger Hafen

Jill Grigoleit

 · 11.06.2024

Wasserschutzpolizei setzt KI ein: Aufspüren von Gefahrgut im Hamburger HafenFoto: Polizei Hamburg
Undeklariertes Gefahrgut führte 2016 zum Brand eines Containerschiffs. Mit Hilfe Künstlicher Intelligenz (KI) will die Hamburger Wasserschutzpolizei Gefahrenquellen nun systematisch aufspüren
Seit Kurzem nutzt die Wasserschutzpolizei Hamburg Künstliche Intelligenz (KI), um undeklarierte Gefahrgüter zu entdecken. Die neue Software generiert mit Hilfe von Algorithmen Empfehlungen für Container, die im Im- und Export überprüft werden sollen

Bisher waren die Kontrollen der Container manuell und aufgrund der großen Anzahl stichprobenartig erfolgt. Immer wieder stellten die Beamten dabei fest, dass nicht alle Gefahrgüter, die über den Hamburger Hafen befördert wurden, auch als solche klassifiziert und deklariert waren. Im September 2016 führte undeklariertes Gefahrgut zu einem Brand auf dem Containerschiff “CCNI Apauco”.

“Viele von uns haben den schweren Brand eines Containerschiffes im Jahr 2016 noch vor Augen, als zahlreiche Einsatzkräfte über mehrere Tage das Feuer an Bord versuchten zu löschen”, so Olaf Hagenloch, stellvertretender Leiter der Wasserschutzpolizei Hamburg. “Dies zeigt, wie wichtig es ist, Gefahrgüter für den sicheren Transport auch als solche zu deklarieren. Durch die KI-Unterstützung haben meine Kolleginnen und Kollegen nun ein innovatives Tool an die Hand bekommen, das sowohl ihre eigene als auch die Sicherheit des Hafens insgesamt deutlich erhöht.”

Im Hamburger Hafen wurden im letzten Jahr rund 7,7 Millionen Containereinheiten umgeschlagen. In diesen befinden sich mitunter auch Stoffe, die als Gefahrgüter gelten und vorschriftsmäßig deklariert werden müssen. Zukünftig überprüfen die Wasserschutzpolizistinnen und Wasserschutzpolizisten die Ladungseinheiten anhand der durch die KI erstellten Vorschlagslisten.


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Senatskanzlei unterstützte Software-Entwicklung

Realisiert wurde die Entwicklung der Software im Rahmen des InnoTecHH Fonds des Amts für IT und Digitalisierung in der Senatskanzlei. Mit dem Fonds sollen Behörden dabei unterstützt werden, Innovationsideen mit einem KI-Fokus zu erproben und umzusetzen. Die Ideen stammen dabei von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern selbst. Ziel ist ein spürbarer Mehrwert für Beschäftigte der Hamburger Verwaltung sowie Bürgerinnen und Bürger. Dafür stellt das Amt für IT und Digitalisierung seit Anfang 2023 Fördermittel und Knowhow zur Verfügung.

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Staatsrat Jan Pörksen, Chef der Senatskanzlei: “Mit der KI-Unterstützung zur Deklaration von Gefahrgütern konnten wir gemeinsam mit der Polizei Hamburg den ersten Piloten erfolgreich in das Tagesgeschehen überführen. Ich freue mich, dass wir mit dieser Lösung die Wasserschutzpolizei dabei unterstützen können, für mehr Sicherheit im Hafen zu sorgen.”

Programm wird mit Wahrscheinlichkeitsfaktoren trainiert

Die technische Umsetzung übernahm das IT-Softwarehaus Dakosy. Um undeklariertes Gefahrgut systematisch zu identifizieren, benötigte die Behörde zunächst einen digitalen Zugriff auf alle export- und importseitigen Sendungsinformationen zu den Containern, die über den Hamburger Hafen umgeschlagen werden. Diese sind im Port Community System (PCS) vorhanden, das Dakosy betreibt. Diese Informationen wurden dann in das digitale Gefahrgutinformationssystem (GEGIS) der Wasserschutzpolizei integriert und mit einer KI trainiert. „Dabei wurden die Sendungen mit einem Wahrscheinlichkeitsfaktor für undeklariertes Gefahrgut markiert und von uns überprüft“, erklärt Lutz Dreyer, Referatsleiter bei der Wasserschutzpolizei WSP 52, Zentralstelle Gefahrgutüberwachung. Thilo Buchheister, der das Projekt für Dakosy leitet, ergänzt: „Wir setzen ein Deep-Learning-Modell für die automatisierten, regelmäßigen Trainingsverfahren ein und können damit auch neue Aspekte, beispielsweise hinzukommende Warenbeschreibungen, in die Analyse mit einbeziehen.“ So verfüge die Wasserschutzpolizei nun über ein kontinuierlich lernendes KI-System. Mit Hilfe der automatisierten Trainingsläufe werde die Datenbasis immer größer, die Vorschlagslisten immer genauer und die Arbeit der Beamten effizienter und zeitsparender, freut sich Dreyer.

Grundlage für das KI-Projekt war die Neufassung des Hamburgischen Hafensicherheitsgesetzes. Denn erst durch dieses ist die Wasserschutzbehörde überhaupt befugt, Ladungsdaten zu verarbeiten, um festzustellen, ob nicht deklarierte Gefahrgüter in Beförderungseinheiten im Hamburger Hafen geladen oder gelöscht werden. Zuvor fehlte der Wasserschutzbehörde die rechtliche Grundlage, um Container systematisch zu überprüfen, die nicht als Gefahrgut deklariert waren.

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