UmweltMotorbootfahrer unterstützen Schallmessungen zum Schutz von Schweinswalen

Der Schweinswal steht auf der roten Liste der stark gefährdeten Arten. (Foto: ITAW /PWC)
Foto: DMYV
Der Deutsche Motoryachtverband beteiligt sich an Unterwasserschall-Messungen in der Nordsee, um bedrohte Schweinswale zu schützen. In Kooperation mit dem BUND und der Tierärztlichen Hochschule Hannover sollen Verhaltensempfehlungen für Freizeitskipper erarbeitet werden.

Der Deutsche Motoryachtverband e.V. (DMYV) engagiert sich aktiv für den Schutz der stark gefährdeten Schweinswale in der Nordsee. In einem gemeinsamen Projekt mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und dem Institut für Terrestrische und Aquatische Wildtierforschung (ITAW) der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover wurden am 14. Juni 2025 umfangreiche Unterwasserschall-Messungen vor Horumersiel durchgeführt. Ziel der Untersuchungen ist es, die Auswirkungen von Motorbootlärm auf die einzige in deutschen Gewässern dauerhaft beheimatete Walart zu erforschen und daraus konkrete Verhaltensempfehlungen für Freizeitskipper abzuleiten.

Gefährdung der Schweinswale durch Unterwasserlärm

Der Schweinswal, der in Deutschland auf der Roten Liste als stark gefährdete Art geführt wird, reagiert besonders empfindlich auf Unterwasserlärm. Die bis zu 160 cm langen Meeressäuger orientieren sich hauptsächlich durch akustische Ortung. Bei hohen Lärmpegeln unterbrechen Schweinswale die Nahrungsaufnahme oder stellen ihre Echoortung ganz ein. Dies könne zu Energieverlust führen und langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit der Tiere haben, warnen Experten. Die Flucht in ruhigere Gebiete bedeute zusätzlichen Stress für die ohnehin bedrohte Population. Um die Störeinflüsse genauer zu spezifizieren, wurden bei den Messungen vor Horumersiel verschiedene Motorboottypen eingesetzt.

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Es gibt aber noch viele weitere Gefahren für den Schweinswal. Die Walexpertin Anja Gallus vom Meeresmuseum Stralsund erklärt im Interview, wie es wirklich steht, und berichtet von erstaunlichen Forschungsergebnissen.

Seit 2021 überwacht auch Schleswig-Holstein kontinuierlich die Schweinswale in der westlichen Ostsee. Das Monitoring liefert wichtige Daten zum Vorkommen der bedrohten Art und soll Schutzmaßnahmen ermöglichen. An vier Messstationen werden die Echoortungslaute der Tiere aufgezeichnet.

Wie sich Segler bei der Begegnung mit Schweinswalen verhalten sollten, erfahren Sie hier.

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Detaillierte Schallmessungen mit verschiedenen Bootstypen

Mitglieder des DMYV-Mitgliedsvereins Sail-Lollipop Regatta Verein e.V. aus Hooksiel stellten für die Untersuchungen vier Motoryachten unterschiedlicher Bauart, Motorisierung und Antriebsart zur Verfügung. Die wissenschaftliche Leitung der Messungen lag bei Dr. Andreas Ruser vom ITAW, während Dipl. Ing. Helmut von Veen als Leiter des DMYV-Referats Raumordnung / Umwelt / Infrastruktur die Interessen der Motorbootfahrer vertrat. Durch den Einsatz verschiedener Bootstypen sollen differenzierte Erkenntnisse über die Lärmemissionen unterschiedlicher Antriebskonzepte gewonnen werden.

Engagement für aktiven Umweltschutz

Helmut von Veen erklärt das Engagement des DMYV: „Wir Motorbootfahrer werden gerne pauschal an den Pranger gestellt, wenn es sich darum dreht, Umweltsünden der Freizeitschifffahrt zu benennen." Der Verband wolle mit der Beteiligung an dem Projekt zeigen, dass Motorbootfahrer durchaus bereit seien, einen aktiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten. Durch die Unterstützung der Schallmessungen sollen fundierte Daten gewonnen werden, um praxistaugliche Verhaltensempfehlungen für Freizeitskipper zu entwickeln. Diese Bereitschaft zur Kooperation unterstreiche das wachsende Bewusstsein für Umweltschutz und Artenerhalt auch in der Freizeitschifffahrt.

Projekt „Ruhe für die Schweinswale"

Die Schallmessungen sind Teil des BUND-Projekts „Ruhe für die Schweinswale", das darauf abziele, über den einzigen in deutschen Gewässern dauerhaft beheimateten Wal aufzuklären und Wassersportler für die Bedürfnisse der Tiere zu sensibilisieren. Freizeitskipper sollen durch ihr eigenes Verhalten auf See aktiv zum Schutz der Schweinswale und ihrer Lebensräume beitragen können. Die gewonnenen Erkenntnisse aus den Schallmessungen sollen in konkrete Handlungsempfehlungen münden, die den Bootsfahrern an die Hand gegeben werden können. Damit werde ein wichtiger Beitrag zum Schutz der bedrohten Meeressäuger geleistet.

Förderung und Unterstützung

Das Projekt wird von der niedersächsischen Bingo-Umweltstiftung und der niedersächsischen Wattenmeerstiftung gefördert. Durch die Beteiligung des DMYV und seiner Mitglieder erhalte die Initiative zusätzliche praktische Unterstützung aus der Wassersportgemeinschaft. Dies unterstreiche das wachsende Bewusstsein für Umweltschutz und Artenerhalt auch in der Freizeitschifffahrt. Die Kooperation zwischen Naturschützern, Wissenschaftlern und Wassersportlern zeige, dass gemeinsame Lösungsansätze zum Schutz bedrohter Arten möglich seien.


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