RevierreportAuf der Unterelbe von Hamburg in die weite Welt

Jill Grigoleit

 · 23.03.2025

An wenigen Orten kommt man großen Pötten so nah wie im Hamburger Hafen.
Foto: YACHT/Michael Amme
Marschlandschaften, Watt und Großstadtflair – kaum ein Revier ist so vielfältig wie die Unterelbe. Von Hamburg bis zur Nordsee gibt es viele gute Gründe für Zwischenstopps. Sehenswertes auf dem Weg zum Meer.

Rund 55 Seemeilen misst der unterste Abschnitt der Elbe von ihrer Mündung bis nach Hamburg. Für viele Segler auf dem Weg zwischen Hansestadt, Nord-Ostsee-Kanal (NOK) und der Nordsee ist dieser Teil des Stromes dennoch häufig nur Transitstrecke. Dabei hat die Unterelbe selbst genug für einen ganzen Törn zu bieten: pulsierende Hafenatmosphäre, gemütliche Fischerdörfer und einsame Liegeplätze in idyllischer Natur. Historische Schiffe, Leuchttürme, Altstädte und maritime Museen liefern reichlich Anlaufpunkte für ausgedehnte Landgänge.


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Im Hamburger Hafen teilen sich Segler das Fahrwasser mit kreuzenden Fähren und Containerriesen. Der Wellengang ist teilweise beachtlich. Der Anblick der selbst ernannten „schönsten Stadt der Welt“ allerdings auch. Da nimmt man das lebhafte Treiben im spektakulär zwischen Elbphilharmonie und Landungsbrücken gelegenen City Sporthafen gern in Kauf. Wer gern etwas ruhiger liegt, kommt in Finkenwerder auf der anderen Elbseite auf seine Kosten. Weiter elbabwärts geht es vorbei an breiten Sandstränden und den prächtigen Villen von Blankenese. Die Nebenfahrwasser auf der Rückseite der Elbinseln bieten geschützte Ankerplätze. Allerdings sind diese teilweise nur rund um Hochwasser sicher befahrbar.

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Der stetige Wechsel von Ebbe und Flut macht das Revier reizvoll – und navigatorisch anspruchsvoll. Kenntnisse im Gezeitensegeln und der Tiden-kalender an Bord sind obligatorisch. Vor allem, um das Auslaufen flussabwärts so zu planen, dass der Ebbstrom schiebt. Denn dieser ist mit bis zu vier Knoten wesentlich stärker als die Fließgeschwindigkeit des Flusses. Die von der Tide geformten Landschaften, wie das der Wedeler Marsch vorgelagerte Fährmannssander Watt, bieten ein einzigartiges Naturerlebnis. Ein guter Ausgangspunkt, um das größte Süßwasserwatt Europas zu erkunden, ist der Hamburger Yachthafen in Wedel.

Merklich ruhiger als auf der mitunter kabbeligen Elbe geht es auf den Zuflüssen zu, die sich malerisch durch die Landschaft schlängeln und einen Abstecher wert sind. Auf niedersächsischer Seite erreicht man nach nur vier Kilometern auf der Schwinge die historische Altstadt Stades mit dem 1.000 Jahre alten Hansehafen.

Auf der rechten Elbseite hingegen schnuppert man beim Glückstädter Matjes bereits erste Nordseeluft oder informiert sich im Brunsbütteler Kanalmuseum Atrium über die Geschichte des Nord-Ostsee-Kanals. Ebenfalls absolut sehenswert ist das Wrack- und Fischereimuseum „Windstärke 10“ in Cuxhaven, wo man die Extreme der Seefahrt auch auf dem Trockenen erleben kann. Hier, beim Übergang der Unterelbe in die Außenelbe, sind es bereits 18 Kilometer von Ufer zu Ufer. Ab hier übernimmt die See.

Stationen entlang der Unterelbe

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1 Hamburg

Spektakulärer als im City Sporthafen kann man in Deutschland kaum liegen. Eingebettet zwischen Speicherstadt, Elbphilharmonie und den St. Pauli-Landungsbrücken sind alle großen Sehenswürdigkeiten der Hansestadt in greifbarer Nähe. Tipp: Im Miniatur Wunderland die weite Welt im Kleinen erkunden und im Internationalen Maritimen Museum auf neun „Decks“ Seefahrtsgeschichte erleben. Danach für einen Tapas-Abend und mediterranes Urlaubsflair ab ins „Portugiesenviertel“ oder zum Dinner auf das Feuerschiff.

Der City Sporthafen Hamburg ist ein Gasthafen mit etwa 80–120 Liegeplätzen für Schiffe bis 50 Meter Länge. Der Tiefgang der Yachten kann zwischen 2,50 und 4 Meter betragen. In der Regel stehen freie Plätze für Yachten bis 20 Meter Länge zur Verfügung. Der Hafen ist schwellgeschützt und verfügt über moderne Sanitäranlagen mit Duschen. Stromversorgung ist an jedem Liegeplatz zu finden. Der Landzugang zum Hafen wird nachts verschlossen, Gastlieger erhalten jedoch beim Hafenmeister einen Code für die Schließanlage. Informationen: Tel.: 040/36 42 97, city-sporthafen-hamburg.de.

2 Finkenwerder

Der kleine Hamburger Stadtteil in der südlichen Elbmarsch war lange bedeutender Lotsen- und Fischerort. Zudem liegt Finkenwerder in Nachbarschaft zum Alten Land, dem größten Obstanbaugebiet Europas, perfekt für eine Landpartie, bei der man auch selbst Äpfel pflücken kann. Für den großen Hunger kehrt man dann in einer urigen Gaststätte für Finkenwerder Scholle ein. Die Ansteuerung des Rüschkanals, wo es mehrere tideunabhängige Vereinshäfen mit Gastplätzen gibt, ist bei Tag und Nacht möglich. Östlich des Airbus-Werks markiert ein roter Stahlturm die Einfahrt, der das Torfeuer trägt und auch als Aussichtsturm dient. Die Marina Rüsch bietet Platz bis 15 Meter Länge. Kleinere Arbeiten können durch die Feltz-Werft durchgeführt werden. Informationen: marinaruesch.de (Tel.: 040/607 72 03 60).

Bei der Bootswerft Heuer stehen an der Schlengelanlage etwa 150 Plätze mit Strom zur Verfügung. Zentral können Frischwasser getankt und Fäkalien abgesaugt werden. Informationen: bootswerftheuer.de (Tel.: 01578/060 47 80). Von Finkenwerder legt alle 15 Minuten eine Personenfähre in Richtung Hamburger Landungsbrücken ab.

3 Stade

Die Hansestadt Stade, ihre malerische Altstadt und der älteste Hafen an der Unterelbe – 1.000 Jahre alt – sind einen Abstecher auf die Schwinge wert. Tipp: Ein Museumsbesuch im Schwedenspeicher und ein Besuch auf dem historischen Küstenmotorschiff „Greundiek“. Alle Häfen sind tideabhängig. Für die Ansteuerung der Schwingemündung dient der rot-weiß gestreifte Leuchtturm Unterfeuer Stadersand. Die Einfahrt in den Stadthafen ist schmal; auf dem Leitdamm steht eine Bake mit Zylindertoppzeichen. Tidenströmung beachten und Schallsignal geben. Die Straßenbrücke an der Schwinge öffnet auf Anforderung zwischen 6 und 22 Uhr, Wartestege liegen aus (Tel.: 04141/23 17). Es gibt 160 Meter Schwimmstege, an denen man längsseits festmacht. An Wochenenden bilden sich Päckchen. (Tel.: 0151/15 04 04 95).

Alternativ : Der Motor- und Yachtclub Stade liegt am rechten Schwingeufer in Höhe der Eisenbahnbrücke. Zu Niedrigwasserzeiten kann er nicht angelaufen werden. Im Unterhafen können kleinere Boote festmachen, Schiffen über zehn Meter Länge wird empfohlen, den Oberhafen anzulaufen. Informationen: myc-stade.com. (Tel.: 0170/520 65 77). Die Anlegestelle des Seglervereins Stade am Schwinge-Sperrwerk in Stadersand (etwa fünf Kilometer bis Stade) fällt teilweise trocken. Die Stauzeiten des Sperrwerks verursachen teils erhebliche Strömung flussabwärts. Für Gäste und Gastkinder stehen kostenlos Fahrräder zur Verfügung. Informationen: Tel.: 04141/73 05, seglerverein-stade.de.

4 Wedel

Mit rund 2.000 Liegeplätzen ist der Hamburger Yachthafen in Wedel der größte tideunabhängige Sportboothafen Nordeuropas. Öffentliche Verkehrsmittel gibt es in zwei Kilometer Entfernung. Zu Fuß sind es nach Wedel etwa 30 Minuten. In der Nähe lockt ein Strandbad mit Spielplatz, im Sommer auch ein Beach-Club. Tipp: Kunstliebhaber kommen im „Reepschlägerhaus“ auf ihre Kosten, Museums-liebhaber im Heimatmuseum und Frischluftfreunde im angrenzenden 80.000 Quadratmeter großen Auwald. Die Gastplätze sind grün gekennzeichnet. Krane, Slipbahn, Werften und eine Tankstelle sind vor Ort. Alle Liegeplätze sind mit Strom- und Frischwasseranschluss ausgerüstet. Entsorgungsanlagen für Öl oder verunreinigtes Bilgenwasser sind im Hafen vorhanden, genauso wie moderne Sanitäreinrichtungen und ein Hafen-Restaurant. Informationen: Tel.: 0171/276 63 00, hamburger-yachthafen.de.

5 Glückstadt

Die meistgenutzte Möglichkeit, auf dem Weg nach Cuxhaven das einlaufende Wasser abzuwarten, ist der Hafen von Glückstadt. Auch deshalb, weil der Besuch wirklich lohnt: Holländischen Grachtencharme und Boutiquen gibt es bei einem Bummel am Fleth entlang. Danach ein Matjes- oder Krabbenbrötchen im Café „Nettchen“ am Hafenkopf. Der Außenhafen ist tideunabhängig. Die Liegeplätze bei der Seglervereinigung Glückstadt sind für Yachten bis zu einer Länge von 13 Metern geeignet, größere Schiffe müssen im Norden der Schleuseneinfahrt am Warteschlengel festmachen. Um Niedrigwasser muss mit starkem Strom gerechnet werden, da dann ein Zufluss ins Becken über Siele und Pumpen entwässert wird. Das wird mittels eines gelben Blitzlichtes angezeigt. Sanitäranlagen und Hafenmeister findet man auf der Nordseite des Binnenhafens im Vereinsheim.

Der Binnenhafen liegt nahe dem Stadtzentrum und bietet ruhige Plätze, kann jedoch nur um Hochwasser herum angelaufen werden. Das Sperrwerk öffnet im Sommer und auf Anforderung mit einem Tag Vorlauf zwei Stunden vor dem Hochwasser für rund zwei Stunden. Informationen: Tel.: 0173/806 12 87, sv-glueckstadt.de.

6 Brunsbüttel

Während der Kanalhafen vor allem von Sportbooten als Wartehafen für die Einfahrt in den Nord-Ostsee-Kanal genutzt wird, lädt der noch fast naturbelassene tideabhängige Alte Hafen Brunsbüttel auch zu einem längeren Aufenthalt ein. Im Kanalmuseum Atrium kann man sich über die imposante Technik der Schleuse und die Geschichte der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt informieren. Von April bis Oktober werden Schleusenführungen angeboten. Tipp: Für Kinder gibt es hier gleich zwei maritime Erlebnisspielplätze. Auf dem Spieldeck, direkt an der Schleusenpromenade, können sie sich austoben und gleichzeitig Schiffe beobachten. Highlight ist ein Wasserspiel, das die Funktionsweise der Schleusen nachahmt.

Der Alte Hafen Brunsbüttel bietet sich ideal als Übernachtungsmöglichkeit vor oder nach NOK-Passagen an. Von April bis September gibt es rund 95 Liegeplätze. Die von der Seglervereinigung Brunsbüttel (die dieses Jahr 100-jähriges Jubiläum feiert) betriebene Hafenanlage wurde umfassend modernisiert. Selbst für tiefer gehende Kielboote ist es problemlos möglich, den Hafen anzulaufen. Gastplätze befinden sich vor dem Schöpfwerk auf der Westseite des Hafens und an den mit grünen Schildern gekennzeichneten Plätzen. Informationen: Tel.: 04852/839 19 09, svb-bru.de.

7 Cuxhaven

Die Stadt an der Elbmündung hat eine lange Liste an maritimen Sehenswürdigkeiten. Tipp: Wattwandern nach Neuwerk, im Museum „Windstärke 10“ den Gefahren der See lauschen und in den Hapag-Hallen dem Weg Hunderttausender Passagiere der Hamburg-Amerika-Linie folgen. Und danach: natürlich an den Strand. Außerdem sehenswert: Ringelnatz-Museum, Semaphor, Kurpark, Fort Kugelbake und das Feuerschiff „Elbe 1“.

Der Yachthafen der Segler-Vereinigung Cuxhaven etwas nördlich des alten Fischereihafens ist tideunabhängig und bietet 150 Gastliegeplätze. Boxen für Boote bis 15 Meter, Boote 15–20 Meter als Längslieger. Quer zur Einfahrt läuft ein starker Strom, es ist ratsam, die Hafeneinfahrt unter Motor zu passieren. Dieseltankstelle unmittelbar hinter der Hafeneinfahrt (Selbstbedienung, Kredit- und EC-Karte). Informationen: Tel.: 04721/341 11, svc-cux.de.

Die City-Marina bietet ganzjährig Gastplätze für Boote bis 30 Meter an. Die Einfahrt erfolgt durch den Alten Hafen. Die Klappbrücke öffnet von 5 bis 23 Uhr halbstündig auf Anfrage (UKW-Kanal 69 „Cuxhaven Lock“ oder Tel.: 04721/50 01 20). Das Lotsenviertel grenzt direkt am Hafenbecken an. Die Deichstraße mit Restaurants, Bars und Kneipen und die Innenstadt sind in fünf Minuten zu Fuß erreichbar. Informationen: Tel.: 04721/667 71 39, citymarina.de.

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