RevierRund um die Reichenau – Geheimtipps für Bodensee-Neulinge

YACHT-Redaktion

 · 02.11.2024

Ein 30er Schärenkreuzer zieht vorbei an der Kirche St. Peter und Paul in Niederzell am Nordwestzipfel der Reichenau
Foto: YACHT/Dr. Heinz Klausmann
Vor 1300 Jahren wurde das weltberühmte Kloster Reichenau auf der größten Insel des Bodensees errichtet. Von hier aus lassen sich viele weitere Attraktionen an den Ufern ringsum erkunden – am besten unter Segeln

Text von Dr. Heinz Klausmann

Pegelstand 505 Zentimeter bei Rheinkilometer 0 an der Alten Rheinbrücke in Konstanz: Am 13. Juni ist der Höhepunkt des diesjährigen Hochwassers am Bodensee erreicht. Der Untersee, der südwestliche Teil des drittgrößten Sees Europas, ist mehr als randvoll. Stellenweise tritt er übers Ufer. Auf der deutschen Seite wird die Hochwasservorwarnstufe ausgerufen, am Schweizer Ufer gar die höchste Warnstufe. In Teilen der seenahen Ortschaften heißt es Land unter, Feuerwehren und Kata­strophenschutz sind im Dauereinsatz.

Auch auf der Reichenau müssen Abschnitte des Uferwegs gesperrt werden. Am Sportboothafen Herrenbrücke am Nordufer der Insel schaut der See über seine Ränder. Die Bootsstege und das Hafenrestaurant „Seeräuber“ sind nur über rasch errichtete Holzkonstruktionen erreichbar.

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Der Juni als Segelmonat ist also mehr oder minder buchstäblich ins Wasser gefallen. Entsprechend groß der Nachholbedarf, als sich in den folgenden Sommerwochen endlich Gelegenheiten zu unbeschwerten Segelausflügen bieten. Für die „­Augia ­Divis“ ist es zudem die Premieren­saison am See. Die werftneue Biga 270 ist nach einer alten Bezeichnung für die Insel Reichenau benannt und hat dort seit dem Frühjahr ihren Heimathafen. Mit ihr soll es nun einmal in sämtliche Ecken des überwiegend nur ansässigen Bootsfahrern bekannten Reviers gehen – sozusagen auf ­große Untersee-Rundfahrt.

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Panoramen, so weit das Auge reicht

Der erste Weg führt allerdings nicht aufs Wasser, sondern zur Aussichtsterrasse auf der Hochwart, der mit 441 Meter über Normalnull höchsten Erhebung der Insel. Von dort oben lässt sich das komplette, 62 Quadratkilometer große und in verschiedene Bereiche untergliederte Revier überblicken.

Im Norden sieht man den Gnadensee mit dem auch bei starken Westwinden bestens geschützten Yachthafen Reichenau. Am nördlichen Seeufer liegt Allensbach mit seinen für den Untersee typischen Bojenfeldern. Richtung Nordwesten erstreckt sich der Zeller See bis hin nach Radolfzell, der drittgrößten Stadt am See. Die Halbinsel Mettnau trennt den Zeller See vom nördlich davon gelegenen Markelfinger Winkel, einem beschaulichen Naturschutzgebiet. In südwestlicher Richtung schaut man von der Hochwart auf den Rheinsee. Zwischen der hoch aufragenden Halbinsel Höri im Norden und dem südlich gelegenen Schweizer Ufer mit der Seerücken genannten Bergkette im Hintergrund verjüngt er sich bis kurz vor Stein am Rhein. Von dort macht sich sein Wasser über den Hochrhein auf den langen Weg gen Nordsee.

Den Ausblick nach Süden auf den schweizerischen Kanton Thurgau mit den Orten Berlingen, Mannenbach und Ermatingen genießt man am besten von der Terrasse der Werkgalerie Hochwart. Seit 1833 überragt das als Teehaus und Belvedere erbaute Gebäude die Anhöhe. Die Kunsthandwerkerin Juliane Epp serviert ihren Gästen bei schönem Wetter neben Tee und Kaffee selbst gebackenen Kuchen. Ein Platz zum Verweilen. Nach Osten schließlich schweift der Blick über ausgedehnte Weinberge bis zum Naturschutzgebiet Wollmatinger Ried. In der Ferne erkennt man mit bloßem Auge gerade noch Gottlieben. Der erste Ort am Untersee liegt an der Grenze zum See­rhein. Durch diesen vier Kilometer langen, flussartigen Seeteil presst der fast achtmal größere Ober­see ab Konstanz sein Nass, bevor es in den mit 13 Meter durchschnittlicher Wassertiefe wesentlich flacheren Untersee strömt.

Bei klarem Wetter – insbesondere an Föhntagen – bildet die Alpenkette vom Bregenzer Wald im Osten bis hin zum Säntis und den Churfirsten im Süden eine stattliche Kulisse. Stundenlang könnte man sich an all den Panoramen sattsehen. Doch uns zieht es aufs Boot.

Landmarken überall am Untersee

Neugierig lugt die Biga mit ihrem Bug­spriet über den Steg. Die Regenfälle des Frühsommers haben sie auf fast zwei Meter über Grund aufschwimmen lassen. Ungewöhnlich! Noch im letzten Jahr waren die hiesigen Segler in Sorge, ihre Boote infolge viel zu niedriger Wasserstände in den Häfen schon lange vor Saisonende wieder auswassern zu müssen. Mit ihren 1,45 Meter Tiefgang und 8,50 Meter Länge ist die „Augia Divis“ wie für den Untersee geschaffen. Sie segelt agil und bietet drei bis vier Seglern ausreichend Platz im Cockpit und unter Deck. Fast noch wichtiger: Boote dieser Größe finden auch in der Hauptsaison einen Gastplatz in den Häfen am Untersee. Mit größeren Yachten hingegen wird es mitunter schwer, ohne frühzeitige Anmeldung irgendwo unterzukommen.

Bevor wir die Leinen loswerfen, begegnen wir am Steg Marco Mayer-Gronau. Er liebt klassische Yachten und zeigt uns stolz seinen Anfang der 1960er Jahre gebauten Holzdrachen. In mehr als 2000 Arbeitsstunden hat er die „Orion“ wieder flottgemacht. Mayer-­Gronau segelt seit seiner Jugend auf dem Bodensee und kennt hier jeden Winkel. Ob es ihm je langweilig geworden sei? „Natürlich nicht! Bei Flaute genieße ich das Baden vor der Liebes­insel. Und wenn es mal richtig viel Wind gibt, dann freue ich mich mächtig aufs Regatta­training mit meinem Langkieler“, schwärmt Mayer-­Gronau von seinem Revier.

Wir legen ab. Kaum haben wir den Hafen verlassen, kommt uns die MS „Gnadensee“ entgegen. Die schneeweiße Fähre pendelt zwischen der Insel Reichenau und Allensbach. Bei ausreichendem Abstand zum Ufer drehen wir in den Wind und setzen die Segel. Dann kreuzen wir auf gegen einen leichten Ostwind. Bei normalem sommerlichen Wasserstand wären einige Wenden mehr erforderlich. Das liegt an der mit maximal 1,9 Kilometern geringen Breite des Gnadensees sowie an weit in den See reichenden Flachs vor dem Reichenauer Ufer. Zwar fällt selbst Revierneulingen überall am Untersee die Navigation anhand von Landmarken leicht. Dennoch ist ein Kartenplotter mit zuverlässiger Tiefenanzeige äußerst wertvoll.

Rot-weiß-rote Bojen beenden unsere Kreuz. Sie kennzeichnen den westlichen Rand des Wollmatinger Rieds. Eine letzte Wende bringt uns auf Kurs Bruckgraben. Dort angekommen ist Schluss. Die zehn Meter breite und von einer Straßenbrücke überspannte Engstelle passieren nur noch Boote mit geringem Tiefgang und flachem Aufbau. Die Brücke sowie ein Damm, der 1838 auf Initiative von Napoleon III. gebaut wurde, verbinden die Reichenau mit dem Festland. Eine Statue des Schutzheiligen Pirmin begrüßt hier die Inselbesucher.

Herrliche Ankerplätze auf zwei bis vier Meter Tiefe

Wir fallen ab, segeln jetzt raumschots entlang des Reichenauer Nordufers. Auf Höhe von Oberzell fällt der Blick auf die ab dem Jahr 888 erbaute Basilika St. Georg mit ihren berühmten Wandmalereien. Aus dem Schilf­ufer davor ragt bald ein flacher Steg hervor. Kleinere Boote landen dort an. Unweit entfernt drängen sich „Bei Riebels“ die Touristen. TikTok und Instagram haben dem Fischbistro, das anfangs vor allem Einheimische zu schätzen wussten, zu enormer Popularität verholfen. Ein Besuch der traditionellen Fischhandlung lohnt nach wie vor. Im Angebot sind lokale Spezialitäten wie Felchen, Saiblinge und Kretzer.

Weiter geht es in flotter Fahrt westwärts. Nach einer Halse vor dem Bojenfeld von Allens­bach legen wir Kurs an Richtung St. Peter und Paul in Niederzell. Die 799 geweihte Basilika überragt den Westzipfel der Reichenau. Hinter dem dortigen Bürg­le­horn heißt es aufpassen: Ein ausgedehnter Flachwasserbereich erstreckt sich von der Reichenau bis zur Spitze der Halbinsel Mettnau. Bei Hochwasser wie im Sommer 2024 kein Problem. Bei niedrigen Wasserständen sitzen hingegen immer wieder revierunkun­dige Skipper mit ihren Yachten auf den Flachs rund um die Untiefen Stuhlrain und Straßenrain auf.

Die grün-weißen Seezeichen 32 und 33 markieren die sichere Passage vom 13 Quadratkilometer großen Gnadensee in den nur wenig kleineren Zeller See. Zwischen den grünen Dreiecken misst das Echolot des Öfteren unter vier Meter Wassertiefe.

Im Lee der Insel schwächt der Wind ab. Zeit für den Code Zero, Kurs Süd. Weit reicht der Hang vor der Ostspitze der Halbinsel Höri in den Untersee hinein. Insbesondere bei schlechter Sicht und in der Nacht ist auch hier bei niedrigem Pegelstand Vorsicht geboten. Im Sommer bietet der Bereich zwischen den Seezeichen und dem ufernahen Naturschutzgebiet vor der Halbinsel bei ruhigem Wetter herrliche Ankerplätze auf zwei bis vier Meter Tiefe.

Auf südwestlichem Kurs ist bald das Seezeichen 7 vor Horn erreicht. Der dortige gut geschützte Hafen bietet sich zur Übernachtung an. Es gibt einige Gastbojen für Boote unter 1,5 Tonnen Verdrängung. Wir aber segeln weiter und rufen später André Gisler an. Der Hafenmeister von Steckborn weist uns Platz 151 im West­becken des Yachthafens Feldbach genau vor seinem Büro zu. Seemännisch korrekt setzen wir die Gastlandflagge der Schweiz, wird doch die Grenze zwischen Deutschland und seinem südlichen Nachbarn einvernehmlich auf die Seemitte verortet.

Otto-Dix-Haus und Hesse-Haus am Bodensee

Vor dem Einlaufen bietet sich die Seetankstelle an der nordöstlich des Hafens gelegenen Schiff­lände von Steckborn zum Auffüllen des Dieseltanks an. Das Anlegen am Schwimmsteg in Steckborn ist unkompliziert und die Wege sind kurz. Strandbad und Ortszentrum erreichen wir fußläufig binnen wenigen Minuten. Unmittelbar hinter dem Hafen findet sich ein großer Supermarkt. Doch heute geht es zum Nacht­essen nach nebenan. Von der Seeterrasse des „See & Park Hotel Feldbach“ reicht der Blick über den Yachthafen hinüber zur Altstadt von Steckborn und weit über den See. Küchenchef Nico Lilla zaubert aus lokalen Fischen eine köstliche Bouil­la­baisse. Wunderbar auch die Egli­filets mit gerösteten Mandeln, begleitet von einem Vio­gnier aus dem nahe gelegenen Thayngen. Ein herrlicher Genuss regionaler Produkte.

Am nächsten Morgen dann Flaute. Wir motoren eine Viertelstunde lang zur An­legestelle Hemmenhofen. In der Höri­gemeinde starten wir das Kulturprogramm des Tages. Den Anfang macht ein Besuch des Otto-Dix-Hauses. Darin sind Leben und Wirken des berühmten Malers dargestellt. Unweit entfernt, in Gaienhofen, warten das Hesse-Museum und das Mia-und-Hermann-Hesse-Haus. Vom Gastplatz an der Anlegestelle der Untersee-Rhein-Schiff­fahrtsgesellschaft sind es nur 600 Meter zum ehemaligen Wohn­sitz des Literaturnobelpreisträgers und zum Gemeinde­museum. Beide sind sehenswert.

Ein kühler Wind vereitelt anschließend einen geplanten Besuch im nahe gelegenen Strandbad. Stattdessen setzen wir Segel und nehmen Kurs auf Stein am Rhein. Der Düseneffekt zwischen den rund 700 Meter hohen Bergrücken von Höri und dem Seerücken verleiht dem Westwind Kraft und erleichtert die Kreuz. Unterstützend wirkt die Strömung des sich allmählich zum Fluss verjüngenden Sees. Vorsicht ist geboten angesichts des enger werdenden, auf deutscher Seite mit Seezeichen markierten Fahrwassers.

Wende um Wende arbeiten wir uns vor bis ­Eschenz. Ein rot-weiß-rotes Seezeichen verwehrt Segelbooten hier die Weiterfahrt. Halse. Entlang des Schweizer Ufers geht es raumschots mit wohlgefüllten Segeln vorbei an Mammern. Auf das legendäre Güggeli, ein Backhähnchen, das im Restaurant „Schiff“ zubereitet wird, verzichten wir dieses Mal. Stattdessen soll der Besuch im Napoleonmuseum auf dem Arenenberg oberhalb von Mannenbach den Nachmittag krönen. Ein Liegeplatz findet sich in Ermatingen. Der neu gestaltete Hafen ist für eine ruhige Übernachtung an Bord gut geeignet.

Abstecher ins Wollmatinger Ried

Wir wandern hinauf zum Schloss mit seinem wundervollen Park. Die Terrasse inmitten von Weinbergen bietet bei abendlicher Sonne eine herrliche Aussicht auf den Untersee, die Reichenau und die Vulkanberge des Hegau in der Ferne – spektakulär!

Anderntags fahren wir unter Motor weiter nach Gottlieben. Der See weitet sich zwar zusehends, er ist hier allerdings flach und das Fahrwasser schmal. Für den Untersee typische Wiffen, Holzpfähle mit Körben oder grün-weißen Tafeln, weisen den Weg. Höckerschwäne, Blässhühner und Haubentaucher besiedeln die Wasserfläche des 757 Hektar großen Wollmatinger Rieds. Mittendrin ankert die „Netta“, ein Boot, das dem Nabu als Vogel­beobachtungsstation dient.

Nach einer weiteren halben Stunde verengt sich der See zu einem flussartigen Wasserlauf. Gegenströmung verlangsamt die Fahrt vorbei an der Krüger- und der Kibag-­Werft mit ihrem Tankanleger. Bald ist das Ende des Untersees in der romantischen Ortschaft Gottlieben erreicht. Am wundervollen 1251 erbauten Schloss beginnt der See­rhein. Von den nahen Werften laufen zahlreiche Motoryachten zu Tages­touren auf den vier Kilometer entfernten Obersee aus. Segelyachten müssen hierzu vor den Konstanzer Rheinbrücken den Mast legen. Ankern ist im gesamten Seerhein nicht erlaubt. Es gibt aber nahe bei den Restaurants im Ortskern Anlegemöglichkeiten.

Uns zieht es zurück auf den Untersee. Ab Ermatingen wartet ein langer Schlag unter Segeln Richtung Radolfzell auf „Augia Divis“. Bei 3 bis 4 Beau­fort aus ­Südwest segeln wir vorbei an der 1897
gegründeten Bootswerft Beck. An der Südküste der Reichenau baut Rolf Winterhalter formschöne und schnelle 30er Schärenkreuzer. Er ist selbst sehr erfolgreich in der Regattaszene dieser am Bodensee beliebten Bootsklasse unterwegs. Der Pinnenpilot übernimmt. Zeit für ein Sandwich mit Felchen­filet und einen Landjäger. Während des Picknicks passieren wir die Schiffs­lände Reichenau mit dem Posten der Wasser­schutzpolizei. Gleich daneben strahlt das Hotel „Löchnerhaus“ traditionellen Charme aus. Nur bei ruhigem Wetter lässt der Wasserstand ein Anlegen am ungeschützten Hotelsteg zu.

Wir nehmen die Landmarke Hohen­twiel ins Visier. Auf einem Bug ziehen Code Zero und Großsegel die Biga bis vor den Yachthafen Wäsch­bruck in Radolfzell. Es ist ein langer Schlag – eine seltene Freude für Untersee-Segler. Die Einfahrt ist auch trotz bereits einsetzender Dämmerung kein Problem. Nachts ist sie befeuert. Gäste dürfen hier an einem der Stegköpfe anlegen. Das erspart uns die Suche nach einem mit einem grünen Schild gekennzeichneten Boxenplatz. In der Stadt gibt es gute Einkaufsmöglichkeiten und Restaurants. Zu Beginn der Sommerferien finden im Freiluftkino am Strand die Radolfzeller Filmnächte statt. Sehenswert ist auch die Wasserprozession mit geschmückten Booten vom Hafenort Moos auf der Höri im Juli jeden Jahres.

Weiter geht die Tour. Es ist sehr warm. Bei Flaute tuckern wir entlang der Halbinsel Mettnau mit Blick auf den Park der Reha­klinik Mettnau. Vor der Liebes­insel ankern wir zum Baden. Das Wasser ist glasklar. Die Sonne geht schon über den Hegaubergen unter, als wir uns der Bucht vor dem Strandbad Reichenau nähern. Ein idealer Ankerplatz. Bald brutzeln Kretzer­­filets in der Pfanne, dringt der Duft von auf der Insel gewachsenem Mangold aus dem Niedergang. Ein Muscaris von Moser Seewein begleitet jetzt das Mahl. Unter einem imposanten Sternenhimmel freuen wir uns über einen weiteren Urlaubstag so nah dem eigenen Zuhause und gefühlt doch Lichtjahre davon entfernt. Nach einer ruhigen Nacht ist es bald mit der Ruhe vorbei. Besuch hat sich angekündigt: Die Enkelkinder kommen. Wir wechseln vom Kajütboot auf die Fischer­gondel, um auch den Nachwuchs fürs Heimat­revier zu begeistern. Doch das ist eine andere ­Geschichte.

Kaiser und Könige, Mönche und Henker

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Historie: Der Name des Bodensees geht wohl zurück bis ins 9. Jahrhundert. Abgeleitet ist er von der Königspfalz Bodman. Die Karolingerkönige, Nachfolger von Karl dem Großen, waren wiederholt in Bodman zu Gast und hielten hier mit regionalen Adligen Hoftage ab. Ungleich spannender ist die Namensherkunft und Bedeutung des Gnadensees. Sie reicht zurück in die Zeit, als die Gerichtsbarkeit auf der Reichenau angesiedelt war. Wurde ein Angeklagter zum Tode verurteilt, durfte das Urteil nicht auf dem heiligen Boden der Insel vollstreckt werden. Der Verurteilte wurde stattdessen mit dem Boot zum Festland gebracht. Entschloss sich der Abt unterdessen zur Begnadigung, so ließ er vor der Ankunft des Verurteilten am anderen Ufer eine Glocke läuten. Dies informierte den Henker, dass dem Verurteilten Gnade gewährt wurde.

Das Kloster auf der Reichenau wurde im Jahr 724 von Bischof Pirmin mit zunächst 40 Benediktinermönchen gegründet. Abt Heito I. begann 816 mit dem Bau des Münsters St. Maria und Markus im Inselzentrum. Abt Hatto III. verhalf als Erzkanzler des Karolinger­reichs ab 888 der Reichenau zu politischer Macht und veranlasste den Bau der Kirche St. Georg in Oberzell mit ihren weltberühmten Wandmalereien. Die im 10. und 11. Jahrhundert entstandenen Handschriften des Klosters sind herausragende Zeugnisse der ottonischen Buchmalerei. Aus ihrer langen Vergangenheit blieben der Reichenau ihre drei romanischen Kirchen sowie die Kunstwerke in der Münsterschatzkammer.

Bioweine vom Bodensee

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Das Weingut Arenenberg – hier ist Peter Mössner Reb- und Kellermeister (Foto) – geht konsequent zum biologischen Anbau über. Bis vor wenigen Jahren überwog noch Müller-Thur­gau. Seither setzt man auf Vielfalt. So wird auf 25 Ar die Schweizer Rebsorte Divona erzeugt. Arenenberg.ch Bio-Winzer Julian Moser pflanzte auf den Flächen der Großeltern am Süd­ufer der Reichenau die ersten Reben. Neben einem Muscaris hat er einen Cuvée blanc und einen halbsüßen Solaris im Angebot. Zum 1300-jährigen Inseljubiläum kreierte er zudem einen Prosecco.

Boote vom Bodensee

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Rolf Winterhalter führt die Bootswerft Beck in vierter Generation. Der Betrieb wurde 1897 gegründet und fertigt unter anderem die typischen Reichenauer Fischergondeln. Segelfreunde können zudem wählen zwischen den formschönen 30‑m²-Schärenkreuzern sowie den schnittigen Booten der 990er und 1140er Werftklasse im ebenfalls traditionellen Stil. Alle Bootsrümpfe gibt es wahlweise in Holz oder mit Glasfaser-Polyester im Handauflegeverfahren gefertigt. Außerdem werden in der Werft alle üblichen Bootsservicearbeiten durchgeführt.

Segler am Bodensee

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Klub

„Die Förderung des Segelsports und insbesondere der Jugend im Segelsport und die Organisation von Regatten sind wesentliche Ziele“, zitiert Jürgen Leonards vom 1973 gegründeten Verein Jollensegler Reichenau aus der Satzung. Insbesondere bei den rund 25 Jugendlichen erscheint diese Vorgabe bestens umgesetzt. Amelie Wehrle errang 2022 nicht nur die Deutsche Jugend­meister­schaft in der 420er Klasse. Sie wurde mit Vorschoterin Amelie Rinn aus Radolfzell im gleichen Jahr auch Jugend­europa­meisterin und Vize­welt­meisterin bei den ­Youth Sai­ling ­World Cham­pion­ships in Den Haag. Ihr jüngerer Bruder Hannes wurde 2023 bereits Deutscher Jugendmeister, und er qualifizierte sich 2024 bei der Kieler Woche mit dem 420er zur Teilnahme an der Jugend­welt­meister­schaft. Beide zählen zur Jugend­national­mann­schaft des German Sailing Team.

Schule

Das Bodenseeschifferpatent ist zum Führen eines Fahrzeuges mit Maschinenantrieb (über 4,4 kW) sowie eines Segelfahrzeugs mit mehr als zwölf Quadratmeter Segelfläche erforderlich. Kolja Packard und sein Team bieten von April bis September unter anderem Kompaktkurse zur Vorbereitung sowohl auf den theoretischen als auch den praktischen Teil der Prüfung beim Landratsamt Konstanz an. Der Gnadensee ist dank seiner geschützten Lage ein ideales Trainingsrevier auch für Anfänger. Die Segelschule bietet ihren Schülern nach bestandener Prüfung zudem die Möglichkeit, die Boote in Tages­charter auszuleihen.

Wissenswertes für den Törn auf dem Bodensee

 | Karte: YACHT | Karte: YACHT

Sturmwarnung

Rund um den See stehen weithin sichtbare Signal­masten mit orangefarbenem Blinklicht, die mit 40 Blitzen pro Minute vor Starkwind mit Geschwindigkeiten von 25 bis 33 Knoten warnen. Mit 90 Blitzen wird vor Sturm mit Windgeschwindigkeiten von über 33 Knoten gewarnt. Wassersportler sollten die Sturmwarnungen unbedingt ernst nehmen, da sich das Wetter auf dem Binnenrevier oftmals schnell ändert und sich mitunter heftige Gewitter bilden.

Bodensee-Schifffahrts-Ordnung

Das amtliche Bodenseeschifferpatent ist Pflicht. Ein Ferienpatent wird für 30 Tage im Jahr ausgestellt (Infos: bodenseekreis.de). Das Einleiten von Fäkalien ist auf dem gesamten See verboten. Vorm Einwassern auswärtig zugelassener Boote mit Borddurchlässen das Landratsamt Konstanz kontaktieren (Infos: lrakn.de). Und: Motorgetriebene Schiffe müssen 300 Meter Abstand zum Ufer oder vorgelagerten Schilfgürteln einhalten. Beim An- und Ablegen und Ankern das Ziel auf dem kürzesten Weg und nicht schneller als mit zehn Stundenkilometer ansteuern!

Literatur & Karten

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