Noch bevor es richtig losgeht, ist das Rennen für die Ersten gelaufen. Drei Boote berangeln sich an der Startlinie so sehr, dass es zur Karambolage kommt. Alle drei fliegen raus, ehe überhaupt die Kanone abgefeuert wird.
Dabei spielt die Szene nicht etwa auf einer Meisterschaft, sondern zu Beginn der MidsummerSail 2024. Die Langstrecke wird von ihren Veranstaltern zwar als längste und härteste Ostseeregatta bezeichnet, gemeint ist damit aber nicht der Kampf mit den Gegnern. Denn das Offshore-Rennen führt vom südlichsten bis zum nördlichsten Punkt des Binnenmeeres – über eine Distanz von rund 900 Seemeilen.
„Total überflüssig“, wird Robert Nowatzki den folgenschweren Ehrgeiz am Start nach der Regatta nennen. „Man kann doch so eine Langstrecke nicht am Start gewinnen. Verlieren allerdings schon.“
Robert ist hier der Chef. Bereits zum neunten Mal organisiert er die MidsummerSail. Von Wismar bis zur gelben Tonne in Töre. Länger geht’s auf der Ostsee nicht.
Am Anfang war es, wie so oft, nur eine Schnapsidee. 2016 segelte Robert mit einem Freund auf einer kleinen Hallberg-Rassy 24 nonstop die Strecke ab. Elf Tage brauchten sie damals und hatten so viel Spaß, dass sie beschlossen, die Sache auszubauen und schon im darauffolgenden Jahr eine Regatta zu starten. Also bastelten sie eine Webseite, ein Online-Segelmagazin brachte einen Bericht, aber niemand meldete sich. Weihnachten kam, sie wollten das Ganze schon abhaken, da wollte der ASV Rostock auf einmal mehr wissen und meldete seine „Universitas“ an.
Insgesamt fünf Boote starteten, drei kamen an. So begann das. Und heute muss Robert die Teilnehmerzahl auf 100 Schiffe begrenzen, danach kommt man auf die Warteliste. Weil einige noch kurzfristig storniert haben, sind diesmal 80 Boote am Start. Nur 52 werden am Ende ins Ziel kommen. Doch davon später.
Eine Schlange vor den Duschen bis zur Eingangstür. Letztes warmes Wasser für die nächsten sechs Tage, mindestens. Und die Gespräche an diesem Morgen drehen sich nur um eins: Wie wird der Wind?
Wird es wirklich so schlimm? Nach allem, was wir da gestern Abend gehört haben, versuchen es einige mit Galgenhumor. „Hoffentlich kommen wir überhaupt über die Startlinie!“ Und ein Witzbold denkt laut darüber nach, einfach vier Stunden eher zu starten. Nur die Zeitstrafe kann ihn davon abhalten.
Ein Meteorologe aus Kiel hatte uns nämlich in seinem Wetter-Briefing ziemlich demotiviert. Flaute, und wenn überhaupt Wind, dann höchstens Thermik dicht unter der Küste. Schuld sei ein kräftiges Hoch über dem Baltikum, das Heißluft aus dem Mittelmeerraum bis nach Skandinavien schaufelt. 28 Grad in Schweden wären zu erwarten, so seine Prognose.
Man klopfte sich gegenseitig auf die Schulter: dann mal schönen Sommerurlaub. Zudem weiß Robert zu berichten, dass auch im letzten Jahr die meisten wegen andauernder Windarmut aufgegeben hätten. Die längste Ostseeregatta also, aber auch die härteste? Wir werden sehen.
Noch ein Cappuccino bei „Windstärke 10“ (so heißt das Café hier im Yachthafen Weiße Wiek), dann laufen wir mit dem Teilnehmerfeld aus. Wir segeln die „Lisa“, einen 59-Fuß-Dykstra-Pilot-Cutter, und damit das größte Boot im Rennen. Geert ist der Eigner, an Bord sind außer uns beiden noch Geerts Frau Catarina und Florian, ein Freund der beiden.
Die acht Seemeilen von hier bis zur Startlinie zwischen den Schwedenköpfen vor Wismar legen alle unter Maschine zurück, dann sammelt sich die Flottille südlich der Linie, um die ersten Starter nicht zu behindern. Mit einem dröhnenden Kanonenschuss von Bord der Kogge „Wissemara“ wird Gruppe eins um 13 Uhr auf die Reise geschickt.
Langsam, ganz langsam dümpeln die Schiffe nordwärts davon. 15 Minuten später die nächste Gruppe, und dann sind wir an der Reihe. Kein Stress, aus allem so gut es geht raushalten, ist die Devise an Bord.
Noch sieben Minuten. Mit einem, höchstens zwei Knoten kreuzen wir im engen Fahrwasser. Dann passiert es. Catarina, mit Blick aufs Echolot, wird plötzlich hektisch. „Sofort wenden, hier wird’s flach“, ruft sie. Zu spät, wir sitzen schon. Man hört förmlich, wie sich der Kiel im Schlick festsaugt. Jede Anstrengung ist müßig, nur mit fremder Hilfe können wir uns befreien. Das geht ja gut los.
Inzwischen ist auch die letzte Gruppe, die der Multihulls, abgereist. Ganze 38 Minuten zu spät, als 80. und allerletztes Boot segeln wir schließlich über die Linie. Aber was macht das schon, bei 900 Meilen, die vor uns liegen. Treiben wir eben das ganze Feld vor uns her. Schon nach einer Stunde überholen wir den Ersten. Um 16 Uhr weht der Wind mit acht Knoten aus Nordnordost, und die „Lisa“ schiebt ihre 30 Tonnen mit sechs Knoten durchs Wasser. Und um 18.30 Uhr, nachdem der Wind auf Ost gedreht und auf Stärke vier zugenommen hat, sieht uns der Tracker schon auf Platz 54.
Wachwechsel um null Uhr. 45 Meilen stehen auf der Logge. Der Wind kommt schwach aus Ost, bis jetzt stimmt die Vorhersage. Hell sind die Lichter von Rostock an Steuerbord, die Fähre aus Trelleborg kreuzt vor unserem Bug. Vor Darßer Ort steuern einige Skipper weiter einen nördlichen Kurs. Vielleicht haben die noch den Vortrag vom Wetterexperten im Ohr, der genau das empfohlen hat.
Aber eine größere Gruppe wendet, und nach kurzer Überlegung vertrauen wir der Schwarmintelligenz und gehen auch über Stag. Nur zweieinhalb Knoten Fahrt über Grund. Kommentar vom Skipper: „Den Drang, bei ein bis zwei Knoten Wind zu kreuzen, hat man ja sonst nicht. Motor an, und los geht’s.“ Aber jetzt ist Regatta.
Um 9 Uhr ist der Himmel über uns grau. Nur in weiter Ferne hat die Decke Löcher. Die Kreidefelsen von Møn leuchten weiß in der Morgensonne. Davor, wie auf eine Schnur gezogen, die Frachter in der Kadetrinne. Um zwölf reißt auch der Rest des Himmels auf, und um 14 Uhr, nach 24 Stunden, haben wir immerhin schon 115 Meilen im Kielwasser.
Ein Funkspruch: „,Kairos‘ für ‚MimiElectra‘– da habt ihr euch ja schön direkt vor uns gesetzt, wir können sogar eure Bratkartoffeln riechen.“ Antwort: „Das sind keine Bratkartoffeln, bei uns gibt’s heute Coq au Vin!“
Abends ändert sich dann alles. Mit 4 Beaufort bläst es schon, aber dabei wird es nicht bleiben. Verschiedene Vorhersagemodelle werden verglichen, und alle sind sich einig. Wir müssen mit Böen bis 30 Knoten rechnen. Nicht ohne Spott zitieren wir den Wettervortrag – sei’s drum.
Den Gennaker, der in Erwartung der lauen Lüfte schon wie eine lange Wurst einsatzbereit an Deck lag, packen wir wieder weg. Stattdessen legen wir zur Nacht das zweite Reff ins Groß.
Querab an Backbord, an den schwedischen Stränden, wird jetzt die Mittsommernacht gefeiert, aber wir sehen nichts davon. Die Entfernung ist zu groß.
Drei Uhr früh, inzwischen bläst es mit fünf bis sechs, und dann kommen auch die Böen. Natürlich direkt von vorn, und dazu nun auch noch schwere Regenschauer.
Die Hanöbucht wird zur Buckelpiste. Dicht vor unserem Bug kreuzt die „Windspiel“ unseren Kurs. Besonders glücklich sehen die auch nicht aus. Im zweiten Reff und mit der Kutterfock kämpft sich die „Lisa“ durch die kurzen, steilen Wellen. Volle Konzentration ist am großen Rad gefordert, damit sie sich mit ihren 30 Tonnen nicht feststampft, aber das macht Spaß.
So heftig sind die Schiffsbewegungen allerdings, dass bei einigen Crewmitgliedern die Gesichter grün werden. Die Fische wollen ja auch mal gefüttert werden. Um 14 Uhr, ungefähr auf der Höhe von Utklippan, beruhigt sich das Ganze so weit, dass wir ausreffen und die Genua wieder ausrollen können. „Nordwest 3, ergiebiger Regen“, steht im Logbuch.
Anderen ist es wohl deutlich schlechter ergangen. Im Live-Tracker sehen wir, dass eine ganze Reihe Boote in Häfen auf Bornholm, in Trelleborg, Ystad oder Skillinge Schutz gesucht hat. Und wie sich die Schiffchen dann nach einer Pause wieder weiterbewegen. Die Regeln erlauben das.
Aber wir sehen auch, dass sich immer mehr auf dem Display plötzlich grau färben, was bedeutet, dass sie das Rennen abgebrochen haben. Zu wenig Wind wird nicht der Grund gewesen sein.
Stockschwarze Finsternis um Mitternacht. Die Böen erreichen mittlerweile 35 Knoten, es heult und pfeift in den Wanten. Die Wellen als fies zu beschreiben würde die Sache beschönigen. Wieder mit zwei Reffs im Groß kämpfen wir uns östlich von Öland durch die Wasserwildnis.
Um fünf Uhr taucht die „Orinoco“ an Steuerbord auf. Durch den Regenschleier sehen wir, wie sie in wildem Ritt die Wellenberge erklimmt, um dann jedes Mal ganz tief ins Tal zu fallen.
Selbst bei unserem hochbordigen Schiff passiert es, dass der Bug zweimal grünes Wasser übers Deck schaufelt, das blöderweise einen mysteriösen Weg durchs Skylight findet, sodass der Salon zur Duschkabine wird. Unsere Klamotten sind sowieso mittlerweile total nass und klamm. Besonders unangenehm ist das, wenn man beim Wachwechsel wieder in die feuchtkalten Sachen steigen muss.
Die beiden führenden Boote, die „Luft“ und die „Cheekytattoo“, sind um diese Zeit schon auf Höhe Stockholm. Beeindruckend. Aber wir sind nicht die Einzigen, die hier hart kämpfen müssen. Ganz dicht hinter uns fährt die „Addictif“, eine Pogo 30 mit Skipper Thomas Schrepffer. Der ist allein an Bord seiner Rennflunder, einer von vier Soloseglern im Rennen.
Zweimal hat er beim Silverrudder mitgemacht und segelt nun zum ersten Mal so eine Langstrecke über mehrere Tage. Die größte Herausforderung, dachte er vorher, wäre das Schlafmanagement. Dann kam dieser Sturm.
Im Moment hat Thomas ernsthaft Angst um sein Boot und denkt schon ans Aufgeben, als ihm sein Freund Lennart Burke einfällt, Mini-Transat-Teilnehmer 2021, und was der vor dem Rennen zu ihm gesagt hat: „Bevor du ans Aufhören denkst, ruf mich erst mal an!“
Lennart ist gerade in den USA, da ist es sonniger Nachmittag, als er ans Telefon geht. Ein paar Tipps zum Trimm, ein paar muntermachende Worte reichen aus, und Thomas segelt weiter. Ungefähr zur selben Zeit hat Hajo Hensel, auch er allein an Bord, gerade die Segel seiner Dehler 30 „Tutto Bene“ eingestellt und kocht sich unter Deck einen Kaffee.
Nachmittags flaut der Wind ab. Wir fahren relativ dicht unter der Küste Gotlands an Visby vorbei. Die Stadt verbirgt sich hinter einer Nebelwand. Dafür haben wir die „Kairos“ in Sichtweite, eine Swan 57 und damit ein natürlicher Rivale für uns.
Kurs und Speed der anderen kontrollieren wir sowieso permanent auf dem AIS und dem Tracker, aber jetzt, im direkten Vergleich, macht es ja noch mehr Spaß, an allen Leinen und Schoten rumzuzuppeln, um womöglich noch ein winziges Knötchen schneller zu werden.
Mittsommerlicht, endlich. Das Abendrot verschwindet gar nicht, sondern wandert vor unserem Bug weiter nach Norden, bis daraus ein Morgenrot wird, aus dem strahlend hell die Sonne auftaucht.
Um kurz nach drei ist es so weit. Der Appetit ist auch zurück, heute frühstücken wir gemeinsam, und am Vormittag holen wir unsere nassen Sachen zum Trocknen an Deck. Nun beginnt ein Spiel, das wir Windlotto genannt haben. Alle sind auf der Suche nach dem besten Wind.
Auf dem AIS beobachten wir um uns herum interessante Wendemanöver, und als achteraus ein blauer Gennaker auftaucht, wird es auch bei uns betriebsam. Die See liegt da wie glattgebügelt. Bis etwa um 13 Uhr wie angeknipst und aus dem Nichts ein munterer Nordoster den Wellen glasige Schaumkrönchen aufsetzt.
Blauer Himmel, Quellwolken über dem Land, gerefftes Groß, so kann es gern weitergehen. 500 Meilen nach 96 Stunden, immer mit Wind von vorn. Aber inzwischen sind wir auf Platz elf vorgerückt. Leider ist um 21 Uhr der Spaß vorbei, genauso schnell, wie er begonnen hat. Totenflaute, wie ist denn das nun wieder möglich?
Bis zum Sonnenaufgang lassen wir uns treiben und drehen einen schönen Kringel auf dem Plotter. Wir haben alle Segel geborgen, um das lästige Schlagen zu verhindern, und können uns voll und ganz der Schönheit des Vollmondes widmen, der zügig den Horizont erklimmt.
Um halb zwei regt sich dann endlich der erlösende Windhauch. Sogar aus der richtigen Richtung! Unter einem wolkenlosen Sommerhimmel setzen wir jetzt den großen Gennaker.
Um uns herum und mit ihren farbigen Vorsegeln zum Teil mit dem Fernglas gut zu erkennen: „Juniper“ und „Grand Cru“, „First Out“, „Tutto Bene“ und „Addictif“ sowie „Tridefix“, der letzte von fünf gestarteten Mehrrumpfern und der einzige, der später ins Ziel kommt.
Mit rauschenden acht Knoten Fahrt lassen wir die Ålandinseln hinter uns. Dann plötzlich beobachten wir voraus etwas Merkwürdiges. „Susi Seepferdchen“ ändert ihren Kurs radikal und steuert geradewegs auf die schwedische Küste zu. Bis sie im Hafen von Gävle verschwindet und kurz darauf auf dem Tracker grau wird. Ausgeschieden. Wir rätseln, was da wohl passiert sein könnte.
Wieder ein blutiges Mitternachtsrot mit Apfelsinenmond. Um 2.36 Uhr erreicht das erste Schiff, die „Luft“, das Ziel. Bis dahin haben wir noch 270 Meilen vor uns. Eine schöne Südostbrise schiebt uns gemächlich voran, fängt aber an zu schwächeln. Das Gennakertuch knistert wie Butterbrotpapier, wenn das Vorliek ab und zu leicht einfällt.
Ein paar Boote wechseln auf die schwedische Seite, aber das Gros des Feldes glaubt anscheinend demselben Vorhersagemodell und sucht den Wind in Finnland. Keins der Modelle wusste allerdings, dass der Wind urplötzlich auf Nordost umspringen und kräftig zulegen würde. Genau das passiert aber. Weg mit der Blase, raus mit der Genua, und ab geht’s.
Als Nächstes sehen wir die „Kairos“ abdrehen und in den Hafen von Sundsvall laufen. Aber sie kommt nach kurzer Zeit wieder aus dem Hafen und segelt weiter bis ins Ziel. An Bord hatte sich jemand an der Hand verletzt und musste ärztlich behandelt werden.
Jetzt ist es die ganze Nacht so hell, dass man problemlos ohne Lampe im Deckshaus sitzen und schreiben kann. Der Wind ist weniger zuverlässig und wechselt ständig Stärke und Richtung.
Die Einfahrt in die Schären vor Töre peilt 23 Grad recht voraus. Wenn es doch nur so weiterginge. Doch leider dauert es nur wenige Minuten, dann dreht der Wind auf Nordnordost. So wird das nichts.
Die „Gjoa“, eine Pogo 30, kreuzt unseren Kurs und segelt dann querab an Steuerbord direkt unter dem großen Mond. Dass wir mit unserer 30-Tonnen-Lady mit ihr mithalten können, ist schon erstaunlich.
Übergabe um null Uhr. Geert und Catarina gehen unter Deck. Zum Wachwechsel wollen wir von Catarina wissen, worauf wir achten müssen. „Geschwindigkeit, Geschwindigkeit, Geschwindigkeit!“, bekommen wir zur Antwort. Worauf Geert trocken bemerkt: „Ich kenne meine Frau nicht wieder.“
Seit gestern ist bei Catarina das Regattafieber ausgebrochen. Da hatte sie stundenlang wie gebannt vor dem Plotter gesessen, ständig Kurs und Speed gecheckt und irgendwann gemeint: „Tut was!“ Woraufhin Florian die Schot des Gennakers, der nachmittags wieder ausgerollt worden war, um nur ein paar Zentimeter geschrickt hat, was zur Folge hatte, dass unser Speed sich schlagartig um gut einen Knoten erhöhte.
Die Schären liegen jetzt nur noch 21 Meilen voraus, es weht mit konstanten zehn Knoten aus Südost, die Logge steht wie festgenagelt bei sieben Knoten. Mit zwei Pogos und der „Chimai“, einer Luffe 40 unter riesengroßem Spi, können wir lange gut mithalten, hängen sie zeitweise sogar ab.
Aber als der Wind dann nachlässt, müssen wir sie ziehen lassen. Voller Elan wechseln wir sogar noch auf den größeren Gennaker. Sinnlos, aber lustig, wie Geert meint. Anderthalb Knoten Wind sind einfach zu wenig für das schwere Schiff.
Um 7.20 Uhr passieren wir die ersten Schären. Vier Meilen vor dem Ziel rückt eine dieser kleinen Inseln aus dem Blickfeld und gibt die Sicht frei auf die Silos im Hafen von Töre. Kurz darauf ist auch die gelbe Tonne zu erkennen. Um 11.11 Uhr, nach sieben Segeltagen und 21 Stunden, mit 946 Seemeilen im Kielwasser überqueren wir die Ziellinie. Das reicht für Platz zehn.
Die Päckchen im Hafen wachsen, am Ufer flanieren Sehleute aus dem Ort, und je voller es wird, desto toller wird die Zieldurchfahrt für die, die ankommen. Alle applaudieren, es wird gehupt und gepfiffen, was das Zeug hält. „Gänsehautmoment“, sagt einer, als er wieder festen Boden betritt.
Bevor sie sich ihren Platz suchen, machen alle Schiffe erst mal an der berühmten Tonne fest. Die Crews klettern rüber, und jeder bekommt sein Erinnerungsfoto.
Von den 100 gemeldeten haben 52 Boote das Ziel erreicht. Vier Segler haben die Strecke einhand bewältigt, darunter mit Marlene Brudek die Preisträgerin für das kleinste Boot, eine First 27. Zwei Chartercrews waren dabei und mehrere Vereinsmannschaften. Als allerletztes Boot kam nach 11 Tagen und 6 Stunden die „Helene“ ins Ziel.
Das Fazit von Jens Weidling von der Segelkameradschaft Buchholz, Skipper der „Heide Witzka“, lautet: „Für uns war das eine Riesenparty!“ Und so sahen das wohl die meisten.