Ostsee-SturmflutLehren aus der Hochwasser-Katastrophe

Nils Leiterholt

 · 28.03.2025

Im Hafen von Schilksee sind nicht nur 48 Yachten gesunken, auch die Steganlagen werden erheblich zerstört
Foto: Pantaenius/Christian Beeck
Hafenbetreiber in Schleswig-Holstein sind nach der Ostsee-Sturmflut künftig gesetzlich verpflichtet, die Liegeplatzinhaber vor einer drohenden Sturmflut zu warnen. Deshalb haben Sebastian Wache und seine Kollegen von der WetterWelt ein Frühwarnsystem entwickelt, was den Hafenbetreibern dabei helfen soll.

Aufgrund der geografischen Lage waren Damp und Kiel-Schilksee besonders stark von der Ostsee-Sturmflut betroffen. Laut der Sporthafen Kiel GmbH, gingen im Olympiahafen ganze 48 Schiffe auf Tiefe. Die Schäden an der Infrastruktur der Kieler Sportboothäfen betrugen laut Philipp Mühlenhardt, dem Geschäftsführer des Unternehmens das neun von ihnen bewirtschaftet, rund drei Millionen Euro. Zwar wurden 75% davon vom Land Schleswig-Holstein übernommen, der Rest aber wurde nicht ersetzt.


Nun soll verhindert werden, dass es wieder zu ähnlichen Szenarien kommt. Dazu hat die schleswig-holsteinische Landesregierung ihr Landeswassergesetz (LWG) novelliert. Die Änderung gilt seit Anfang des Jahres. Paragraph 82a des Abschnitts zum Küstenschutz trägt den Titel „Hinweispflicht für Campingplätze und Sportboothäfen“. Darin heißt es, dass „Betreiber von Sportboothäfen, innerhalb derer ein sturmflutsicherer Verbleib von Booten im Wasser nicht gewährleistet werden kann“ dazu verpflichtet seien, „die Nutzer auf die Gefahr von Sturmfluten, insbesondere im Winterhalbjahr, hinzuweisen“.


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„So ganz wissen wir noch nicht, wie wir mit der Novellierung umgehen sollen. Müssen wir in die Verträge schreiben, dass es zu Hochwassern kommen kann? Oder sollen wir vor dem konkreten Ereignis warnen?“, fragt sich Mühlenhardt, „ganz eindeutig ist das nicht, wie versuchen aber bestmöglich auf die nächste Sturmflut vorbereitet zu sein.“


Diplom-Meteorologe Sebastian Wache von der WetterWelt warnt, dass die Wahrscheinlichkeit für Sturmfluten in Zukunft größer wird. „Der Pegel steigt durch die Klimaänderung immer weiter. Durch die höheren Temperaturen dehnen sich die Wassermoleküle aus“, so Wache. „Das ist der gleiche Effekt wie bei einem Fieberthermometer“. Außerdem sei zu beobachten, so der Meteorologe, dass sich Skandinavien wegen der fehlenden Eiszeit anhebt. „Wir beobachten eine Wasserstandssenkung vor Stockholm, die Ostsee geht quasi zurück und fließt in Richtung Deutsche Bucht. Dadurch steigt der Pegel an unserer Küste“.


Wache und seine Kollegen haben nun ein Frühwarnsystem für Häfen entwickelt, mit dem kaputte Schiffe und auch Steganlagen verhindert werden sollen. Das System benachrichtigt Hafenbetreiber, wenn der Pegel steigt. Dazu haben wir ihm drei Fragen gestellt.

Drei Fragen an Sebastian Wache

Diplom-Meteorologe Sebastian WacheFoto: YACHT/Lars JacobsenDiplom-Meteorologe Sebastian Wache

YACHT: Wie funktioniert Ihr „Meteor Monitor“? Auf welcher Basis werden die Häfen gewarnt?


Sebastian Wache: Die Stärke unseres Systems liegt darin, dass die Häfen ihre eigenen Werte einstellen, bei denen sie gewarnt werden. Dazu werden Pegeldaten sowie Windstärke und -richtung einbezogen.


Wie gehen die Häfen damit um, wenn Sie von Ihnen gewarnt werden?


Das ist unterschiedlich. Ein Hafen lässt sich beispielsweise warnen, wenn der Wind konstant über sechs Beaufort liegt. Denn dann muss dort der Kran außer Betrieb genommen werden.


Letztlich sollen doch die Sportbootbesitzer vor Hochwassern gewarnt werden?

Genau, die meisten lassen sich bei hohen Pegeln und drohendem Hochwasser warnen. Die Werte legen wir gemeinsam mit den Betreibern fest. Wenn sie gewarnt werden, informieren sie die Liegeplatzinhaber.


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