Ursula Meer
· 17.03.2022
Einfacher navigieren: Die Ostsee bekommt ein einheitliches Seekartennull, an der Nordsee sind Peilpläne für das Gebiet zwischen Ems und Jade online verfügbar
Die Navigation im Wattenmeer vor Teilen der deutschen Nordseeküste und auch die auf der Ostsee wird einfacher. Auf der Ostsee wird länderübergreifend das Seekartennull vereinheitlicht. Mehrere Anrainerstaaten hatten ihre Karten schon entsprechend umgestellt, inzwischen ist auch Deutschland gefolgt. An der Nordseeküste erhalten Skipper seit Neuestem hingegen wertvolle Informationen: Die Wasser- und Schifffahrtsämter stellen ihre Peilpläne für das ostfriesische Wattenmeer Seglern online zur Verfügung. Die Details.
Null ist nicht gleich null, schon gar nicht auf Seekarten. Gerade entlang der Ostsee unterschied sich das Seekartennull bisher von Land zu Land, von Region zu Region, bisweilen sogar von Karte zu Karte – und es variierte noch dazu im Laufe der Zeit. Das ändert sich nun: Es gibt eine neue, einheitliche Definition für die gesamte Ostsee – das Baltic Sea Chart Datum 2000 (BSCD 2000). Alle Informationen zu Wassertiefen in den Seekarten beziehen sich also künftig auf ein gemeinsames Niveau, einem Wunsch der Schifffahrt entsprechend.
„Genaue Wasserstandsangaben sind für die Sicherheit der Seeschifffahrt sehr bedeutend“, heißt es beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH). Denn die Ostsee ist ein flaches, tidefreies Gewässer mit einem sehr hohen Verkehrsaufkommen. An der deutschen Ostseeküste bezieht sich das Seekartennull dabei auf den mittleren Wasserstand. An der Nordsee hingegen haben sich die Anrainerstaaten schon 2005 darauf geeinigt, überall den niedrigstmöglichen Gezeitenwasserstand zum Maßstab zu nehmen, im Englischen „Lowest astronomical tide“ (LAT) genannt. Die jeweiligen Tidenhöhen können dann bei der Navigation direkt hinzuaddiert werden.
An der deutschen Ostseeküste fallen die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Seekartennull vergleichsweise gering aus, erklärt das BSH, deswegen ändert sich hier vor allem der Name. „Auf die Navigation hat dies keine Auswirkungen, die Tiefen in den Seekarten des BSH ändern sich nicht“, erklärt ein Behördensprecher.
In Skandinavien und im Baltikum ist das hingegen anders, zumal sich das Land dort seit der letzten Eiszeit in nicht unbeträchtlichem Ausmaß hebt, während der Klimawandel den Meeresspiegel jedes Jahr nur um wenige Millimeter ansteigen lässt. In den meisten Fällen liegt das neue Seekartennnull unterhalb des alten Niveaus (siehe Grafik oben). Die Unterschiede zwischen dem alten und dem neuen Wert liegen zwischen plus 0,26 Meter im baltischen Raum und minus 0,12 Meter an den Küsten Norwegens und Schwedens.
Gute Nachricht für Wattfahrer: Die Wasser- und Schifffahrtsämter machen ihre Peilpläne zugänglich. Die darin enthaltenen Daten sind detaillierter und zuverlässiger als die Tiefenangaben in den Seekarten.
Die Fahrrinnen in den Gezeitenrevieren an der deutschen Nordseeküste neigen im Laufe der Saison häufig dazu, ihre Lage zu verändern oder zu versanden. Die fürs Revier zuständigen Wasser- und Schifffahrtsämter haben daher ständig aktualisierte Peilpläne, die ungleich mehr und aktuellere Daten enthalten als jede Seekarte.
Die Unterschiede, gerade bei den Wattenhochs, seien mitunter „sehr groß“, sagen erfahrene Wattsegler. Das Problem: Für Skipper waren die Peilpläne bisher nur schwer zugänglich. Auf Betreiben der Interessengemeinschaft Ems haben die Ämter nun ihre Daten für das Gebiet von der Emsmündung bis zur Jade im Internet veröffentlicht. Die IG Ems erstellte daraufhin eine frei zugängliche Excel-basierte Berechnungstabelle für die Planung von Wattenmeertörns.
Neben Schiffsdaten und Wegepunkten sind nur einige aktuelle Werte erforderlich. Die dafür benötigten Zugänge zu Wasserstandsvorhersagen, Wetterberichten und eben den Peilplänen sind verlinkt. Einzig für Törns in der Elbmündung und im Revier der Nordfriesischen Inseln muss man die Daten noch per Mail bei den Ämtern anfordern.
Wie Törns im Watt generell geplant werden, hatten wir zuletzt in YACHT 21/2021 (hier klicken) beschrieben.