Nationalpark OstseeLautstarker Protest bei der Sternfahrt im Fehmarnsund

Tobias Frauen

 · 03.07.2023

Rund 300 Segelyachten und Motorboote kamen nach Angaben der Veranstalter in den Sund
Foto: Tobias Schmidt
Etwa 300 Segelyachten und Motorboote, dazu rund 100 Surfer und SUPs sowie zahlreiche Zuschauer haben am Freitag im Fehmarnsund gegen den Nationalpark Ostsee protestiert. Mehr Schutz für die Ostsee, aber keine Bevormundung durch EU- und Bundesbehörden, lautete der Tenor

„Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Ostsee klaut!“, mit diesen Sprechchören protestierten am Freitag zahlreiche Wassersportler bei der gemeinsamen Sternfahrt gegen den Nationalpark Ostsee. Segelyachten und Motorboote ließen dazu ein lautes Hupkonzert erklingen. Nach Angaben der Veranstalter hatten sich etwa 300 Boote, 100 Surfer und zudem etwa 1.000 Demonstranten an Land zusammengefunden, um gegen die Nationalpark-Pläne der schleswig-holsteinischen Landesregierung zu protestieren.

Die ruhigen Bedingungen mit nur wenigen Knoten Wind erlaubten es den Teilnehmern, relativ dicht beieinanderzuliegen. Nachdem Organisator Jochen Czwalina von der Initiative “Freie Ostsee Schleswig-Holstein” die Veranstaltung über Funk und Lautsprecher mit einer kurzen Ansprache eröffnet hatte, ertönte auf allen beteiligten Schiffen ein minutenlanges Hupen. Um die Verbundenheit aller Wassersportler deutlich zu zeigen, machte sich der gesamte Pulk auf den Weg zum Strand vom Strukkamphuk, wo sich Windsurfer, Winger und Paddler versammelt hatten. Nach einer anschließenden Parade der Schiffe durch den Fehmarnsund endete die Sternfahrt gegen 18.40 Uhr.

“Kein Nationalpark aus parteipolitischen Gründen”

„Ich bin nur noch sprachlos und freue mich über so viel positive Unterstützung”, resümierte Jochen Czwalina anschließend. “Wir sind die Familien, die Vereine, die Betriebe, die Gastgeber und die Besucher vor Ort, die die Ostsee lieben. Wir sind alle für den Umweltschutz und wir praktizieren diesen täglich. Wir sind aber gegen ein Prestigeobjekt von einigen Politikern in Kiel. Wir brauchen keine Bevormundung von oben durch eine Nationalparkbehörde mit Bundes- und EU-Gesetzen. Wir sind gegen eine ungerechtfertigte Überregulierung unserer Ostseeregion. Wir setzen auf einen Umweltschutz, der die Bürger beteiligt und der mit uns vor Ort gestaltet wird.“

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Auch Björn Brüggemann, der Sprecher der Initiative, war überwältigt von der Beteiligung: „Ich sehe hier nur Menschen, die die Ostsee lieben. Ich sehe hier Menschen aller Berufs- und Altersgruppen. Der friedliche Protest, der sich hier Luft gemacht hat, wird hoffentlich endlich auch von Minister Tobias Goldschmidt und dem Ministerpräsidenten Daniel Günther wahrgenommen. Wir alle sind für mehr Schutz für die Ostsee. Das geht aber nicht gegen die Interessen der Menschen. Wir brauchen keinen Nationalpark aus parteipolitischen Gründen.“

Am 11. Juli steht der Workshop für den Bereich Wassersport auf dem Plan, in dem die verschiedenen Verbände und Interessen angehört werden und ihre Einwände und Ansichten zu den Nationalpark-Plänen vorbringen können.

Gegenwind auch aus der Tourismus-Branche

Auch bei einem Treffen mit Vertretern der Touristik-Branche bekam die zuständige Staatssekretärin Katja Günther in der vergangenen Woche Gegenwind. Man befürchte “Wettbewerbsnachteile” gegenüber anderen Regionen, hieß es laut den SHZ-Zeitungen. “Alle wollen die Ostsee schützen, aber eben nicht mit einem Nationalpark oder Ansagen von oben”, sagte ein Vertreter. Konkrete Ansätze wurden jedoch auch dort nicht präsentiert.

Im Umwelt- und Agrarausschuss des Landtages sprach der FDP-Abgeordnete Oliver Kumbartzky derweil laut SHZ von einer “verheerenden” Rückmeldung aus den bislang stattgefundenen Workshops. Bei einer Probeabstimmung habe sich niemand für einen Nationalpark ausgesprochen. Minister Tobias Goldschmidt erklärte darauf, bei den Veranstaltungen solle ein Meinungsbild eingeholt werden, aber “es gibt kein Plebiszit”. Die Anhörung der Interessenverbände solle die “Grundlage für die Entscheidung” bilden, so der Minister. Beschlüsse würden aber durch den Landtag erfolgen.


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