Die Angaben in der Bekanntmachung für Seefahrer vom 09.05. könnte nicht knapper sein: “Die Ansteuerungstonne vom Hafen Lippe wurde ersatzlos eingezogen”, schreibt das zuständige Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee. Der Einzug des rot-weißen Seezeichens von seiner Position 54°20,1'N; 010° 39,1'E vor der holsteinischen Ostseeküste zieht damit auch seeseitig den Schlussstrich unter das Ende des beliebten Hafens zwischen Fehmarnsund und Kieler Förde.
Der Besitzer des Hafens, Graf Franz von Waldersee, dessen Gut Waldersee den Hafen Lippe mit betrieb, hatte bereits vor Monaten allen Inhabern von Dauerliegeplätzen zum März 2025 gekündigt. Auch die Seenotretter mussten ihren Liegeplatz räumen, zuletzt war das Seenotrettungsboot “Woltera” in Lippe stationiert.
Die Begründung zum Ende des Hafens war ebenso überraschend: Nachdem Lippe immer wieder mit Versandung zu kämpfen hatte, konnten Vereinsmitglieder die Baggerarbeiten zuletzt perspektivisch sichern, da der Standort 2022 als Nothafen klassifiziert wurde und das Land Schleswig-Holstein die Kosten der Ausbaggerung übernahm.
Doch am Ende war nicht der Sand schuld, sondern die baufällige Holzmole an der Hafeneinfahrt. Nach Angaben des Betreibers sei sie so stark von der Bohrmuschel Toredo Navalis befallen, dass sie einsturzgefährdet und ein sicherer Betrieb nicht mehr möglich sei.
Einige Beteiligte sehen die Bohrmuschel jedoch als Vorwand und vermuten vielmehr einen schwelenden Rechtsstreit um den Mietvertrag zwischen dem Betreiber und dem ansässigen Yachtclub Lippe/Ostsee als eigentliche Ursache. Überschattet wurden die Vorgänge auch von einem Streit um die zum Zeitpunkt der Schließung des Hafens Lippe noch an Land im Winterlager befindlichen Boote.