Gebührenkeule am BodenseeBregenz kassiert 45.000 Euro für Liegeplatz-Warteliste

Ursula Meer

 · 18.12.2025

Gebührenkeule am Bodensee: Bregenz kassiert 45.000 Euro für Liegeplatz-WartelisteFoto: Gerald Penzl
Der Yachthafen von Bregenz. Wer hier dauerhaft mit seinem Boot liegen möchte, braucht viel Geduld. Derzeit stehen 1.500 Anwärter auf der Warteliste.
Wer in Bregenz auf einen Bootsliegeplatz wartet, muss künftig eine jährliche "Evidenzhaltungsgebühr" von 30 Euro zahlen. Die Stadt begründet die neue Regelung mit dem Verwaltungsaufwand. Bei Nichtzahlung bis zum 9. Januar 2025 droht die Streichung von der Warteliste.

Die Stadt Bregenz hat am 25. November im Stadtrat eine jährliche Gebühr für Personen beschlossen, die auf der Warteliste für einen Bootsliegeplatz stehen. Sie nennt sich "Evidenzhaltungsgebühr" und beträgt 30 Euro pro Jahr. Bei derzeit 1.500 Interessenten auf der Liste könnte das jährlich 45.000 Euro in die Kassen der Stadt spülen.

Wer weiterhin auf der Warteliste für einen der heiß begehrten Liegeplätze stehen möchte, muss bis zum 9. Januar zahlen - oder wird gestrichen. Das berichtet das Vorarlberger Onlinemagazin VOL.at unter Berufung auf ein Informationsschreiben der Stadt vom 9. Dezember. Die Stadt Bregenz begründet die Einführung mit dem Verwaltungsaufwand, der durch die laufende Führung, Überprüfung und Einpflege in die Wartelisten entstehe, inklusive der Vergabe sowie aller Auskünfte diesbezüglich.

Lange Wartezeiten für Bootsliegeplätze

Die Situation für Bootsbesitzer am Bodensee ist seit Jahren angespannt. Auf mehr als 52.000 für den See zugelassene Booten kommen nur etwa 28.000 Liegeplätze. Besonders in Deutschland ist die Knappheit drastisch – hier gibt es fast doppelt so viele Boote wie Plätze. In der Schweiz und Österreich ist das Verhältnis etwas ausgewogener, aber dennoch besteht ein Platzmangel von 3–25 % je Region. In allen drei Ländern muss mit Wartezeiten von mindestens 15 Jahren gerechnet werden.

Meistgelesene Artikel

1

2

3

Gebühren als Konsequenz steigender Nachfrage

Laut Angaben der Stadt Bregenz stehen derzeit rund 1.500 Antragstellerinnen auf der Warteliste für einen Liegeplatz. 2019 waren es noch etwa 440 Wartende. Auch in den umliegenden Gemeinden ist die Lage ähnlich schwierig. Wartezeiten von zehn bis 25 Jahren sind keine Seltenheit für diejenigen, die einen Platz in einem der beiden Häfen der Stadt ergattern möchten.

Wie gefällt Ihnen dieser Artikel?

Die Stadt Bregenz betont, dass eine bewusste Reduzierung der Warteliste nicht das Ziel der Maßnahme sei. Vielmehr gehe es darum, den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Ob sich dadurch Personen freiwillig von der Liste nehmen lassen, sei offen – das könne „nur bei den Betroffenen selbst" erfragt werden, so die Kommunikationsabteilung der Stadt. Die Gebühr soll den Aufwand decken, der durch die Verwaltung der umfangreichen Warteliste entsteht, einschließlich aller damit verbundenen Tätigkeiten wie Vergabe und Auskunftserteilung.

Gemischte Reaktionen

Die Kommunikationsabteilung der Stadt betont auf Anfrage von VOL.at, dass die Antragsteller über die neue Gebühr informiert worden seien und viele wohl bereits mit einer solchen Maßnahme gerechnet hätten. Bislang gebe es keine Rückmeldungen an die Stadtverwaltung.

Urs Hämmerle, Präsident des Bregenzer Segelclubs (BSC), äußert sich gegenüber dem Online-Magazin zur neuen Gebühr: „Ich persönlich denke, dass solche Gebühren sicher dazu führen, dass die Liste kleiner wird." Die Warteliste werde dadurch fokussierter und es stünden nur noch diejenigen darauf, die tatsächlich einen Liegeplatz wollen. Gleichzeitig zeigt er sich unsicher über die Angemessenheit der Gebührenhöhe: „Ich weiß nicht, ob die Höhe der Gebühr gerechtfertigt ist. Ob hier wirklich so viel Verwaltungsaufwand entsteht, kann ich nicht beurteilen."

Der BSC-Präsident weist zudem darauf hin, dass die Gebühr nicht nur wohlhabende Bootsbesitzer treffe: „Man sagt immer, es ist ein Luxusproblem, wenn man bei jemandem, der sich ein Boot leisten kann, eine Gebühr verlangt." Auch die Gebührenerhöhung um 60 Prozent vor drei Jahren habe man so betitelt. „Aber es gibt auch viele Kleine, die mit einer Gundel auf einen Platz warten. Die keine große Yacht haben und einfach auch den See auf ihre Art genießen wollen", betont Hämmerle. „Sie straft man damit."

Bregenz ist kein Einzelfall

In den sozialen Medien sorgte die Meldung für Aufregung. “Gier”, “Frechheit” und “Abzocke” sind nur einige der Bezeichnungen für über die neuen Gebühren in Bregenz. Andere wiederum finden sie “völlig normal”. Tatsächlich handhaben die Bodensee-Anrainer die Liegeplatzverwaltung unterschiedlich, dass Interessenten für einen Platz auf der Warteliste zahlen müssen, ist aber nicht ungewöhnlich.

So kostet etwa in der Schweiz bei den meisten Häfen oder Gemeinden der Eintrag in die Wartliste zwischen 50 und 80 Euro, und bei vielen fallen weitere Kosten an - jährlich oder etwa bei einer Verlängerung des Eintrags nach fünf Jahren.

Ähnlich auf der deutschen Seite: Hier wird etwa in der Gemeinde Bodman-Ludwigshafen seit dem 1.1.2024 ebenfalls eine jährliche Gebühr für die Warteliste von 25 Euro fällig. Die Bodensee-Schiffsbetriebe GmbH, eine Tochtergesellschaft der Stadtwerke Konstanz, verwaltet rund 350 Liegeplätze in den Häfen in Konstanz, Friedrichshafen, Meersburg, Lindau, Ludwigshafen und an der Landestelle- West in Überlingen. Auch sie führt eine gebührenpflichtige Warteliste. Für die Aufnahme in diese Liste fällt jedoch lediglich eine einmalige Verwaltungsgebühr von 35 Euro an – oder besser: sie fiele an, wäre die Liste nicht bis auf Weiteres geschlossen. Die Anfrage übersteigt bei Weitem das Angebot, weitere Interessenten werden nicht aufgenommen.

In Österreich werden auch die Anwärter in Lochau für die Eintragung in die Warteliste zur Kasse gebeten, allerdings nur ein Mal. Die weiteren Gemeinden auf der österreichischen Seeseite - Hard, Fussach, Höchst und Gaißau - berichten zwar auf ihren Webseiten über die extrem langen Wartezeiten und Wartelisten, erwähnen aber keine Gebühren für die Eintragung oder den Verbleib auf der Warteliste. Ob das Bregenzer Beispiel auch in den anderen Gemeinden am Ostufer des Sees Schule macht, bleibt abzuwarten.

Meistgelesen in der Rubrik Reisen