Delphine vor KielÜberraschung für Nachwuchssegler beim Training

Michael Rinck

 · 23.02.2024

Delphine sind nur selten in der Ostsee anzutreffen, zwei Nachwuchsseglern ist es jedoch kürzlich in der Kieler Förde gelungen (Symbolbild)
Foto: Unsplash/Steve Douglas
Besonderes Erlebnis für zwei junge Segler: Aufnahmen der Delphine in der Kieler Förde
“Flipper” höchstpersönlich? Zwei Ilca-Segler filmen beim Training vor Kiel-Schilksee eine Gruppe Delphine, die die Jollensegler etwa eine Viertelstunde lang begleitet. Was die Großen Tümmler in der Kieler Förde suchen

Lukas von Levern und Maximilian Reger bekamen bei ihrem winterlichen Trainingsschlag in der Strander Bucht vor wenigen Tagen Besuch von mehreren Großen Tümmlern. Mindestens vier Tiere hätten die beiden Segler über einen Zeitraum von einer Viertelstunde begleitet. Teilweise seien sie nur wenige Zentimeter neben ihnen aus dem Wasser gesprungen, sodass man sie mit der Hand hätte berühren können, bestätigt Reger.

Der Nachwuchssegler, der eigentlich vom bayrischen Chiemsee stammt, mittlerweile aber im Internat am Bundesstützpunkt Kiel wohnt, erinnert sich: “Ich war sowohl erfreut als auch überrascht und dachte erst, dass es sich um Schweinswale handelt. Erst im Nachhinein habe ich erfahren, dass es Delphine waren, was mich noch etwas mehr überrascht hat.”

Denn Delphine sind in der Ostsee eigentlich nicht heimisch, Schweinswale hingegen sichtet man in der westlichen Ostsee häufiger. Zuweilen schwimmen auch sie neben Segelbooten her, sind aber mit einer Körperlänge von etwa 1,50 Metern deutlich kleiner als ein Delphin. Die Großen Tümmler, die verbreitetste Delphinart, erreichen eine Länge zwischen 1,90 und 4 Metern.

Heringsschwarm könnte die Großen Tümmler in die Förde gelockt haben

Die Delphinschule vor Strande ist vermutlich einem Schwarm Heringen gefolgt, die ab März zum Laichen in die Ostsee kommen, so der Kieler Walexperte Boris Culik laut den “Kieler Nachrichten”. Auch wenn die Großen Tümmler eigentlich nicht in der Ostsee zu Hause sind, wurden einzelne Tiere hier immer wieder gesichtet. So faszinierte “Delle” über mehrere Wochen im Frühjahr 2023 Schaulustige mit Sprüngen in der Hafeneinfahrt von Travemünde. Der Große Tümmler war kein Unbekannter, er war Seglern zuvor regelmäßig im Svendborgsund begegnet, bevor es ihn noch weiter südlich nach Travemünde zog.

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Die beiden Ilca-Segler seien ohne Trainer auf dem Wasser gewesen, als die Delphingruppe auf Höhe Strande erstmals auftauchte. Von Levern, der sich aktuell auf die U21-Europameisterschaft im März in Pollença, Mallorca, vorbereitet, konnte die Begegnung filmen. Für Reger geht es bereits nächste Woche auf die spanische Insel zum Training mit anschließendem Europa Cup. Ob ihnen dann auch auf der Regattabahn Delphine begegnen werden?


Delphine in der Ostsee: seltene, aber regelmäßige Besucher

YACHT-Leser und Skipper Fritz Plewe berichtete 2019 von einer Begegnung mit einem Großen Tümmler, der stundenlang sein Boot auf der Ostsee umschwamm. Professor Boris Culik vom Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel erklärte die Hintergründe.

YACHT: Herr Professor Culik, ist das Auftauchen von Delphinen in der Ostsee tatsächlich eine neue Entwicklung? Was sind die Ursachen?

Culik: Tatsächlich gibt und gab es immer wieder verschiedene Meeressäugerarten, die in die Ostsee gelangt sind. Auch für Delphine trifft das zu. Die dänische Website hvaler.dk listet aktuelle Sichtungen auf. Am intensivsten ist die Dänische Beltsee betroffen. Doch auch prominente Gäste wie der Finnwal in der Kieler Förde, die großen Tümmler Selfi und Delphi, der große Tümmler Freddy und der Delphin Schwentini sind Beispiele dafür in den letzten Jahren.

Handelt es sich um Einzelfälle oder um Anzeichen für eine grundlegende Veränderung der Meeresfauna?

Bislang sind dies Einzelfälle: Alle genannten Großen Tümmler waren Männchen, damit kann sich keine eigenständige Population begründen.

Bei früheren Medienberichten und auch bei dem uns vorliegenden Video- und Fotomaterial entsteht der Eindruck, dass die Delphine die Nähe von Menschen bzw. Booten suchen. Ist dieser Eindruck richtig?

Tatsächlich sind Delphine dafür seit der Antike bekannt. Sie spielen mit den Bugwellen der Schiffe und scheinen den Kontakt zu suchen. Vermutlich sind sie einfach sehr neugierig. In einer wissenschaftlichen Studie von Terrie Williams wurde gezeigt, dass das Surfen in der Bugwelle für Delphine so ist wie Busfahren für uns: mühelos.

Ist die Veränderung der Meeresfauna in der Ostsee vor dem Hintergrund des Klimawandels eine gute Nachricht oder eine traurige?

Der Klimawandel ist vielleicht in dem Zusammenhang weniger wichtig als die Erholung der Delphinpopulation in der Nordsee, einer der Gründe, die für das vermehrte Auftreten in der Ostsee genannt werden. Und hier gibt es ja auch interessante Fisch-Beute wie Sprotten, Heringe und Makrelen, auch Dorsche, die zu gewissen Zeiten, zum Beispiel beim Laichen, in großen Anzahlen auftreten und für reichlich Futter sorgen.


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