Der 1904 errichtete Turm wurde zunächst in einzelne Teile zerlegt und anschließend mit einem Schwerlasthelikopter des Typs Super Puma abtransportiert. Insgesamt wog das Bauwerk sieben Tonnen. Das Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Ostsee erklärte, dass der spektakuläre Einsatz an der Kreidefelswand nördlich von Sassnitz unvermeidlich war.
Die Küstenlinie zieht sich durch Erosion zunehmend zurück, was das historische Bauwerk einem ernsthaften Absturzrisiko aussetzte. Laut Stefan Grammann, Leiter des WSA Ostsee, war der Rückbau aufgrund der steilen Hanglage mitten im Nationalpark eine besondere Herausforderung, die erfolgreich gemeistert wurde. Wochenlange Vorbereitungen waren erforderlich, um die Arbeiten an der exponierten Steilküste sicher durchzuführen.
Der Leuchtturm „Kollicker Ort” diente bis zuletzt als sogenanntes Quermarkenfeuer für den Hafen Sassnitz und als Orientierungsfeuer für die Prorer Wiek. Der weiße Turm bestand aus 24 gusseisernen Elementen und hatte eine Höhe von sechs Metern. Hinzu kam ein charakteristisches kegelförmiges Kupferdach mit einer Windrose. Bereits Ende Juli wurde das Leuchtfeuer technisch außer Betrieb genommen. Seefahrer sind durch das WSA aufgefordert worden, das Leuchtfeuer aus ihren Seekarten zu streichen. Als Ersatz wurden zuvor drei Kardinaltonnen vor der Küste ausgelegt, die die Orientierung ermöglichen.
Seit über 140 Jahren steht der Leuchtturm „Roter Sand“ unerschütterlich in der Deutschen Bucht, etwa 30 Seemeilen nördlich von Bremerhaven. Er gilt als das älteste Offshore-Bauwerk der Welt und vereint Technikgeschichte und Fernweh. Zwischen 1882 und 1885 wurde er erstmals direkt auf hoher See errichtet. Ein schwerer Stahlmantel, genannt Caisson, wurde mit Beton und Mauerwerk gefüllt und tief im sandigen Meeresboden verankert. Er diente Auswanderern als letzter Gruß der Heimat und als weithin sichtbare Navigation für die, die durch die Sände der Wesermündung segelten, bis sein Licht 1964 erlosch. Trotz der rauen Lage wirkt der Turm mit seinen roten und weißen Streifen, schwarzem Fuß und Kappen stolz und wehrhaft, in den Farben des Kaiserreichs. Die Form erinnert an Burgenbau, doch das Dach gleicht einer Zipfelmütze, die durch Erker und Zapfen wie ein Märchen aussieht. Dieser Kontrast fasziniert viele Menschen. Nach seiner Stilllegung wurde der Leuchtturm "Roter Sand" ein beliebtes Ausflugsziel. Zwischenzeitlich konnte man sogar in den historischen Räumen übernachten und die einzigartige Atmosphäre mitten auf See erleben.
Doch die rauen Offshore-Bedingungen der Nordsee haben stark am Turm gezehrt. Der Caisson, das robuste Fundament des Turms, ist mittlerweile so stark beschädigt, dass die Gefahr eines Einsturzes besteht. Deshalb haben Experten der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beschlossen, einen emotionalen und logistisch anspruchsvollen Schritt zu wagen: Das obere, kulturell bedeutende Segment des insgesamt 53 Meter hohen und 70 Tonnen schweren Bauwerks soll mit einem Schwerlast-Ponton und Spezialkran abgetrennt und behutsam an Land gebracht werden. Dies wird wahrscheinlich eine der aufwendigsten maritimen Bergungsaktionen, die jemals an der deutschen Nordseeküste durchgeführt wurden. Der komplexe Transportweg zur Küste erfordert nicht nur den Einsatz spezialisierter Kräne und schwimmender Schwerlastplattformen, sondern auch günstige Wetter- und Gezeitenbedingungen. Der historische Sockel muss aus technischen und denkmalpflegerischen Gründen an seinem Standort verbleiben.
Bis es soweit ist, können Liebhaber maritimer Geschichte den Turm noch an alter Stelle erleben. Für Sportbootfahrer aus Jade und Weser ist der Anblick des Wahrzeichens alltäglich. Doch auch wer weiter entfernt wohnt oder segelt, hat die Möglichkeit, den Turm zu besuchen. Zahlreiche Törns werden im Rahmen der SAIL 2025 in Bremerhaven angeboten – sei es auf Traditionsschiffen oder sportlich auf einer Bénéteau 473 Oceanis Clipper bei „Segelpartner Nordsee“. Eine Fahrt nach Helgoland von Bremerhaven führt ebenfalls an diesem Wahrzeichen vorbei. Wer es lieber gemütlich mag, kann bequem vom Sofa aus eine NDR-Dokumentation über die Reise zur Wesermündung und den Turm anschauen.