Andreas Fritsch
· 02.02.2023
Die etablierte deutsche Charteragentur Argos arbeitet zukünftig mit der französischen Online-Plattform SamBoat zusammen. Die Partnerschaft ist symptomatisch für einen grundlegenden Wandel in der Charterbranche
Künftig arbeiten beide Firmen eng verzahnt zusammen, Argos nutzt zukünftig für die Buchungen die sogenannte Booking-Engine von SamBoat. Kunden erkennen dies am kleinen Zusatz „powered by SamBoat“ auf der Argos-Webseite. Dahinter steht ein Trend, der in der Charterbranche schon länger anhält: Es findet ein breiter Zusammenschluss von Firmen und Geschäftsfeldern statt, der große, eng verzahnte Einheiten schafft. Im Fall von Argos und SamBoat sieht das so aus: Beide Firmen sind vor einigen Jahren Teil der französischen Dream-Yacht-Chartergruppe geworden, die ihrerseits wiederum mehrheitlich von der Beneteau-Gruppe gekauft wurde. Werft, Flottenbetreiber, rein digitale und “klassische” Charteragenturen wachsen damit enger zusammen.
Dessen ungeachtet legen Argos und SamBoat aber ausdrücklich Wert darauf, dass sie als Marke eigenständig bleiben. Argos betreut seine Kunden als Agentur mit ausführlicher Beratung, auch mit Messeauftritten und einem festen Büro. SamBoat hingegen ist als reines Online-Buchungsportal aktiv. Letztere sind häufig junge Start-ups, die enorm viel technisches Knowhow mitbringen und es verstehen, die vielen am Markt vorhandenen Buchungs-Software-Produkte (MMK, Nausys, Sedna etc.) in einer darüber gelegten Software zu bündeln und vor allem auch aktuell zu halten. So finden sie schnell und effizient Schiffe in praktisch allen Destinationen der Welt. Zudem sind dort teils schon Kreditkartenzahlung und anderes implementiert, was für Agenturen eher ungewöhnlich ist. Für die kleineren klassischen Agenturen waren diese digitalen Dienste oft mit großem Aufwand verbunden, der viel Zeit und Geld gebunden hatte, die die Agenten lieber in eine gute Beratung und Kundenbetreuung stecken wollen.
Jahrelang sah es so aus, als ob sich ein Konkurrenzkampf zwischen den reinen Onlinern mit begrenzter Beratung, aber schnellen Buchungen einerseits und den klassischen Agenturen andererseits abzeichnet, die teils kompetenter über Reviere informieren und zu Flotten-Merkmalen beraten können. Doch mittlerweile etabliert sich für den deutschen Markt ein Nebeneinander: Die Kunden, die den Beratungsaufwand der Agenturen schätzen, bleiben ihnen treu, wer nur die schnelle Buchung will, geht zu den Onlinern. So ähnlich ist es auch nach der Übernahme der Agentur Master Yachting durch Sailogy oder Scansail durch Click & Boat geschehen. Doch die Agenturen bleiben vor allem auf den nationalen Märkten stark. Aus diesem Grund hat Dream Yacht Charter in Frankreich und England klassische Agenturen übernommen.
Ähnliche Entwicklungen gibt es auch in anderen Bereichen, etwa als der Investor CMP, dem auch die Bavaria-Gruppe gehört, vor Kurzem mit der Infiniti Charter Group ebenfalls eine eigene Charterfirma gründete und mit dem Zukauf von Flottenbetreiber Sun Charter und zuletzt einer engen Kooperation mit Pitter Yachting und der Nautic Alliance ebenso im Chartermarkt aktiv ist. Wobei Werft und Charterfirma aber völlig unabhängig voneinander sind. Das betont auch Dream Yacht Charter stets. Und das ergibt auch Sinn, denn seit vielen Jahren sind die Zeiten vorbei, in denen es sich ein Flottenbetreiber leisten konnte, sich auf nur auf eine oder wenige Yacht-Marken zu konzentrieren. Mittlerweile will der Kunde eine gute Auswahl an Marken, ganz ähnlich wie bei den großen Auto-Verleihern.
Tatsächlich mögen manche Kunden vielleicht fürchten, dass solche Kooperationen dazu führen, dass die Agenturen nicht mehr ganz so unabhängig sind und sie in der Folge dazu neigen, nur noch die Flotten ihres größeren Zusammenschlusses zu buchen. Auch die YACHT-Redaktion stellte sich diese Frage, und so hörten wir uns auf der boot einmal um: Sind bei größeren Flottenbetreibern die Buchungen von Agenten, die jetzt zu einem anderen Flottenverbund gehören, rückläufig? Eine Stichprobe ergab, dass dem nicht so ist. Ist die Flotte qualitativ gut (und nur solche haben wir gefragt), bucht die Agentur weiter ohne größere Rückgänge ein, weil sie genau weiß, dass die Kunden solches Verhalten irgendwann bemerken würden und die Quittung dann durchaus der Verlust eines wertvollen Stammkunden sein kann. Ohnehin müssen Agenturen verschiedene Schiffstypen und Baujahre vorschlagen, Auswahl zwischen Booten und natürlich Preisen gehört einfach dazu.