SailGPMit Sebastian Vettel und Erik Heil in die Formel 1 der Meere

Tatjana Pokorny

 · 31.05.2023

SailGP-CEO Russell Coutts übergibt das gelbe Steuer an das Germany SailGP Team mit Rennstallbesitzer Thomas Riedel (r.), Sebastian Vettel und Steuermann Erik Heil
Foto: SailGP/Norbert Schmidt
Das ist der Segel-Coup des Jahres – und mehr als nur ein Sommermärchen: Im SailGP startet zum Auftakt der vierten Saison erstmals ein deutsches Team in der Weltliga des Segelsports durch. Am 16. und 17. Juni misst sich vor Chicago das Germany SailGP Team zum Saisonauftakt mit den besten Profiteams der Welt. Beflügelt vom viermaligen Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel, führt Steuermann Erik Heil die Segelcrew des Teams von Rennstallbesitzer Thomas Riedel unter deutscher Flagge in die Rennen

Erstmals in der Geschichte der international führenden Profiserie geht eine deutsche Crew im SailGP an den Start. Beim Auftakt zur vierten SailGP-Saison vor Chicagos Navy Pier ist am 16. und 17. Juni das Germany SailGP Team auf dem Michigansee im Einsatz.

Deutsches Turbo-Trio für den SailGP: Thomas Riedel, Sebastian Vettel und Erik Heil

Dafür haben sich die Besten aus der deutschen Wirtschaft und dem Sport im Germany SailGP Team zusammengeschlossen. Unternehmer und Investor Thomas Riedel – Präsident des führenden Kommunikationsunternehmens Riedel – und Miteigentümer Sebastian Vettel werden eine aktive Rolle im Management des Teams übernehmen. Die wichtigsten Teammitglieder präsentierte das Germany SailGP Team am 31. Mai auf der Sportbusiness-Messe Spobis in Düsseldorf. Beim Gang in die Öffentlichkeit übergab SailGP-Mitbegründer Russell Coutts Erik Heil und Sebastian Vettel das gelbe Steuerrad für ihr Team und wünschte Glück für die Premierensaison.

Die Bereitschaft zu harter Arbeit, die Freude an Technologie von morgen, viel Leidenschaft für den Hochleistungssport und das nachhaltige Weltklasse-Segelformat SailGP – diese Gründe nennen Teameigner Thomas Riedel, Formel-1-Legende Sebastian Vettel und Olympia-Ass Erik Heil für ihren gemeinsamen Take-off im SailGP. Alle drei Männer reizt der Hightech-Wettbewerb des spektakulären SailGP. Alle drei schätzen das nachhaltige Konzept der Impact League, bei der unter SailGP-Dach in einem zweiten Wettbewerb die Nachhaltigkeitsaktivitäten der Teams im Wettbewerb zueinander stehen.

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Ich sehe beim Germany SailGP Team großes Potenzial in alle Richtungen: sportlich, unternehmerisch und medial” (Thomas Riedel)

Zunächst parallel und dann Seite an Seite, hatten Thomas Riedel und Erik Heil an der nun bevorstehenden Premiere für das SailGP Team Germany gearbeitet. In den vergangenen Monaten dann auch intensiv mit Sebastian Vettel. Thomas Riedel ist im SailGP kein Unbekannter. So produzierte sein Unternehmen beispielsweise den 36. America’s Cup im neuseeländischen Auckland. Auch im SailGP setzt Riedels Unternehmen lange schon Maßstäbe als Dienstleister, stellt die Kommunikationsinfrastruktur bereit. Das drahtlose Netzwerk verbindet unter anderem die Boote der Teilnehmer, die Begleit- und Zuschauerboote, die Schiedsrichter- und Kameraboote sowie die Kamera im Hubschrauber.

„Durch mein Unternehmen waren wir schon immer in der Lage, Formate nicht nur zu verstehen, sondern durch Technologie und Innovation weiterzuentwickeln. Ich sehe beim Germany SailGP Team großes Potenzial in alle Richtungen: sportlich, unternehmerisch und medial. Wir glauben, dass daraus eine große Bewegung entstehen kann”, sagt Thomas Riedel zum neuen Engagement als Rennstallbesitzer.

Sebastian weiß, wie man gewinnt” (Thomas Riedel)

Weiter erklärt der weitsichtige Global Player: “Wir können im SailGP unsere Anliegen in Richtung Nachhaltigkeit und Diversität glaubwürdig umsetzen. Das ist einer der Gründe, warum ich Sebastian als vertrauensvollen Partner und sachkundigen Technologie- und Nachhaltigkeitsexperten angesprochen habe. Sebastian weiß auch, wie man gewinnt. Er ist also nicht nur Miteigentümer im Germany SailGP Team, sondern ein Partner auf Augenhöhe, der uns bei allem, was wir tun, helfen kann zu gewinnen.”

Auch der 34-jährige Sebastian Vettel sieht viel Potenzial für das deutsche SailGP-Team: „Ich beteilige mich an diesem Projekt, weil das Sportformat extrem schnelle und hochspannende Rennen bietet. Dabei werden die Boote nur durch Wind angetrieben. Außerdem verfolgt die SailGP-Serie einen sehr nachhaltigen Ansatz und zeichnet beispielsweise in der Impact League die klimapositiv wirkenden Maßnahmen der Projekte aus.“

Den langfristigen Erfolg im Visier

Vettel ist bekannt für sein großes Interesse an Umwelt und Nachhaltigkeit, hatte auch in seiner Formel-1-Karriere schon mit Botschaften auf Helmen und Hemden auf die Auswirkungen der Klimakrise hingewiesen. “Ein Heiliger bin ich nicht”, hatte der Pilot einer BBC-Reporterin einmal mit Blick auf seine Leidenschaft für den Automobilrennsport gesagt. Das aber hält ihn nicht davon ab, sein Engagement für Umwelt und Klima seit dem Ende seiner Formel-1-Karriere noch weiter zu intensivieren.

Mit Erik Heil verbindet Sebastian Vettel auch der eigene Betrieb eines Hofes. Beide Spitzensportler tauschen sich dazu aus. Ebenso wie zu Sport- und Technologiethemen. “Es ist beeindruckend zu entdecken, in welchen Detailbereichen uns Sebastian mit seiner Erfahrung unterstützen kann”, sagt Erik Heil.

Trotz hochkarätiger Mitstreiter erwartet Teameigner Thomas Riedel zum Einstieg des Germany SailGP Teams keine segelsportlichen Wunder: “Wir sind uns bewusst, dass Erfolg nicht etwas ist, das man in ein paar Rennen erreichen kann. Es wird vielleicht ein paar Jahre dauern, aber ich glaube, wir haben ein Team, das dafür sorgen wird, dass der Erfolg eintritt“, sagt Riedel. Das ehrgeizige Team kommt nun schneller aus den Startblöcken als ursprünglich gedacht, kreuzt pünktlich zum Start der vierten SailGP-Saison an der Startlinie vor Chicago auf.

Wir werden uns nach oben arbeiten müssen. Das ist das Ziel” (Erik Heil)

Erik Heil und seine multitalentierte Crew wollen die mächtige Konkurrenz im SailGP als „New Kids on the Block“ fordern und gleichzeitig die eigene Lernkurve möglichst raketenartig nach oben bringen. Vize-Weltmeister Erik Heil macht sich dabei keine Illusionen: „Es wird sicher nicht leicht, auch andere Weltklasse-Teams haben bei ihrem Einstieg in den SailGP Lehrgeld gezahlt. Wir werden uns nach oben arbeiten müssen. Das ist das Ziel.”

Zweieinhalb Jahre nach seinem ersten Gespräch mit SailGP-CEO Russell Coutts über ein deutsches Team steht Erik Heil nun vor der Premiere und sagt: “Es ist für mich Ehre und Herausforderung zugleich, in dieser Liga antreten zu dürfen.“ Erste Trainings haben Erik Heil und seine Crew bereits in San Francisco absolviert. Ebenso hat Heil Erfahrung im SailGP-Simulator gesammelt.

Vom Fünf-Meter-Skiff auf ein 15-Meter-Geschoss

Der Berliner Steuermann erzählt: “Bei meinem ersten Einsatz war ich noch als Gast auf dem spanischen Boot dabei. Wir sind mit 95 Stundenkilometern von der Golden Gate Bridge in San Francisco losgejagt. Du nimmst jede Steuerbewegung mit den G-Kräften sehr direkt mit. Es ist sehr beeindruckend. Noch mehr, wenn man dann selbst am Steuer agiert.”

Den Umstieg von einem fünf Meter langen Skiff auf ein 15 Meter langes F50-Geschoss beschreibt Heil als spannend und fordernd: “Fordernd, weil es viele Manöver-Abläufe zu lernen und zu verfeinern gilt. Da habe ich am Steuer den Hut auf, aber noch sehr viel zu lernen, was mir die erfahrenen Leute in der Crew zum Glück leicht machen. Andererseits geht es auch darum, schnelle Entscheidungen zu treffen, koordinativ stark zu sein. Dafür habe ich – das haben mir die Leute oft gesagt – ein gutes Händchen.”

Optimierung mit den Daten aus der Oracle-Cloud

Was seinem Team auf dem steilen Weg nach oben helfen wird? Erik Heil erklärt: “Wir haben eine starke Crew beisammen und mit den Daten im SailGP etwas, das es so bei Olympia nicht gab: Bist du beispielsweise nicht zufrieden mit einer Wende, schaust du dir die Daten später an und vergleichst Punkt für Punkt, wie sie sich von den Wenden der Gegner unterscheidet. Es ist fantastisch, über die Oracle-Cloud auch Zugriff auf die Daten der Gegner zu haben, die aufwändig aufbereitet und zur Verfügung gestellt werden.”

Der Segel-Crew des Germany SailGP Teams gehört Kahena Kunze als Strategin an. Die Deutsch-Brasilianerin startet als Doppel-Olympiasiegerin in ihre SailGP-Karriere. Gemeinsam mit Martine Grael hatte die 32-Jährige bei den olympischen Regatten in Rio de Janeiro 2016 und in Tokio 2021 Gold im 49er FX gewonnen. Beim Anruf von Erik Heil sagte die 32-Jährige trotz laufender Olympiakampagne für Paris 2024 sofort zu. Kahena Kunze wuchs in São Paulo auf, hat sowohl die brasilianische als auch die deutsche Staatsbürgerschaft und spricht Deutsch.

Bereit für die Feuertaufe in Chicago

Die finale Crew-Aufstellung mit erfahrenen Top-Akteuren und Nachwuchstalenten will das Germany SailGP Team erst im kommenden Monat vor der Premiere im SailGP bekannt geben. An Land werden die Segler und Seglerinnen von einem dynamischen Team flankiert.

Team-CEO ist mit Tim Krieglstein ein Mann, der neun Jahre lang als Senior Marketing Manager bei Red Bull tätig war. Er bringt viel Erfahrung im Bereich von Events sowie Kampagnenaufbau und -führung mit. Als Teammanagerin ist Anne van der Wereld der Fels in der Brandung. Sie kam mit der Erfahrung aus dem Ocean Race und als Teamkoordinatorin für das neuseeländische SailGP Team ins deutsche Team.

Gemeinsam mit Coaches, Technikern und weiteren Akteuren ist das SailGP Team Germany bereit für seine Feuertaufe im Rolex United States Sail Grand Prix in Chicago und eine langfristig erfolgreiche Teilnahme am SailGP.

Die Höhepunkte vom SailGP-Finale der dritten Saison Anfang Mai in San Francisco:

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