SailGPDeutsches Team hungrig in New York – Erik Heil: “Erwarten mehr Wind, mehr Welle”

Tatjana Pokorny

 · 21.06.2024

Speed! Das Germany SailGP Team beim Training in New York
Foto: Ricardo Pinto for SailGP
Die Spannung steigt vor dem vorletzten SailGP-Gipfel der Saison: In New York geht es für die zehn Rennställe darum, sich vor dem Zwei-Millionen-Dollar-Finale in San Francisco optimal zu positionieren. Vor dem Kräftemessen im Big Apple führte Neuseeland die Saisonmeisterschaft nach elf von 13 Regatten vor Spanien und Australien an. Von hinten machen die Verfolger aus Frankreich und Dänemark Druck. Sebastian Vettels und Thomas Riedels Germany SailGP Team um Fahrer Erik Heil kämpft in seiner Premierensaison weiter um den Aufstieg.

Am Wochenende (22./23. Juni) steigt parallel zum Kieler-Woche-Start die elfte SailGP-Regatta der Saison vor New York. Im Fahrerlager im Big Apple ist bereits zu spüren, dass die Spannung beim vorletzten Event der vierten SailGP-Saison steigt. Die Teams haben in der Stadt, die nie schläft, noch einmal die Chance, sich für den Showdown in San Francisco in die bestmögliche Ausgangsposition zu bringen.

Extratraining für fünf Rennställe

Fünf Teams durften bereits am Donnerstag einen vorgeschalteten Trainingstag nutzen. Neben den SailGP-Rennställen aus den USA, Dänemark, Australien und der Schweiz bekam auch das Germany SailGP Team diese wertvolle Chance. Erik Heil berichtete danach vor Ort: “Wir hatten echt wenig Wind erwartet, vier bis acht Knoten. Dadurch, dass aber nochmal drei Knoten Strom rausgegangen sind aus der Bucht, hatten wir dann eher so elf Knoten von Anfang an. Das war viel besser als erwartet.”

Erik Heil berichtete auch von besonderen New Yorker Herausforderungen: “Es war sehr wellig. Da sind viele, die zur Freiheitstatue fahren und Wellen machen. Das ist der Endgegner für James (Redaktion: Flight Controller James Wierzbowski). Und deswegen hatten wir ziemlich zu kämpfen, das Speed-Projekt voranzutreiben, weil einfach zu viel Interruption ist durch die Wellen. Trotzdem war das Training in ganz neuen Bedingungen gut. Der Wind war relativ warm, nicht so kraftvoll, die Wassertemperatur etwas wärmer als noch in Halifax.”

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Je enger es bei viel Wind ist, desto mehr Action gibt es. Ich glaube, es könnte ganz interessant werden.” Erik Heil

Erik Heil erwartet für für die elfte SailGP-Regatta der Premierensaison seines Teams spannende Szenarien: “Es sind keine einfachen Bedingungen. Wir werden tendenziell eher noch mehr Druck bekommen. Wir erwarten ein bisschen mehr Wind, ein bisschen mehr Welle. Der Race-Kurs wird relativ kurz sein, hat nur 0,85 nautische Meilen als Länge. Das ist einer der kürzesten Kurse der Saison. Dazu kommt: Je enger es bei viel Wind ist, desto mehr Action gibt es. Ich glaube, es könnte ganz interessant werden.”

Germany SailGP Team über den Erwartungen

In den Zielsetzungen für die jüngsten Neuzugänge der Profiliga bleibt Erik Heil fokussiert: “Ich glaube wir haben immer noch inhaltliche Ziele. Die Top-Drei sind immer möglich. Es ist meistens so: Am ersten Tag hat man drei Startmöglichkeiten. Die guten Teams machen zwei von drei Starts gut. Der zweiten Hälfte der Flotte gelingt einer von drei Starts gut. Das heißt, wenn du zwei von drei Starts gut machst, bist du eigentlich im Spiel – wenn das Rennen normal verläuft. Und das ist so ein bisschen der Schnitt, den man suchen will. Man will im Grunde zwei Drittel vernünftig segeln. Dann kannst du dir das letzte Rennen am ersten Tag ‘erlauben’.”

Für das aufstrebende deutsche Team, dessen Leistung Erik Heil in der ersten SailGP-Saison “weit über den Erwartungen” einstuft, sei der Fokus einfach: “Wir müssen die Inhalte abarbeiten und die Trainingszeit so effektiv zu nutzen, wie wir können. Und das ist wahrscheinlich auch der schnellste Weg in Richtung der Top-Drei-Platzierung für uns. Wir wollen auf jeden Fall sicherstellen, dass wir die zur Verfügung stehende Zeit optimal nutzen.”

Zum Vergleich mit den erfahreneren Teams im SailGP, die vielfach schon seit der Premierensaison dabei sind, sagte der zweimalige olympische Bronzemedaillengewinner Erik Heil aus Strande bei Kiel: “Wir haben bislang insgesamt um die 48 Tage auf dem Boot gehabt. Wenn überhaupt. Die guten Teams, die haben über 650 Tage auf dem Boot. Und im Moment ist es so, dass viele noch ein Parallelprojekt haben, wo auch im Team gefoilt wird. Das heißt, deren Erfahrung mit den Themen wächst momentan schneller als unsere . Der einzige Grund, warum wir aus meiner Sicht wettbewerbsfähiger werden, ist unser halbwegs smarter Umgang mit der Zeit. Deshalb können wir im Grunde das Boot besser segeln. Aber die anderen bilden Konstanz darüber, dass sie so viel mehr Tage haben. Und die Konstanz, die können wir momentan nicht schlagen.

Segel-Action vor der Freiheitsstatue

Was nicht bedeutet, dass das Germany SailGP Team sich nicht immer wieder auffällig gute Chancen und vordere Plätze erarbeiten kann. “Wir haben immer einen Shot”, sagt Erik Heil. Gleichzeitig weiß er: “Langfristig müssen wir natürlich auch auf Tage aufkommen. Indem wir in der Konfiguration zusammen trainieren, auch auf anderen Booten, um möglichst nah an dem eigentlichen Thema zu sein. Das ist wahrscheinlich eine Kombination aus vielleicht Moth, vielleicht irgendwie M32/GC32 und dem Simulator. Wenn man die drei Sachen kombiniert, dann kriegt man relativ viele Aspekte aufgegriffen.”

Die Stadt New York hat Erik Heil auf Anhieb beeindruckt: “Die Kulisse ist gigantisch, das muss man einfach sagen. Ich war am ersten Tag auch in Folge des Jetlag schon um 5 Uhr morgens joggen. Da ging gerade die Sonne hinter der Stadt auf. Und vor der Freiheitsstatue zu segeln, das ist natürlich cool!”

Nach vier Siegen in dieser Saison lag Neuseeland vor den letzten beiden Regatten mit 83 Punkten an der Spitze der Gesamtwertung. Mit neun Punkten Rückstand folgten die Spanier auf Platz zwei vor Tom Slingsbys Australiern, die nach dem enttäuschenden achten Platz in Halifax auf den dritten Platz zurückgefallen sind. Hartnäckige Verfolger blieben im Endspurt Frankreich und Dänemark. Mit sechs und sieben Zählern Rückstand auf Australien, werden beide Mannschaften vor New York alles geben, um ihre Finalchancen vor dem Showdown in San Francisco zu optimieren.

Kiwis vorne, Australien unter Druck

Worauf es sonst beim rasenden SailGP in New York zu achten gilt? Die sieggewohnten dreimaligen Saisonsieger aus Australien stehen unter Druck, konnten in dieser Saison nicht so dominant agieren wie in den Vorjahren. Sie sind als attackierte Gesamtdritte zwei Rennen vor dem Finale in ungewohnter Position. Die hinter den führenden Kiwis zweitplatzierten Spanier und die fünftplatzierten Dänen trennen insgesamt nur acht Punkte. Das US-Team um Taylor Canfield erlebt sein erstes Heim-Event, will nach zuletzt enttäuschenden Ergebnissen in Halifax eine bessere Vorstellung geben. Für das in dieser Saison oft strauchelnde britische Team dagegen hat der Sieg in Halifax möglicherweise den Wendpunkt gebracht. Fahrer Giles Scott und sein Team mit Doppel-Olympiasiegerin Hannah Mills wollen den Aufwärtstrend fortsetzen.


Die SailGP-Rennen werden am 22. und am 23. Juni jeweils ab 22.30 Uhr hier bei wedotv live übertragen.

SailGP-Action im Big Apple! Erinnerungen an den New Yorker Gipfel in der ersten SailGP-Saison:


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