Zweihand-Mixed-WMZähes Flautenfinale – Rixgens/Reinke WM-Sechste

Tatjana Pokorny

 · 30.09.2025

Zufall bei der Auslosung: Mit dem Boot Nummer 12 bestritten Lina Rixgens und Sverre Reinke sowohl ihr Qualifiaktionsrennen als auch das Finale.
Foto: Paul Wyeth/Royal Ocean Racing Club
Den Tatort bildeten der Solent, die Needles, die Isle of Wight und ihr berühmtes forderndes Strömungsrevier: Im flauen WM-Finale der Zweihand-Mixed-WM der Offshoresegler waren gute Nerven, Durchhaltevermögen und maximal flexibles Segelsetzen die hilfreichsten Tugenden. Lina Rixgens und Sverre Reinke hatten sie und kamen nach Achterbahnfahrt durchs Klassement als Sechste ins Ziel.

Normalerweise muss man sich im September im Solent nur selten um Wind sorgen. Doch das Finale der Zweihand-Mixed-WM der Offshore-Segler litt an Flaute. Zwar war es am Montagnachmittag dank der Startverschiebung immerhin in fünf bis sieben Knoten Wind losgegangen, doch in der Nacht und vor allem am Dienstag hatten die elf gemischten Finalduos aus zehn Ländern vornehmlich mit null bis fünf Knoten zu kämpfen. Die Strömung war ihnen dabei nicht immer gewogen.

Zweihand-Mixed-WM: besser als beim ersten Mal

“So, wie es gelaufen ist, sind wir jetzt sehr froh, dass wir das als Sechste ins Ziel bringen konnten”, zog Lina Rixgens am Dienstagabend nach dem Zieldurchgang auf dem Weg in den WM-Hafen Cowes im Sonnenuntergang Bilanz. Das Ziel, bei ihrer zweiten Zweihand-Mixed-WM besser abzuschneiden als im vergangenen Jahr in Frankreich mit Platz sieben, haben Lina Rixgens und Sverre Reinke mit WM-Platz sechs erreicht.

“Einen Tick weiter vorne hätten wir uns aber schon gerne gesehen”, räumte Lina Rixgens auch ein. Das vorgeschaltete Qualifikationsrennen hatte sie mit Teampartner Sverre Reinke auf Platz drei beendet. Nach einer Strafe gegen die Konkurrenz aus Uruguay, die ihren Motor zu spät verplombt hatten, waren Rixgens/Reinke nachträglich sogar noch auf Qualifikationsplatz zwei vorgerückt. Im finalen Flautenpoker aber war dem einzigen deutschen Duo bei dieser Zweihand-Mixed-WM der Podiumsplatz nicht vergönnt.

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Allerdings hätte das zähe Rennen nach zwischenzeitlichem Zurückfallen bis auf Rang zehn unter elf teilnehmenden Duos auch anders ausgehen können, wie Lina Rixgens selbst feststellte. Sie sagte: “Im Solent erwartet man Ende September nicht gerade zwei Tage Flaute. Das hätte auch schlimmer ausgehen können. Das Qualifikationsrennen war seglerisch schön. Das Finale nicht ganz so schön.”

Diese Flautenschieberei war ganz schön hart.” Lina Rixgens

Schon der Finalstart war aufgrund des Windmangels nicht im Solent sondern bei den Needles erfolgt. Ebenfalls war die Ziellinie außerhalb des Solents gelegt worden, um der totalen Dümpelei zu entgehen. Die französischen Sieger Théa Khelif und Thomas André meisterten den auf 100 Seemeilen verkürzten Kurs in 1 Tag, 37 Minuten und 54 Sekunden. Sie hatten auch ihren Qualifikationslauf gewonnen, beendeten die Welttitelserie mit weißer Weste. Hier geht es zu den Finalergebnissen.

Thomas André hatte schon nach der Qualifikation gesagt: “Die Balance zwischen Aggression udn Kontrolle macht den Unterschied. Das ist genau die Disziplin, die wir auch im Finale brauchen werden.” Der Franzose war mit Figaro-, Matchracing-, Mini- und Ilca-Erfahrung im Rennen.

Frankreich, Großbritannien und Uruguay auf dem WM-Podium

Eine gute halbe Stunde später nach den französischen Siegern kamen nicht die britischen Titelverteidiger Cal Finalyson und Maggie Adamson, die dieses Mal Neunte wurden, sondern ihre jüngeren Landsleute Zeb Fellows und Willow Bland als Zweite ins Ziel. WM-Bronze sicherte sich jene Crew aus Uruguay, die noch im Qualifikationsrennen die Strafe kassiert hatte: Dominique Knuppel und Federico Waksman passierten die Ziellinie am Ende eines dramatischen Duells nur zehn Sekunden nach den Briten.

Es folgten die Crews aus Norwegen und Neuseeland, bevor Lina Rixgens und Sverre Reinke Platz sechs bei der Zweihand-Mixed-WM ins Ziel brachten. Zum Rennverlauf sagte Lina Rixgens: “Die lange Kreuz nach dem Start war noch echt okay, bis es dann außen um die Isle of Wight ging. Maximal einmal kurz haben wir 13 Knoten Wind gesehen, meist eher acht bis zehn. Im Süden der Insel nahm der Wind dann rapide ab. Man wurde noch vom Strom hin- und hergeschoben.”

Vier Knoten waren schon das absolute Highlight. Das ging die ganze Nacht und auch den nächsten Tag so.” Lina Rixgens

Ohne Wind, aber mit Strom, wurde das Rennen phasenweise zur Lotterie. Mal gewannen die einen, mal die anderen. Rixgens und Reinke hatten auch mal Glück, wie bei einer Tonne etwa 15 Seemeilen östlich vom Solent-Eingang, als sie ihr Boot mit der führenden Fünfer-Grupe als letztes so eben noch um die Marke quälen konnten. Während die folgenden Boote danach “verhungerten”, die Tonne erst einmal nicht erreichten und rückwärts trieben, wurden die fünf führenden Boote vom Strom immerhin in die richtige Richtung geschoben.

Zweihand-Mixed-WM: ein Finale zum Haareraufen

Vor der nächsten Marke war Team Germany schon fast bereit, den Anker zu schmeißen. “Es war zum Haararaufen”, beschrieb Lina Rixgens die Tücken dieses Finallaufs. Wie eine Wohltat wirkten dann die fünf bis acht Knoten, die das deutsche Team schließlich unter Code Zero ins Ziel trugen. “Wir haben insgesamt super viele Segelwechsel gemacht. Unter zwei Knoten kannst du den großen Gennaker nicht mehr halten, also dann jedes Mal wieder rauf mit dem Code Zero”, berichtete Lina Rixgens von den speziellen Herausforderungen dieses WM-Finales.

Die Sieger und Herausforderer der Zweihand-Mixed-WM der Seesegler werden am Mittwoch in Cowes geehrt. Die nächste Auflage der Zweihand-Mixed-WM der Seesegler findet 2026 im Olympiarevier von Marseille statt.

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