YACHT-Redaktion
· 21.08.2025
Mittendrin statt nur dabei: Erleben Sie von Bord der „Sea Cloud Spirit“ die Les Voiles de Saint-Tropez hautnah, eine Regatta mit reicher Veranstaltungshistorie. Die Les Voiles de Saint-Tropez entstanden als Jux-Regatta aus einer Champagner-Laune heraus. Die Grundlage bildete eine Privatwette zweier Segler im Jahr 1981. Namenspate der zunächst „Club 55 Cup“ genannten Veranstaltung war das Strandlokal unweit des Zieleinlaufs. Der Verlierer, ein US-Amerikaner mit der Swan 44 „Pride“, musste den Gewinner, einen Franzosen mit dem Zwölfer „Ikra“, zu Seeigel und Champagner einladen. Nicht ganz unbeteiligt war 55-Gastronom Patrice de Colmont, der sich mit der Organisation hervortat und die Trophäe in Form einer silbernen Servierschüssel spendierte. 1982 forderte der US-Eigner eine Revanche und bereits 23 Yachten erschienen, darunter Herbert von Karajans „Hélisara“, an der zuschauerfreundlichen Startlinie neben dem Portalet genannten Turmrest der mittelalterlichen Festungsanlage.
Bereits im dritten Jahr setzte eine Professionalisierung ein: Man verzeichnete 56 Meldungen und benannte in „La Nioulargue“ um. Der Grund: Der Veranstalter und Club-55-Besitzer Patrice de Colmont wollte die Regatta nicht als direkte Werbung verstanden wissen und wählte einen Namen, den Fischer der nahe gelegenen Untiefe gaben. Im dritten Jahr wanderte der Maxi-Tross – nach Überzeugungsarbeit seitens de Colmonts, die ein gewisses Maß an Feierei einschloss – und mit ihnen erstmals Wirtschaftslenker und Aristokraten von Porto Cervo direkt weiter in den Golfe de Saint-Tropez. Heutzutage zieht es die Carbonboliden nach dem Maxi Yacht Rolex Cup ebenso nordwärts, mit dem Unterschied, dass die Zusammenkunft seit 1999 „Les Voiles de Saint-Tropez“ heißt und seit 2020 aufgrund stetig gestiegener Meldezahlen zwei Wochen lang andauert.
Neben den Maxis, die je nach Rating in den Gruppen A, B, C und D aufgeteilt waren, gehen die Klassen Modern (nach IRC) und Classic teils am gleichen Tag auf die Bahn. Bereits 2023 nahm der veranstaltende Klub, die Société Nautique de Saint Tropez , von der strikten Teilung in zwei unterschiedliche Regattawochen Abstand. Der limitierende Faktor bleiben dennoch die 160 Liegeplätze im Alten Hafen. Zur 2025er Ausgabe werden wieder über 3.000 Segler erwartet.
BOOTE EXCLUSIV- und YACHT-Redakteur Sören Gehlhaus wird mit an Bord der „Sea Cloud Spirit“ sein und Einblicke in die Welt der Maxis und in die Historie der Les Voiles geben.
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Zwölf Jahre dauerte die Fertigstellung der 138 Meter langen „Sea Cloud Spirit“, deren Kiel 2008 auf der Werft Factoria Naval Marin im spanischen Vigo gelegt wurde. Zwei Jahre später ging die Werft in den Konkurs und der Weiterbau wurde eingestellt. Erst 2018 nahm die Konstruktion wieder Fahrt auf, nachdem Sea Cloud Cruises den Auftrag zur Fertigstellung an die ebenfalls in Vigo ansässigen Schiffbauer von Metalships & Docks vergeben konnte. „Sea Cloud Spirit“ wurde schließlich am 29. April 2021 fertiggestellt, mehr als ein Jahrzehnt später, als zu Beginn geplant.
Das Schiff verfügt über vier Decks mit vielfältigen Einrichtungen für die Passagiere: Hauptdeck, Promenadendeck, Lidodeck sowie Kapitäns- und Sonnendeck. Die insgesamt 69 Gästekabinen verteilen sich auf drei Decks. Auf dem Promenadendeck befinden sich neben der Rezeption und dem eleganten Restaurant mit 270-Grad-Aussicht übers Heck 25 Suiten mit privatem Balkon. Ein Deck tiefer, auf dem Hauptdeck, liegen eine Krankenstation, eine Boutique sowie der Wellness- und Spa-Bereich inklusive Dampfbad, Sauna, Friseursalon und Ruhebereich. Hier kann auf der Steuerbordseite zudem eine Badeplattform heruntergeklappt werden, von der aus Wassersportaktivitäten möglich sind.
Auf dem Lidodeck brachte das Hamburger Planungsbüro Partner Ship Design vorn eine Bibliothek unter, aus der man einen fantastischen Blick aufs Vorschiff genießt. Gediegener lässt sich kein Buch lesen. Dahinter schließt sich die Lounge inklusive Flügel und Bar an, im Heckbereich ergänzt eine offene Bar mit Bistro das Angebot. Hier werden im überaus regelmäßigen Abstand Snacks, Kaffee und Getränke serviert. Das Kapitäns- und Sonnendeck darüber ist zum großen Teil offen, in den Aufbauten im vorderen Abschnitt findet sich neben der Brücke und der achterlich angrenzenden Kapitänskabine plus -büro auch ein Gym für die Gäste.
Entgegen ähnlich großen Superyachten wie zum Beispiel Jeff Bezos’ 127 Meter langem Dreimast-Gaffelschoner „Koru“ oder dem 143-Meter-Riesen „Sailing Yacht A“, die ihre vergleichbar großen Segelflächen hydraulisch und auf Knopfdruck setzen, werden an Bord der „Sea Cloud Spirit“ jede Schot, jedes Fall und Vollschiff-Besonderheiten wie Geitaue (Rahsegel-Fall) und Gordings (Rahsegel-Reffleine) manuell bedient. Das dauert. Bis alle 28 Segel im Wind stehen, braucht die Mannschaft zwischen 30 und 45 Minuten.
Damit an Bord bei den komplexen Manövern alles reibungslos funktioniert, gibt es klare Abläufe und eine hierarchische Struktur. Der Kapitän entscheidet, dass gesegelt wird, und gibt den Befehl zum Segelsetzen an seinen Bootsmann weiter, den Herrscher über drei Masten und eine Rigg-Mannschaft von 18 Matrosen. Er entscheidet, welche Segel bei welcher Windstärke gesetzt werden. Jeder Mast hat wiederum seinen eigenen Mastkapitän, der für die Umsetzung der Anweisungen verantwortlich ist.