YACHT-Redaktion
· 14.07.2024
„Ich freue mich über den guten Verlauf der 86. Warnemünder Woche. Alles hat wunderbar geklappt, alle Angebote sind sehr gut angenommen worden. Ein persönliches Anliegen ist mir die gute Verknüpfung von Land- und Wasserprogramm. Die Besuchenden sollen etwas vom Segelsport mitbekommen und andersrum sollen die Seglerinnen und Segler aus der ganzen Welt auch was vom Ort sehen, sich wohlfühlen und ihre hoffentlich guten Erfahrungen mit unserem Ort in die Welt tragen“, zog am finalen Warnemünder-Woche-Sonntag Rostocks und Warnemündes Tourismusdirektor Matthias Fromm zufrieden Bilanz.
„Die Warnemünder Woche war geprägt von allen möglichen Wetterbedingungen. Wir hatten die ersten beiden Tage Starkwind bis sieben Windstärken, konnten dort trotzdem alle Wettfahrten durchführen. Wir hatten aber auch Flautentage, an denen wir die Aktiven an Land halten mussten. Und zum Abschluss gab es Kaiserbedingungen“, sagte der oberste Wettfahrtleiter Peter Ramcke. Sein Team konnte den fast 900 Aktiven aus 28 Nationen ein volles Programm bieten. Peter Ramcke sagte: „In Summe konnten wir in allen Klassen alle notwendigen Wettfahrten durchführen und damit Weltmeister, Europa-Cup-Sieger und Deutsche Meister ermitteln. Es war eine gelungene Warnemünder Woche.”
Insgesamt 95 Wettfahrten brachten die acht Wettfahrtleiter-Teams in Kooperation mit der Wettfahrtleitung, dem Lagezentrum, der Jury sowie den Warnemünder-Woche-Helfern auf den Sicherungsbooten, der Marine und in enger Abstimmung mit der Wasserschutzpolizei über die Bahn. Dazu kamen der Qualifier der Sailing Champions League am ersten Wochenende der Warnemünder Woche und der zweite Siasongipfel der Segelbundesliga in diesem Jahr am zweiten Wochenende.
Peter Ramckes Fazit fiel entsprechend positiv aus: „Das Feedback der Aktiven war durchweg positiv. Das ist ein wirkliches Lob an die Wettfahrtleiter-Teams, die durchweg sehr erfahren sind. Das gilt für die Europa Cups der Ilca, der 505er, für die WM der Zoom8 und insbesondere die 29er, die erstmals mit ihrem Euro Cup hier am Start waren.“ Für das kommende Jahr kündigte Ramcke ein ähnlich spannendes Programm an: Die 505er und die Ilca-Felder werden wieder mit ihrem Europa Cup dabei sein. Die Zoom8 haben gleich zur Siegerehrung bekundet, dass sie mit ihrer Weltmeisterschaft wieder nach Warnemünde zurückkehren wollen. Und mit den Open Skiffs will eine weitere Jugendklasse ein größeres Event zur 87. Warnemünder Woche vom 5. bis bis zum 13. Juli 2025 ausrichten.
Mit Rückblick auf die vergangenen Jahre konnte Peter Ramcke feststellen, dass die Warnemünder Woche den Weg zu immer größerer Professionalität eingeschlagen hat. „Wir haben nachhaltig zeigen können, dass wir hochwertige Regatten durchführen können – und das für die Seglerinnen und Segler in einem familiären Umfeld der gesamten ehrenamtlichen Crew. Das ist uns wichtig. Wir sehen das ganzheitlich, und das wollen wir beibehalten. Das ist ein Pluspunkt der Warnemünder Woche.“
Für die Zukunft wird die Regatta-Organisation noch einen weiteren Schub erhalten. Mit der neuen Sportschule gibt es für die Prozesse verbesserte Rahmenbedingungen. Um die Wasserarbeit auf hohem Niveau zu halten, wollen sich die Wettfahrtleitungen auch in Zukunft beständig kritisch hinterfragen. „Alles hat wieder einmal super funktioniert. Unsere Partner haben ebenso zum Erfolg der diesjährigen Warnemünder Woche beigetragen wie der Einsatz von knapp 250 Ehrenamtlichen“, sagte Warnemünder-Woche-Chairman Ralf Bergel.
Für die 29er-Crews hatte sich am Finaltag der 86. Warnemünder Woche das Frühaufstehen gelohnt. Die 31 Jugendskiff-Crews konnten so noch drei schnelle Rennen in guten Bedingungen absolvieren, bevor der Wind wieder inkonstant wurde. Das bekamen die anderen Klassen zu spüren, die nach den 29ern auf das Wasser geschickt wurden. Sie hatten Mühe, ihre Wettfahrten durchzuziehen. Am Ende konnten aber alle Seglerinnen und Segler noch einen tollen Tag auf dem Wasser genießen. Die Preise für die Besten gab es am Nachmittag.
Die Briten James Crossley/Sam Webb machten im 29er-Finale noch einmal deutlich, warum sie an der Spitze des Feldes stehen. Die beiden Ausrutscher vom Vortag ließen sie zügig vergessen, kamen mit drei Rennsiegen zurück in den Hafen. Der überragenden Leistung zollten die Zweitplatzierten, die amerikanisch-deutsche Mixed-Crew mit Truman Rogers/Paula Lepa, ihren Respekt. „Die Briten waren heute einfach überlegen, da konnten wir nicht mithalten. Eigentlich liegen uns diese Windbedingungen, aber die Welle war kurz und steil. Und wir haben ein paar falsche Entscheidungen getroffen“, sagte die Potsdamerin Paula Lepa.
Ich liebe es hier. Es ist ein tolles Revier und eine tolle Stadt” (Jesper Armbrust)
Ihr amerikanischer Steuermann, mit dem sie nur für diesen Sommer zusammen segelt, zeigte sich begeistert von seinem Aufenthalt in Deutschland: „Ich liebe es hier: tolles Wetter, tolles Essen. Wir haben als Team gut zusammen gearbeitet, mussten in den vergangenen Wochen aber erst die Sprachbarriere überwinden.“ Die ist inzwischen keine mehr. Jetzt peilt das Team eine Top-25-Platzierung bei der WM in Aarhus an. Auf Rang drei segelten bei der Warnemünder Woche die Niederländer Lenny Hofmann und Rens van der Heiden.
Für die Contender gelangen noch zwei weitere Wettfahrten für die Wertung der Internationalen Deutschen Meisterschaft. Der Däne Jesper Armbrust holte sich den Titel vor Pim van Vugt (Niederlande) und Markus Maisenbacher aus Bremen. „Ich liebe es hier. Es ist ein tolles Revier und eine schöne Stadt. 2021 bin ich in Warnemünde schon Europameister geworden. Es passt also alles zusammen“, sagte Jesper Armbrust. Vermisst hatte nicht nur Armbrust den deutschen Weltmeister Max Billerbeck. Der hatte zwar gemeldet, musste dann aber erkrankt zurückziehen. „Schade, Max ist immer ein starker Konkurrent“, sagte Armbrust.
Ein weiterer deutscher Titel wurde in der noch jungen Klasse der Beneteau First 18 vergeben. In dem Feld der zehn Teams kassierten die neuen Titelträger Jan Wilkens/Tobias Rieger (Hohen Wieschendorf) in der finalen Wettfahrt ihr schlechtestes Ergebnis ein. Es war ein dritter Rang, was die Überlegenheit des Duos dokumentierte. Auf den weiteren Podiumsplätzen folgten Walter Wüllenwever/Martin Schmidt (Hamburg) sowie die Ex-Meister Thomas Jungblut/Martin Schmidt (Bremen).
Neben den Titelkämpfen wurden auch vier Ranglistenregatten beendet. Im Finn Dinghy – der ehemaligen Olympiaklasse für die großen Athleten – konnte der Berliner Fabian Lemmel seinen Angriff auf Platz eins nicht ganz erfolgreich zu Ende bringen. Ein Patzer in der letzten Wettfahrt machte den Weg frei für den Polen Bartosz Szydlowski, der damit vor Lemmel und dem Dänen Otto Strandvig siegte. International bunt durchgemischt waren auch die Medaillenränge in der zweiten Ein-Personen-Klasse: In der OK-Jolle katapultierte sich Úlli Kurfeld aus Wismar noch auf den höchsten Podestplatz. Er schob sich mit zwei Wettfahrtsiegen zum Abschluss am Dänen Jörgen Svendsen vorbei. Rang drei belegte der in Berlin lebende Neuseeländer Greg Wilcox.
In den beiden Trapezjollen Flying Dutchman und Korsar blieben die deutschen Siege unangefochten. Die FD-Weltmeister Kay-Uwe Lüdtke/Kai Schäfers (Berlin/Hannover) konnten es sich sogar leisten, auf das letzte Rennen zu verzichten, ohne ihren souveränen Sieg aus der Hand zu geben. Es folgten die Polen Tomasz Kosmicki/Adrian Gorka sowie die Berliner Markus und Joshua von Lepel. Im Korsar gestattete sich das Berliner Ehepaar Uti und Frank Thieme im Laufe der acht Rennen nur einen vierten Rang. In den weiteren sieben Wettfahrten kreuzten sie die Ziellinie als Erste und standen damit natürlich auf dem obersten Podestplatz der Warnemünder-Woche-Sieger. Flankiert wurden sie von Dirk Braun/Jürgen Kruck (Wuppertal) sowie Silja und Jonna Braun (Berlin).