YACHT-Redaktion
· 12.07.2024
26 Crews waren ins Rund Bornholm gestartet. Zehn kamen bei der bekanntesten Langstrecke der Warnemünder Woche durch: Als erste Yacht hatte die VO60-Yacht „Ospa“ von Otto Timm die Ziellinie bereits nach 1 Tag, 15 Stunden, 53 Minuten und 6 Minuten erreicht. Das längste Durchhaltevermögen bewies Wladyslaw Chmielewski auf seiner Dehler 33 Classic „Bindi“. 3 Tage, 22 Stunden, 16 Minuten und 50 Sekunden war der Pole als Solist unterwegs. Zwischenzeitlich hatte er das Gewitter-Risiko im Hafen von Rönne auf Bornholm abgewettert, um schließlich doch nach langen Flautenphasen Warnemünde zu erreichen.
Die Trophäen für die Sieger nach berechneter Zeit erhielten am Freitagabend die Teams von der Brenta 55 „Ember Sea“ von Jochen Bunk (Rostock) in der Yardstick-Wertung und der Farr 30 „Maiko“ von John Victorin (Rostock) in der ORC-Wertung. Zuvor waren in den vergangenen fast vier Tagen die Kommunikationsgeräte bei Seebahn-Wettfahrtleiterin Laura Kühlewind und ihrem Team von der Warnemünder Woche heißgelaufen. Nachdem die Flotte von 26 Crews zum Wochenbeginn am Montag auf den Kurs in Richtung Bornholm geschickt worden war, wurde schnell klar, dass es ein weit überdurchschnittlich langes Rennen werden würde. Schon in der ersten Nacht hatte sich ein ausgedehntes Flautenfeld über der Regattaflotte zwischen Warnemünde und Bornholm ausgebreitet. Auch danach ging es nur mühsam voran.
Die Yachten vom Typ VO60, „Ospa“ und „Illbruck“, aber auch die „Ember Sea“ konnten den leichten Warnemünder-Woche-Hauch zwar nutzen, um im Morgengrauen des zweiten Renntages wieder in Warnemünde einzulaufen. Doch für viele andere entwickelte sich der Klassiker zu einem langen Ostsee-Marathon. Zu lang für die Mehrheit. Die Ersten legten bereits wenige Stunden nach dem Start wieder im Hafen von Warnemünde an – wissend, dass ihnen die beruflichen Verpflichtungen einen Strich durch die Rund-Bornholm-Rechnung machen würden. Anderen lief die Zeit davon, weil die Charterverträge fürs Boot ausliefen.
So nahm die Wettfahrtleitung viele Nachrichten von Crews entgegen, die vorzeitig in den Hafen segelten. Mit Sorge wurde das Rennen derjenigen beobachtet, die das Traditionsrennen unbedingt zu Ende bringen wollten. Mittwoch und Donnerstag drohten Gewitter über der Ostsee, sodass nicht nur der Draht zu den Seglerinnen und Seglern gehalten wurde, sondern auch der zum Wetterdienst mit dem zusätzlichen Blick auf die Wetterkarte und den AIS-Tracker mit den Positionen der Yachten.
Mit dem Zieleinlauf der „Bindi“ ging das Rennen zu Ende . Während der beharrliche Solist erst einmal Schlaf benötigte, waren andere Crews schon wieder ausgeruht. Die „Ember Sea“ war rund zwei Tage vorher eingelaufen. Jens Burmeister berichtete, dass die Erlebnisse schon gut verarbeitet worden sind: „Nach dem Anlegen wurde das Boot kurz aufgeklart, dann gab’s ein Bierchen, und dabei ließen wir das Rennen noch einmal Revue passieren.“
Die erste Nacht, so Burmeister, sei auch auf der „Ember Sea“ anstrengend und nervenaufreibend gewesen. „Ein bis zwei Stunden ging gar nichts. Da haben wir gestanden beziehungsweise sind nur getrieben. Ansonsten hieß es immer, nach Wind Ausschau zu halten und das Boot irgendwie am Laufen zu halten.“ Die Crew hangelte sich von Böenfeld zu Böenfeld, blieb lange an den größeren Yachten dran.
Bis Bornholm trennten die „Illbruck“ und die „Ember Sea“ nur wenige Meilen. Auf dem Rückweg nach Warnemünde konnten die ehemaligen Ocean-Racer dann aber ihre Größe ausspielen und davonrauschen. Das reichte aber für die schnellsten Yachten nicht mehr, um auch berechnet vorn zu liegen. Den Sieg unter den sieben Booten in der Yardstick-Wertung holte sich die „Ember Sea“, auch wenn es zum Ende hin mit einer Flaute vor Warnemünde noch einmal eng wurde.
Der Anspannung im Rund-Bornholm-Flautenpoker standen aber auch Momente des Glücks gegenüber: „Es wurde eigentlich nie richtig dunkel in der Nacht. Und der Sonnenaufgang am ersten Morgen war toll. So etwas entschädigt für die anstrengenden Momente und motiviert, immer weiter zu segeln.“ Die „Ember Sea“ ist mit diesem ersten Platz von Rund Bornholm und auch dem Sieg bei der Mecklenburgischen Bäderregatta heißer Anwärter auf den Wiro-XXL-Cup, der Kombi-Wertung aus den drei Seebahn-Regatten. Den Abschluss dazu bildet das Gedser Race, das am Samstag um 10 Uhr angeschossen wird.
In der ORC-Wertung um den Warnemünder-Woche-Cup liegt die „Maiko“-Crew von John Victorin gut im Rennen. Sie landete bei der Bäderregatta auf Platz zwei und war bei der doppelt gewerteten Langstrecke Rund Bornholm souveräne Siegerin.