YACHT-Redaktion
· 08.07.2024
Langes Warten, ein später Start und zwei Siegerehrungen: In der lauen Sommerbrise war von den Aktiven der 86. Warnemünder Woche am Montag viel Geduld gefordert. Nach mehreren Startverschiebungen fiel schließlich am Nachmittag die Entscheidung, dass auf den Jollenbahnen kein Start mehr erfolgen wird. Für die 505er hieß das: Die Franzosen Philippe Boite und Marin Carnot sind die Sieger des Euro Cups 2024. Denn für die Fiven war der Montag schon der letzte Tag ihrer Regatta.
Für die Ilca-Klassen dagegen steigt das Finale erst am 9. Juli. Der ursprünglich für Montag angesetzte Auftakt zur Zoom8-WM wurde um einen Tag auf Dienstag verschoben. Hier gehen vorerst jedoch keine Rennen verloren, denn für die Weltmeisterschaft war von Beginn an ein Reservetag eingeplant. Gesegelt wurde am Montag schließlich aber doch noch. Die Wettfahrtleitung der Seebahn fand einen leichten Hauch, um die Yachten für den Klassiker Rund Bornholm auf den Kurs zu schicken. Das Rennen könnte der Bezeichnung “Langstrecke” sogar mehr als gerecht werden, denn eine Verkürzung der rund 280 Seemeilen langen Bahn stand trotz träger Winde nicht zur Debatte.
Sie segeln!” (Laura Kühlewind)
Die Seesegler waren am Montag im Gegensatz zu den anderen Klassen frühzeitig auf die Ostsee beordert worden. Sie sollten sich im Startgebiet bereithalten, damit die Wettfahrtleitung auf dem Wasser maximal flexibel reagieren konnte. Und das gelang schließlich auch – trotz der Verspätung von rund einer Stunde. „Erst einmal hatten auch wir keinen Wind beziehungsweise nur eine laue Brise aus verschiedenen Richtungen. Wir haben ständig die Entwicklung beobachtet und auf konstanteren Wind gewartet. Als der sich dann aus Nord bis Nordwest durchsetzte, haben wir die Flotte auf den Kurs geschickt“, berichtete Wettfahrtleiterin Laura Kühlewind. Es war zwar kein rasanter Start, aber Kühlewind konnte erleichtert feststellen: „Sie segeln!“
Den Startschuss für die insgesamt 26 Crews in zwei Gruppen hatte DSV-Präsidentin Mona Küppers gegeben. Die Flotte zog sich schon kurz nach dem Start weit auseinander und segelte wie an einer lang gestreckten Perlenschnur die Küste am Darß entlang nach Nordosten. An die Spitze hatte sich mit der VO60 “Illbruck” erwartungsgemäß zügig das ehemalige Volvo-Ocean-Race-Siegerboot mit Skipper Oliver Schmidt-Rybandt und seiner Crew gesetzt.
In den anderen Klassen wurde das Warten auf den Wind dagegen nicht belohnt. Stunde um Stunde hoffte die Regattaleitung um den obersten Wettfahrtleiter Peter Ramcke darauf, dass sich die ersehnte Brise einstellen würde. Am Nachmittag sollten die Akteure der 505er, der drei Ilca-Klassen und der Zoom8 aber nicht länger auf die Warte-Folter gespannt werden. Mit der Entscheidung zum Abbruch richteten sich die Blicke umgehend auf den nächsten Tag. „Das sieht besser aus. Wir sollten segelbaren Wind haben“, hob Ramcke optimistisch den Daumen für das weitere Regattageschehen der Warnemünder Woche.
Die 505er durften indessen schon zur Siegerehrung schreiten. Sie hätten am Montag noch zwei Rennen segeln sollen. Doch daraus wurde nichts mehr. So riefen die Organisatoren am frühen Nachmittag zur Preisverleihung in den Lokschuppen. Das Zwischenresultat vom Sonntag war auch das Endresultat. Die Franzosen Philippe Boite und Marin Carnot freuten sich über ihren starken Auftritt von Warnemünde.
In den heftigen Böen des ersten Tages und in den Champagner-Bedingungen vom Sonntag hatten sie mit vier Siegen und einem zweiten Platz in fünf Rennen eindrucksvoll ihre Stärke unter Beweis gestellt. „Wir sind sehr glücklich. Es waren tolle Tage hier in Warnemünde, und wir hoffen, dass wir bald mal wieder mit einer Weltmeisterschaft hierher kommen können“, sagte Philippe Boite.
Gestern waren Traumbedingungen. Wir sind schön ins Rutschen gekommen auf dem Wasser” (Frank Feller)
Tim und Finn Böger, die den siegreichen Franzosen in der letzten Wettfahrt immerhin einen Rennsieg der Serie entreißen konnten, freuten sich über Silber. Die Rostocker Lutz Stengel und Frank Feller waren auf ihrem Heimatrevier auch mit Bronze zufrieden. „Eigentlich hatten wir gehofft, dass nicht ganz so viel Wind ist. Was uns nicht wirklich liegt. Dafür haben wir uns ganz gut geschlagen“, sagte Steuermann Lutz Stengel. Vorschoter Frank Feller ergänzte: „Samstag war es sehr ruppig – fast nicht segelbar. Zwischendurch mussten wir auf dem Vormwind-Gang auch mal den Spi runternehmen. Wir waren froh, dass wir nicht umgekippt sind während der Wettfahrt. Aber hinterher hat es uns dann doch erwischt. Gestern waren dann aber Traumbedingungen. Wir sind schön ins Rutschen gekommen auf dem Wasser. Ein Traum für jeden Segler.“
Der herrliche Segelsonntag war auch Teil des Programms beim dritten und letzten Qualifier zum Finale der Sailing Champions League. Zu Gast beim Akademischen SegelVerein in Warnemünde rangen 17 Club-Mannschaften aus elf Nationen um die verbliebenen sieben Tickets zum Finale vom 26. bis 29. September im portugiesischen Vilamoura. Am Ende stand nach starkem Endspurt das Team vom Münchner Yacht-Club auf dem obersten Podestplatz. Die weiteren sechs Finalkarten lösten der Tønsberg Seilforening, der Astgård Seilforening, der Joersfelder Segel-Club aus Berlin, der Yacht Club de Cherbourg, die Warnemünder Gastgeber vom Akademischen SegelVerein Warnemünde und der Segelclub Mattsee.
An Bedingungen erlebten die internationalen Ligasegler fast die ganze Bandbreite, die das Regattasegeln zu bieten hat. In Winden bis 29 Knoten in den Spitzen war herausragendes Bootshandling gefordert. Champagnersegeln in Sonnenschein und Temperaturen um 25 Grad stand ebenso auf dem Programm wie Regen und nur 15 Grad Lufttemperatur. Am Montag fielen die Entscheidungen schließlich in fordernden leichten Winden.