Tatjana Pokorny
· 07.03.2022
Das Silverrudder segelt seiner 11. Edition mit enormer Strahlkraft entgegen: Die maximal 450 Startplätze waren zwei Stunden nach Meldeportalöffnung vergeben
Hart, aber herzlich: Die Rund-Fünen-Prüfung für Solsosegler ist imposant in das Jahr ihrer 11. Edition gestartet. Die maximalen Startplätze von 450 Booten waren für das Rennen von und nach Svendborg bereits zwei Stunden nach Öffnung des Meldeportals vergeben. Viele Rekordhalter und weitere Helden und Heldinnen der stürmischen Auflage 2021 sind ebenso wieder dabei wie eine deutlich größer gewordene Gruppe ambitionierter Skipperinnen. Ihre Zahl hat sich bei nur sechs Starterinnen 2021 mit nun 16 gemeldeten Frauen fast verdreifacht. Unter ihnen sind die zweimalige Mini-Transat-Seglerin Lina Rixgens, die olympische 49erFX-Silbermedaillengewinnerin Sanni Beucke zum zweiten Mal nach ihrer fordernden Premiere im vergangenen Jahr und mit Lena Weißkichel eine weitere aufstrebende Wiederholungstäterin. Lena Weißkichel trainiert abseits vom Silverrudder-Parcours hart dafür, an der Seite ihrer 49erFX-Steuerfrau Nadine Böhm in zwei Jahren Susann Beuckes Erbe im olympischen Segelsport anzutreten. Beim Silverrudder werden sich die Kurse der Skiff- und Seesegel-affinen Beucke und Weißkichel kreuzen. Sanni Beucke hat nach ihrer harten Feuertaufe auf der Seascape 18 im vergangenen Jahr aufgerüstet: Ihre zweite Runde wird sie auf einer Beneteau Figaro 3 bestreiten. Lena Weißkichel hat sich mit Blick auf ihr Silverrudder-Comeback eine Dehler 30 od für die Dänemark-Prüfung gewählt.
Das Silverrudder vereint viele spannende Segelkarrieren wie die von Beucke und Weißkichel. Die „Challenge of the Sea“ lockt jedes Jahr erfahrene Haudegen, abenteuerhungrige Novizen, leidenschaftliche Solo-Regattasegler, Wiederkehrer und Erstteilnehmer. Dabei geht es immer internationaler zu: Starter aus 13 Ländern wollen die multinationale Flotte ein Jahr nach der Jubiläumsauflage Mitte September (Start: 16.9.) mit ihren Leistungen und ihren Geschichten prägen. Die Vorfreude ist bei den Newcomern ebenso ausgeprägt wie bei den Dauerbrennern.
Der Anteil der deutschen Starter für 2022 lag kurz vor Finalisierung der Teilnehmerliste für dieses Jahr bei knapp über 60 Prozent. Das Silverrudder genießt unter deutschen Seglern Kultstatus. Philip Cossen, bekannt als kenntnisreicher Silverrudder-Kommentator und 2022 auch selbst wieder als Teilnehmer aktiv, sagt: „Das Silverrudder ist ein Rennen für des Seglers ‚Bucket List‘.“ Wer jetzt noch keinen Startplatz hat, dem bleibt die Hoffnung auf die zweite Chance: Im Sommer dürften an einem jetzt noch nicht festgelegten Tag noch ein paar Handvoll zurückgegebene Tickets zu haben sein.
Zur Erinnerung die wichtigsten Zahlen aus dem vergangenen Jahr: Bei der zehnten Auflage waren ebenfalls die maximalen 450 Teilnehmer gemeldet. 29 sagten ihren Einsatz noch vor dem Start ab. 67 blieben den Rennen – zumeist aus Respekt vor den angekündigten harschen Winden – ohne Absage fern. 354 Boote starteten ins Rund-Fünen-Rennen, 329 erreichten das Ziel. In allen sieben Klassen wurden pünktlich zum Jubiläum neue Rekorde aufgestellt. Sie werden in diesem Jahr schwer zu schlagen sein.
Ganz eigene Rekorde bringt der Drehbuchautor und Schriftsteller Jan von der Bank mit an die Startlinie: In sein erstes Silverrudder startet der 55-Jährige aus Eutin mit einer selbstgebauten Berckemeyer 31 Classic. Hier geht es zum PDF-Download vom YACHT-Ortstermin in der Garage, in der Jan von der Banks Sportboot-Retroklassiker entstanden ist (bitte anklicken!). Für Skipper und Boot wird das Silverrudder den ersten gemeinsamen großen Regattastart markieren. Für den erfolgreichen Contender-Segler Jan von der Bank wird es zudem der erste Solo-Einsatz bei einem Rennen über Nacht sein. Seine Vorfreude ist riesig: „In den vergangenen Jahren habe ich mir bei den Silverrudder-Starts die Nase am Bildschirm plattgedrückt. Da waren viele Freunde dabei. Die durften segeln – und ich hatte kein Boot." Eingereiht wurde Jan von der Banks wunderschön-sportlicher Klassiker-Eigenbau für die kommende Auflage in die Silverrudder-Medium-Kategorie. „Da gehören wir natürlich eher zu den kleineren Booten“, weiß er um die Herausforderung. Das Revier rund Fünen kennt Jan von der Bank von Einsätzen mit Crews. Nun dauert es nur noch gut 192 Tage, bis er sein Silverrudder-Solo-Debüt erleben kann. Dabei freut er sich als Solist auch auf das legendäre Miteinander in der Silverrudder-Familie: „Das gemeinschaftliche Davor und Danach gehören zu dem, was eine Silverrudder-Teilnahme ausmachen.“
Sein guter Name begleitet Jan von der Bank auf Kurs Silverrudder mindestens als äußerst vielversprechendes Omen: Drei der aktuellen sieben Rekordhalter heißen wie er Jan mit Vornamen. Es sind genau jene drei, die auch in diesem Jahr wieder antreten und Bestmarken jagen: Jan Andersen mit seiner Marlin 33 „Black Marlin“ bei den großen Mehrrumpf-Booten, Jan Møller mit der Frers 49 „Dream on“ in der Division der XL-Kielboote und Jan B Hansen mit seiner neuen Aeolos P30 mit dem gut bekannten Namen, der wieder Programm sein soll: „The Beast“. Hier geht es zur Liste mit den amtierenden sieben Rekordhaltern und ihren Vorgängern (bitte anklicken!). Die Aeolos P30 wird gleich zweimal zu sehen sein, denn auch Aeolos-Konzeptvater und "Speed Junky" Hans Genthe tritt bei den kleinen Kielbooten mit seinem rassigen neuen "Aeolos"-Leichtgewicht an.