Tatjana Pokorny
· 04.04.2023
In der Bucht von Palma ist die größte Rennflotte in der Geschichte des balearischen Segelsports im Einsatz. Die 52. Auflage des Regattaklassikers Trofeo Princesa Sofía läutet die vorolympische Saison fulminant ein
967 Teams aus 66 Nationen haben sich in Palmas Stadtteilen Arenal und Can Pastilla zur 52. Trofeo Princes Sofía mit allen zehn olympischen Segeldisziplinen versammelt. 1.259 Segler und Seglerinnen wollen beim Weltcup-Auftakt im beliebten Balearen-Revier prüfen, wo sie nach dem Wintertraining in der vorolympischen Saison stehen. Knapp 80 Segler und Seglerinnen des German Sailing Teams sind beim Saisonstart im Einsatz. Darunter die 470er-Weltmeister Luise Wanser und Philipp Autenrieth (Norddeutscher Regatta Verein/Bayerischer Yacht-Club), iQFoil-Weltmeister Sebastian Kördel (Norddeutscher Regatta Verein) und mit Philipp Buhl (Norddeutscher Regatta Verein/Segelclub Alpsee-Immenstadt) der Laser-Weltmeister von 2020.
Mit Ausnahme der Einhandklassen Ilca 6 und Ilca 7 (vormals Laser) ist die Trofeo Princesa Sofía vor Mallorca ein wichtiger Qualifikationsevent für die deutschen Akteure der olympischen Klassen: Die Platzierungen beim Spanien-Klassiker fließen in eine DSV-interne Rangliste ein. Nur die topplatzierten Seglerinnen und Segler dieser Rangliste erhalten am Ende einen Startplatz bei der WM aller olympischen Klassen vom 10. bis zum 20. August in Den Haag. Nur die Klassenbesten können im vorolympischen Jahr das Ticket für das olympische Test-Event in Marseille lösen.
Tag eins der mit Spannung erwarteten ersten großen Regatta des Jahres für den olympischen Segelsport war am Montag bei leichten, drehenden Winden fast komplett ausgefallen. Lediglich ein Teil der Flotte der iQFoil-Männer konnte zwei Qualifikationsdurchgänge und eine Gruppe der Ilca-7-Segler einen Qualifikationslauf ins Ziel bringen. Der amtierende iQFoil-Weltmeister Sebastian Kördel stieg souverän ein und eröffnete die Serie mit einem Sieg und einem zweiten Rang.
Es wird bei unserem Format mehr und mehr ein mentales Spiel.” (Sebastian Kördel)
Der 32-jährige Radolfzeller will 2024 vor Marseille um eine olympische Medaille kämpfen. Der frühere PWA-Profi sagte: “Als klar war, dass Foiling eine olympische Disziplin sein würde, beschloss ich, es zu versuchen. Hier bin ich, und es scheint gut zu laufen. Ich habe letztes Jahr die Weltmeisterschaft gewonnen. Auf einigen Ebenen fahren wir alle gleich schnell. Mit dem von uns gefahrenen Format wird es mehr und mehr ein mentales Spiel.”
Anders als bei den Olympiaseglern, wo die besten zehn Teams ihre Punkte aus Vor- und Hauptrunde ins doppelt gewertete Medaillenrennen mitnehmen, geht es bei den iQFoilern im Finale brutal zu. Sebastian Kördel sagt: “Wir haben ein Medaillenrennen, bei dem der Erste, der die Linie erreicht, gewinnt. Man muss mental stark sein, um dem ganzen Druck standzuhalten. Eine Weltmeisterschaft wird in einem einzigen Rennen entschieden, über wie viel – sechs Minuten? Im Verband arbeiten wir jetzt mit einem Psychologen zusammen. Das hilft ein bisschen, aber es ist auch neu für mich. Ich habe bei dieser Kampagne zum ersten Mal in meiner Karriere einen Coach. Es ist gut, sich dessen bewusst zu sein, über Dinge nachzudenken und sich ständig zu verbessern.”
Zu den internationalen Stars zählt bei der Trofeo Princesa Sofía die holländische Ilca-6-Seglerin Marit Bouwmeester. Die junge Mutter ist zurück in der Flotte und nach Gold in Rio 2016, Silber in London 2012 und Bronze in Tokio hungrig auf eine vierte Olympiamedaille 2024 in Marseille. Vor Palma trifft Marit Bouwmeester auf die amtierende Olympiasiegern Anne-Marie Rindom aus Dänemark. In der Ilca-7-Flotte fordern Philipp Buhl und der EM-Fünfte Nik Aaron Willim den australischen Olympiasieger Matt Wearn und weitere Top-Steuerleute der herausragend besetzten Flotte von 184 Booten.
Die Trofeo Princesa Sofía ist die erste Weltcup-Regatta des Jahres. Es folgen die Allianz-Regatta in den Niederlanden und die Semaine Olympique Française vor Hyères. Die Kieler Woche bildet das Finale und erwartet starke Flotten in den olympischen Disziplinen, wenn auch das olympische Test-Event in Marseille Anfang Juli die dafür Qualifizierten an Kiel vorbeisegeln lassen wird, weil die Regatten zu nah beieinanderliegen.
Vor dem Startschuss für die Olympiaflotte hatte die Trofeo Princesa Sofía die neuntägige Mammut-Serie mit einer Regatta für Einheitsklassen und Cruiser-Racer eröffnet. Gefordert waren Sechser, J/80, J/70, Drachen und ORC-Boote. In der kleinen Drachenflotte segelten Hanns Peter Burkhardt, Paul Burkhardt und Jorg Mössnang vom Bodensee Yacht Club Überlingen auf Platz drei. Den gleichen Platz ersegelten Kai Mares und Crew auf der Italia 9.98 “Immac Fram” in der ORC-Gesamtwertung. Marc Bezners Club Swan 50 “Olymp” holte hier Platz fünf. Das Vorspiel zum olympischen Trofeo-Gipfel fand beim Co-gastgebenden Real Club Náutico de Palma statt.