Der Startschuss zur Langstreckenregatta der Travemünder Woche war bereits am Freitag gefallen. So sollten die 13 teilnehmenden Crews rechtzeitig am Samstagabend zur Preisverleihung wieder im Hafen sein. Der Plan wurde allerdings zur komplexen Herausforderung für die Wettfahrtleitung und die Segler. Nicht Sturm, sondern flaue Winde erforderten viel Geduld und noch mehr Flexibilität.
Weil mit der Dunkelheit auch eine intensive Flaute in die Lübecker und die Mecklenburger Bucht gekrochen war, musste Wettfahrtleiter Jens Hahlbrock den ursprünglich geplanten Kurs rund Fehmarn ändern, um alle Crews rechtzeitig zurückzubekommen. Weshalb es dann bei dieser Travemünder Woche nicht um Fehmarn herum, sondern bereits am Fehmarnsund in Richtung Kühlungsborn nach Südosten ging. Nach einer dort zu rundenden Bahnmarke führte der Kurs die Flotte zurück nach Travemünde. Am Ende hatten die Segler statt 120 immer noch 80 Seemeilen im Heckwasser.
Die absolvierte die schwedische Crew auf der Corby 33 „Mrs Freckles“ am schnellsten. Dabei zogen Lena Having und Eivind Bøymo-Malm ihre Bahnen beim Auftakt der Travemünder Woche weitgehend “im Verborgenen”. Weil ihr AIS (Automatisches Schiffsidentifizierungssystem) in der Nacht ab Fehmarn keine Daten mehr gesendet hatte, überraschten sie auch die Wettfahrtleitung. Als das Duo um 8 Uhr vor der Travemündung aufkreuzte und 16 Minuten später die Ziellinie passierte, mussten die Segler ihre Zeit selbst nehmen.
Mit einer gesegelten Zeit von 14 Stunden, 1 Minute und 30 Sekunden gewannen die Skandinavier das Über-Nacht-Rennen. Lena Having vom Cape Crow Yacht Club auf der Insel Hönö sagte nach dem Zieldurchgang: “Eigentlich hatten wir kein technisches Problem an Bord. Ich weiß nicht, warum das AIS nicht gesendet hat. So etwas passiert manchmal.”
Es war ein gutes Rennen, manchmal richtig knifflig.” Lena Having
Weiter sagte die schwedische Siegerin: “Mit viel Erfahrung und etwas Glück haben wir ein gutes Ergebnis erzielt. Die Atmosphäre hier ist sehr freundlich unter allen Teilnehmern. Wir bleiben die ganze Woche hier, weil wir noch nie hier Regatten gesegelt sind.“ Erst zwei Stunden später zeigten sich die nächsten Langstrecken-Yachten vor der Passat. Die Segler wussten nach ihren Zieldurchgängen von tückischen Windverhältnissen zu berichten.
Gleich drei Male war die X99 „Fiefdeeler“ von Lokalmatador Frank Michel in eine totale Flaute geraten und steckengeblieben. So kam die Lübecker Crew im ersten Rennen der Travemünder Woche erst fünfeinhalb Stunden nach der Siegeryacht ins Ziel. Auf eine letzte Nervenprobe wurde die Crew der „UiJuiJui 4“ von Adrian Backmann (Fehmarn) kurz vor dem Ziel gestellt. Sie war als zweite Yacht schon in Ansteuerung auf die Trave, als ihnen ein kleiner Nordbogen die Hoffnungen auf einen Podiumsplatz platzen ließ, weil die Verfolger im Süden mit mehr Druck noch vorbeizogen.
Für die schwedische Corby 33 reichte es auch nach berechneter Zeit zum Sieg vor Hinrich Klatts First 34.7 „Bona Tempora“ vom Lübecker Yacht-Club. Für Hinrich Klatt bedeutete das Rennen mit dem Start in der Trave ein besonderes Vergnügen. Er sagte: „Darauf haben wir lange hingearbeitet, dass wir zur Eröffnung der Travemünder Woche auch gleich mit einem Rennen starten. Ich freue mich, dass das jetzt geklappt hat!“
Der Schweden-Sieg zum Auftakt der Travemünder Woche überraschte Hinrich Klatt nicht. Er hielt fest: „Sie segeln in einer anderen Liga.“ Der Göteborger Eivind Bøymo-Malm war auch schon zum Regatta-Training beim Lübecker Yacht-Club. „Wir laden dafür regelmäßig Profis ein“, erklärte Klatt. Auf Rang drei folgte die „Playgirl II“ von Hendrik Decker. Sein Vector ist einer der beiden Mini 6.50 am Start, die nur halb so groß sind wie die „UiJuiJui“ als größte Yacht im Feld. In der Yardstick-Wertung durfte sich der Solist vom Lübecker Yacht-Club über den Sieg freuen.
Einen Bilderbuchstart genossen am ersten Samstag der Travemünder Woche die Akteure in den Jollenklassen, der offenen Kielboote und der Katamaranklassen. Die Wind- und Wetterbedingungen hätten zur Eröffnung ihrer Serien kaum besser sein können. Mit einer leichten Brise aus Ost ging es los. Im weiteren Verlauf des Tages kam noch Thermik dazu, die am Nachmittag die Hobies im Sonnenschein über das Wasser fliegen ließ. In allen Klassen konnte das maximal vorgesehene Programm absolviert werden.
Eng zur Sache ging es dabei auch bei den Finn-Seglern. Die mit 39 Booten größte Flotte der Travemünder Woche führte nach den ersten beiden Rennen der Berliner Fabian Lemmel an. Der ehemalige Deutsche Meister war als Sieger angereist, hatte nach spannendem Duell mit André Budzien gerade den Titel bei der Warnemünder Woche abgeräumt. Er konnte direkt an seinen Erfolg anknüpfen, wird sich aber im weiteren Verlauf unter anderem starker niederländischer Konkurrenz erwehren müssen: Gleich drei Holländer lagen vor den Sonntagsrennen knapp hinter Lemmel.
Bei den H-Booten profitierten Jens Hanisch, Carsten Hanisch und Andreas Imgartinger vom Potsdamer Yacht Club von ihrer konstantesten Serie über drei Rennen. Das Berliner Trio führt vor den Clubkollegen um Holger Köhne, die zwar zwei Siege einfuhren, aber auch einen Patzer wegstecken mussten. Die Konkurrenz der Korsare führten zunächst Matthias van Holt/Jens Hedfeld vom Lohheider See an.
Bei den Hobie 16 führen Ulf Hahn und Katrin Wiese-Dohse nach beeindruckender Serie an ihrem ersten Tag der Travemünder Woche. Die Kats genossen vier Rennen,. Dreimal erreichten Hahn/Wiese-Dohse die Ziellinie als Erste. Im doppelten Einsatz war die J/22-Flotte am Samstag auf die Bahn. Zunächst war das kleine Feld der elf Boote bei den ersten Wettfahrten ihrer German Open auf dem Regattakurs in der Lübecker Bucht gefordert. Dann ging es noch zum Showrennen auf die Trave.
Während bei den German Open Favorit Reiner Brockerhoff vom Duisburger Yacht-Club mit seiner Crew die Bugspitze klar vorne hatte und das Feld der Travemünder Woche nach Tag eins anführte, holten sich bei den Trave Races Thorsten Spötter, Hannes Ranke und Florian Fuchs vom Hamburger Segel-Club den Sieg. In den spannenden Wettfahrten hatten die Hamburger den richtigen Riecher, positionierten sich auf der letzten Kreuz des Finals auf der Seite an der Passat und schoben sich mit besserem Wind noch als Sieger über die Linie.
„Das sind immer spannende Rennen in unserer Klasse hier zur Travemünder Woche. Das hat heute viel Spaß gemacht“, kommentierte sagte Thorsten Spötter nach dem Sieg auf der Trave, für den die Crew mit Lübecker Spezialitäten einsammeln konnte. In der German-Open-Wertung lag die Spötter-Crew zunächst auf Platz vier. Hier geht es zu allen Ergebnissen und Zwischenständen bei der Travemünder Woche, die noch bis zum kommenden Wochenende fortgesetzt wird.
Eröffnet! Die 136. Travemünder Woche läuft – hier die ersten Impressionen vom Segelfest in Schleswig-Holstein: