Nach einer kurzen Verschnaufpause mit wenigen Rennen auf der Ostsee, aber dem Fokus auf dem Rotspon Cup der Bürgermeister, hat die Travemünder Woche wieder an Dynamik gewonnen. Am Donnerstag gingen gleich zehn Klassen auf fünf verschiedenen Bahnen an den Start. Die Bandbreite der teilnehmenden Flotten reichte dabei von den jungen Seglerinnen und Seglern in der Open-Skiff-Klasse bis hin zu den erfahrenen Teilnehmern mit WM- und Olmpiaerfahrung bei den Formula 18. Bei überwiegend leichten, teils drehenden Winden konnten die meisten Klassen ihre Wettfahrten planmäßig absolvieren und wichtige Punkte für ihre jeweiligen Meisterschaften sammeln.
Die Varianta-Klasse, die am Vortag aufgrund zu heftiger Bedingungen eine ungeplante Pause eingelegt hatte, kehrte am Donnerstag mit voller Stärke von zwölf Booten auf die Bahn zurück. Die Hamburger Frank Schönfeldt und Gerd Becker demonstrierten eindrucksvoll ihre Überlegenheit und führen nach sieben Wettfahrten mit sechs Siegen und einem zweiten Platz deutlich die deutsche Bestenermittlung an. Bei den Kielzugvögeln konnten die Führenden Axel Fischer und Michael Schiermann ihre starke Leistung vom Vortag zwar nicht wiederholen, haben aber noch einen beruhigenden Vorsprung vor Manfred Brändle und Stefanie Gouverneur aus Duisburg, die am Donnerstag gleich zwei Siege einfuhren.
Frisch auf Bahn Golf dazugestoßen sind die Dyas-Segler. Nach der Norddeutschen Meisterschaft zum Wochenbeginn geht es nun um die Deutsche Meisterschaft, für die einige starke Titelanwärter angereist sind. Die frisch gekürten Nordmeister Arndt Fingerhut und Andreas Malcher vom Edersee müssen sich vorerst mit dem fünften Platz begnügen. Die Spitze haben nach drei Wettfahrten Jens Olbrysch und Norbert Schmidt aus München vor Stefan Kreiss und Sonja Diezler übernommen. Olbrysch, der seit seinem Gewinn der Deutschen Meisterschaft im Optimisten 1981 in verschiedenen Klassen zur deutschen Spitze gehört, bildet mit Schmidt ein eingespieltes Duo, das bereits vier Dyas-Meistertitel (2017, 2018, 2020, 2024) im Gepäck hat.
Auf einem landnahen Kurs direkt vor dem Priwall-Strand starteten die Jugendlichen der Open-Skiff-Klasse in ihre nationale Bestenermittlung. Mit 19 gemeldeten Booten ist die Teilnehmerzahl zwar nicht optimal, aber wie Vorstandsmitglied Marcus Cremer erklärte, befindet sich die Klasse im Umbruch und muss wieder eine größere Flotte aufbauen. Bei den leichten, drehenden Winden wurden vier Wettfahrten absolviert, die alle von Mila Weniger von der Bleiloch-Talsperre in Thüringen gewonnen wurden. Sie ist aktuell das Maß der Dinge in dieser Jugendklasse.
Bei den Topcat K1 dominieren die Zwillinge Sascha und Rene Treichel aus Wolfsburg. Zwei Tage vor Abschluss der Europameisterschaft und des parallel ausgetragenen Worldcups haben sie noch kein Streichresultat in den Büchern und steuern einem scheinbar sicheren Sieg entgegen. Die Österreicher Mathias Equiluz und Susanne Wallner führen das Feld der Verfolger vor Sebastian Pohl und Marco Schleich vom Chiemsee an. In der K2-Kategorie sind Robert Zank und Tim Stiegler vom Ammersee auf Titelkurs, während bei den K3-Topcats Paul Säger nur noch drei Punkte Vorsprung auf Christian Enzmann vom Walchensee hat.
Die Olympiajollen werden von einem niederländischen Segler angeführt. Thies Bosch dominiert das Feld mit zwei Siegen in zwei Wettfahrten vor den Lübecker Seglern Ingo Hüter und Arne Assmann. Auch bei den 470ern zeigt sich eine internationale Spitze. Die Schweizer Frederik Huck und Gabriele Konrad führen vor Nana und Christoph Busch vom Edersee sowie den Österreichern Helena Schiffke und Paul Hoppe.
Beim abendlichen Showrennen, dem Volksbank Trave Race, landeten die Franzosen Bernard Boime und Gilles Espinasse einen bemerkenswerten Coup. Nach einem Frühstart mussten sie dem Feld hinterher hetzen und kamen als Letzte an der ersten Bahnmarke an. Mit einer taktisch klugen Entscheidung wählten sie einen weiten Lee-Bogen, zogen an der Flotte vorbei und sicherten sich schließlich den 300-Euro-Siegerscheck. „Wir hatten den Kurs schon vorher ausgeguckt, und als wir dann Letzte waren, mussten wir ja irgendetwas anderes machen", begründeten sie ihren erfolgreichen Schachzug.
Einen perfekten Start in die Travemünder Woche erlebten die Rekordsieger Helge und Christian Sach bei den Formula 18. Die frisch gekürten Master-Weltmeister wollten die Favoritenrolle zwar abgeben, müssen sie nach dem ersten Tag mit vier Siegen in vier Rennen aber wohl wieder annehmen. „Der Wind wird entscheiden, ob wir da überhaupt eine Rolle spielen. Wir haben nur bei Schwachwind eine Chance", sagte Christian Sach. Hinter den beiden Brüdern aus Zarnekau folgen das Hamburger Vater-Sohn-Gespann Jesse und Sven Lindstädt sowie das Scharbeutzer Duo Daniel Paysen und Nico Heinrich.
Der Olympiadritte von 2021 im Nacra 17, Paul Kohlhoff, hatte bei seinem spontanen und kurzfristigen Auftritt in der F18-Klasse mit seinem Boot zu kämpfen. Gemeinsam mit Vorschoter Tom Heinrich brachte er nur zwei Rennen ins Ziel und liegt in der Zwischenwertung auf Platz zwölf.