Transquadra“Wir rocken!” – “Sharifa” und “Momo” in Top-Fünf

Tatjana Pokorny

 · 12.02.2025

Intensive Atlantikstimmung für die "Sharifa"-Crew auf Kurs Martinique.
Foto: Team Sharifa
Die beiden deutschen Boote beim Ü40-Langstreckenklassiker Transquadra schlagen sich stark. Auf Etappe zwei von Madeira nach Le Marin auf Martinique lagen “Shaifa” und “Momo” bei noch gut 600 Seemeilen bis ins Ziel berechnet auf den Plätzen vier und fünf.

Aktuell hält die Transquadra, was sie verspricht: Die Crews genießen weitgehend traumhaft schönes Passatwindesegeln. Das erleben auf der am 1. Februar gestarteten zweiten Etappe von Madeira nach Le Marin auf Martinique auch die deutschen Crews: Benjamin und Christoph Morgen auf der JPK 10.30 “Momo” und Rasmus Töpsch mit Cord Hall auf der JPK 10.10 “Sharifa”.

Transquadra: Passatwindträume auf Kurs Karibik

Die beiden GER-JPKs lagen an diesem Mittwoch berechnet auf den Plätzen vier und fünf. Berechnet lagen elf Tage nach dem Start vor Madeira gerade einmal rund zwei Stunden zwischen “Sharifa” und “Momo”. Angeführt wurden die 16 Boote in ihrer Division “Double Turballe Performance” am Mittwoch von der JPK 10.10 “Nabla 2” mit Emeric de Vigan und Bernard Mallaret. Die Franzosen hatten sich nach elf Tagen auf See einen berechneten Vorsprung von knapp elf Stunden auf “Sharifa” erarbeitet.

Auch die Boote auf den Plätzen zwei und drei sind in der am stärksten besetzten Gruppe JPKs. Erste Nicht-JPK in der Zweihand-Performance-Divisiom war am Mittwoch die Sun Fast 3600 “Jib” vor der Figaro 2 “Rêves de Gosses”. Hier geht es zu den aktuellen Zwischenständen beim Zweiteiler Transquadra, der seine Crews im vergangenen Sommer auf Etappe eins wahlweise aus Turballe oder via Mittelmeer aus Marseille nach Madeira geführt hatte. Ein halbes Jahr Pause hatten die Teilnehmer, bevor sie in die entscheidende zweite Etappe starteten. Jetzt nähert sich die Flotte der ehrgeizigen Solo- und Zweihand-Amateursegler dem karibischen Finale.

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Wir rocken!” Cord Hall

An Bord von “Sharifa” ist die Stimmung gut. Das Boot bretterte der am Mittwochnachmittag noch gut 600 Seemeilen entfernten Ziellinie in knackigen Passatwinden entgegen. Am Vortag hatte das Duo vom Yacht Club Strande erneut “ordentlich Meter gemacht”. Auch die “Momo” der Brüder Morgen vom Norddeutschen Regatta Verein strebte der Linie bei etwa 20 Seemeilen kürzerer Reststrecke flott entgegen.

Die Transquadra als Segelfest und Herausforderung

Bei 30 Grad Luft- und 22 Grad Wassertemperatur haben die karibischen Segelbedingungen mit über 20 Knoten längst ihren Zauber entfaltet. Die Schwerwetterbekleidung vom überraschend kalten Etappenauftakt ist Shirt, Shorts und Sonnenhut gewichen. Die letzte Vollmondnacht hat das Meer bildschön erleuchtet.

Inzwischen mussten Cord Hall und Rasmus Töpsch ihren genossenen Segelspaß allerdings den zunehmend starken Winden anpassen. Am Mittwochvormittag berichtete Rasmus Töpsch: “Wir sind seit 3 Uhr UTC ohne Spi unterwegs. Der Grundwind liegt bei 25 bis 26, in Böen bis 33 Knoten, die Welle bei vier bis viereinhalb Metern. Wir haben nach knapp elf Tagen auf See mal Seemannschaft vor Risiko gestellt.”

Die sportliche Zwischenblianz der Segler aus Schleswig-Holstein? “Es ist sportlich! Das Niveau sehr hoch”, sagt Rasmus Töpsch. Man merke, “dass auch alte Figaristi mit am Start sind”, so Töpsch, der zusammen mit Cord Hall in Deutschland die Baltic 500 ins Leben rief und das Zweihand-Rennen einmal im Jahr mit dem Team vom Yacht Club Strande veranstaltet.

Spisegeln satt bei der Transquadra

Die bisherige Leistung der beiden Strander Kielbootsegler kann sich bei ihrem ersten Transat mehr als sehen lassen. Rasmus Töpsch sagt: “Wir hatten uns anfangs wettertaktisch noch nicht ganz so sensationell positionieren . Ob des Umstandes, dass wir nun Atlantik-Novizen sind. Aber wir haben uns – glaube ich – wieder ganz gut wieder rangekämpft. Der Umstand, dass wir berechnet auf vier geführt werden, der war uns gar nicht so bewusst. Das ist natürlich besonders schön.”

Das Gute und vielleicht weniger Gute aus Sicht der befreundeten Co-Skipper? “Gut ist, dass wir fast zwölf Tage mit Spi unterwegs waren. In der ganzen Zeit hatten wir nur ganz zu Anfang mal einen kleinen F…up, sind ansonsten wirklich sauber durchgekommen. Wir haben keine Chinese gefahren, wir haben uns das Ding nicht ums Vorstag gewickelt. Am ganzen ‘Geschirr’ ist natürlich schon ordentlich Abnutzung.”

Damit gemeint ist beispielsweise das bereits dreimal reparierte Fractional-Fall, die Achterholer haben bereits ihre zweite “Garnitur Schoner” bekommen. “Von großen Malheuren sind wird bislang aber verschont geblieben. Da hat es andere Mitbewerber, insbesondere in den Einhandklassen, denen es deutlich schlechter ging .”

Transquadra: Die See macht den Unterschied

Cord Hall bestätigt: “Es ist eigentlich alles heil. Es ist nichts abgängig. Die Laune an Bord ist meistens ganz gut.” Das bislang so nicht erlebte Passatwindsegeln beschreibt Cord Hall so: “Die ersten zwei Tage waren einfach nur geil. Mittlerweile… Wir haben uns schon darüber unterhalten, wie man das in einem späteren Vortrag erzählt? Es ist jeden Tag das Gleiche: Du gehst abends bei 22, 23 Knoten aus 155, 160 TWA pennen. Und wachst am nächsten Tag bei genau den gleichen Bedingungen auf. Der Planet steht an der gleich Stelle, die Wolken sind gleich….”

“Aber die See ändert sich, das ist das Spannende. Da liegt der Unterschied. Es gibt Passagen mit traumhafter Dünung, dann aber auch solche, die ein bisschen dichter an den Wolken sind. Und da wollen wir natürlich gerne hin, weil da immer etwas mehr Druck ist”, wirft Rasmus Töpsch ein. Das ist dann mehr ‘Haché’, wie der Franzose so schön sagt, also gehacktes Meer. Und da ist dann gar keinen Spaß. Da ist man mit seiner Rumpfmuskulatur nur noch selbst dabei, sich zu stabilisieren, um nicht in der Gegend herumzufliegen.”

Das nachhaltige JPK-Design

Das führe, so Töpsch, wieder zur Frage: “Wie macht sich das Boot?” Seine Antwort auf das Verhalten der JPK 10.10 in diesen Bedingungen: “Es führt schon dazu, dass das Boot genau dafür gemacht wurde. Also: Da hat sich Jean Pierre (Red.: Kelbert) schon was bei gedacht. Man merkt aber auch, dass die Konstruktion – ich will nichts Falsches sagen – mindesten 15 Jahre alt ist. Gegen eine 10.30 oder auch gegen modernere Scow-ähnlich geformte Schiffe hat man nicht wirklich einen Stich.”

Umso mehr freuen wir uns, dass wir hier vorne mitspielen können. Das deutet ja darauf hin, dass wir nicht so viel verkehrt gemacht haben.” Rasmus Töpsch

Die Crew rechnet damit, den Zielhafen Le Marin am Wochenende zu erreichen. Der Bootsspeed sei, so Cord Hall, “normalerweise locker zweistellig, jetzt unter ausgebauter Fock und Groß immer so um die acht, neun Knoten, die Welle runter auch zweistellig, dafür direkt aufs Ziel zu”. Der Top-Speed der “Sharifa” lag bislang bei etwas über 18 Knoten, der Durchschnitt bei 9,4, 9,5 Knoten.

Transquadra: essen, schlafen, segeln

Cord Hall und Rasmus erleben bei bei der Transquadra nicht nur ihre längste gemeinsame Regatta, sondern auch die längste gemeinsame Zeit auf einem Boot. Die Zweihand-Crew versucht, immer abends in einen Vier-Stunden-Rhythmus zu kommen, und jeweils tagsüber noch einmal ein, zwei Stunden zu schlafen. “Essen, Schlafen, Segeln”, fasst Rasmus Töpsch zusammen. “Manchmal auch ohne das Schlafen”, fügt Cord Hall hinzu.

Körperlich fühlen sich beide “erstaunlich okay”, erklärt Cord Hall. Auf was sie sich im Ziel am meisten freuen werden? Cord Hall lacht und sagt: “Ich glaube, eine ganze Menge.” Rasmus Töpsch sagt: “Ernstzunehmende feste Nahrung, die frisch zubereitet ist. Das ist immer so ein Klassiker. Dann ist es natürlich besonders schön, dass meine Eltern da sein und uns in Empfang nehmen werden. Das freut uns sehr. Und dann wird es sicher eine grandiose Feierei mit den Jungs.”

Man habe, so Töpsch, schon gemerkt, “dass diese Transquadra-Community durch die Zeit auf Madeira enorm zusammengewachsen ist. Das hatte für uns Ausländer in La Turballe noch nicht so gefruchtet. Aber auf Madeira hat man dann gemerkt: Okay, jetzt gehören auch die Alemannen mit dazu. Ich denke mal, dieser Effekt wird sich auf Martinique nochmal heftigst verstärken.”

Klappt der Transquadra-Generationswechsel?

Die Teilnahme an der Transquadra hat die beiden Co-Skipper zu Fans gemacht. Rasmus Töpsch sagt: “Man kann das Rennen auf jeden Fall empfehlen. Ob es aber in der jetzigen Form Bestand haben wird, muss man mal im Auge behalten. Das ist ein unheimlich rühriges, sehr großes Organisationskomitee. Die machen das Ganze jetzt aber auch schon seit 32 Jahren. Seitdem ist auch kein frisches Blut ins Komitee reingekommen… Vor wenigen Wochen ist der Präsident Frank Lang leider verstorben.”

Das, so Rasmus Töpsch, sei “ein bisschen das Damoklesschwert, was über der ganzen Veranstaltung hängt”. Und weiter: “Da bin ich mal gespannt, wie die Roten, wie sie sich selber nennen, damit umgehen. Ob es da einen Generationenwechsel geben wird, oder ob die Transquadra in absehbarer Zeit von der La Cap Martinique (Red.: Amateurrennen von La Trinité sur Mer und Fort de France für Solisten und Zweihandsegler mit Booten zwischen 30 und 40 Fuß) abgelöst werden wird, die im Moment enormen Zuspruch erfährt.”

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