Schon die erste Etappe der Transquadra hatte es in sich. Das Rennen für über 40 Jahre alte ambitionierte Amateursegler hatte seine Herausforderer wahlweise aus Marseille oder La Turballe nach Madeira geführt. Die Solisten und Zweihand-Crews konnten wählen, ob sie Madeira via Atlantik- oder Mittelmeerkurs ansteuern.
Die beiden deutschen Transquadra-Teams im Rennen sind die Hamburger Brüder Benjamin und Christoph Morgen (Norddeutscher Regatta Verein) auf der JPK 10.30 „Momo“ und die Baltic-500-Väter Rasmus Töpsch und Cord Hall (Strander Yacht-Club) auf der JPK 10.10 „Sharifa“. Beide hatten die turbulente und fordernde erste Etappe trotz einiger Hürden gut gemeistert.
Danach ging es in die von den Veranstaltern bewusst lang eingerichtete halbjährige Pause. So kann die Mehrheit der Teilnehmer das große Abenteuer besser ins Berufs- und Familienleben integrieren „Momo“ hatte auf Etappe eins in der Division „Double Turballe Performance“ berechnet Platz sechs „Sharifa Platz sieben erreicht. Dabei erlebten beide GER-Duos ihr blaues, anfangs vor allem graues Wunder.
Es war nicht ganz so wie in den Werbebroschüren der Veranstalter angekündigt, nach denen man eigentlich in La Turballe den Spi hochzieht und ihn erst vor Madeira wieder runternimmt.” Cord Hall
An Bord von „Sharifa“ war auf Etappe eins die Iridium-Verbindung phasenweise ausgefallen, so dass die beiden Co-Skipper Töpsch und Hall nur mit veralteten Wetterdaten arbeiten konnten. Sie machten das Beste daraus, aber das kostete Kraft. „Es war vom Anstrengungsfaktor her schon mit Etappe zwei gleichzusetzen“, hatte Rasmus Töpsch vor dem doppelt so weiten transatlantischen Sprung nach Martinique geahnt.
Ihren eigenen Härtetest hatten die Morgen-Brüder während der Auftaktetappe zu meistern. Ihr Autopilot hatte bereits vier Stunden nach dem Start versagt. “Wir haben achteinhalb Tage von Hand durchgesteuert”, hatte Benjamin Morgen nach dem Zieldurchgang berichtet. Ins Ziel gekommen waren Benjamin und Christoph Morgen nach kämpferisch starker Leistung trotzdem als Zweite von 17 Zweihand-Crews in der größten Wertungsgruppe der “Performance-Duos”.
Nach der ersten 1300-Seemeilen-Herausforderung läuft nun seit dem 1. Februar die gut doppelt so lange zweite Etappe von Madeira über 2700 Seemeilen nach Le Marin auf Martinique. Den Start erlebte die Flotte der insgesamt 39 Boote am vergangenen Wochenende bei um die zehn Knoten Wind und flachem Wasser in angenehm milden Bedingungen.
Was auch nach den ersten Tagen auf den Karten einfach und nach Segelspaß in 15 bis 20 Knoten Wind aussah, erleben die Crews auf dem Atlantik jedoch als eher unbeständige Bedingungen, in denen viele Manöver gefordert waren. “Es war eine sehr unruhige Nacht mit 40-Grad-Drehern und Böen von 26 bis 27 Knoten mit fünf oder sechs Halsen! Das sind Passatwinde, die sich im Laufe des Tages beruhigen werden“, berichtete Alex Ozon vom Team 2 Choc am Dienstagmorgen.
Am Starttag waren die Veranstalter davon ausgegangen, die schnellsten Boote der Flotte bis Mitte Februar in Le Marin begrüßen zu können. „Momo“ und „Sharifa“ lagen mittags am 4. Februar bei rund 2200 verbliebenen Seemeilen nach gesegelter Zeit in ihrer Gruppe auf den Plätzen sechs und acht. Zum Verständnis der Leistung: Berechnet hätten diese Positionen zu diesem Zeitpunkt die Plätze vier und fünf ergeben!
Wenn du ein halbes Jahr kein Boot mehr gesehen hast und dann gleich über den Atlantik fährst, dann ist das natürlich physisch und psychisch anstrengend.” Rasmus Töpsch
Cord Hall zog am 4. Februar auf See eine erste Zwischenbilanz: “Aus meiner Sicht waren die ersten Tage sehr anstregend. Man muss erst einmal wieder reinkommen, weil es wie ein Null-auf-Hundert-Kaltstart ist. Das betrifft sowohl das Segeln selbst als auch die sehr kalten Temperaturen in der Nacht.” Ramus Töpsch bestätigte: “Man hat sich das ein bisschen wärmer vorgestellt, aber das gehört wohl dazu. Aber wir haben uns, glaube ich, in den ersten 36 Stunden gut eingegrooved. Jetzt läuft es…”
Weiter sagte Rasmus Töpsch: “Wir hatten uns am Anfang für eine Route relativ dicht an der Rhumbline entschieden. Dadurch sah natürlich das Tracking am Anfang pornös gut aus. Aber das ist noch ein langer, langer Weg. Die Meter werden gerade im Süden gemacht. Da arbeiten wir uns gerade hin. Wir haben das jetzt auch so ein bisschen mit dem Cloud Hopping verstanden. Wir machen das ja auch zum ersten Mal.” Wer denkt bei diesen Worten nicht an Boris Herrmanns atlantischen Vendée-Globe-Kampf mit den dunklen Wolkenbergen am Himmel?
Seit fast drei Tagen hat die Crew ihren schweren S2 oben. “Das alleine ist ja schon einmal eine neue Herausforderung, eine neue Erfahrung”, erklärt Rasmus Töpsch. “Dass man so ein Segel hochzieht und dann morgens aufwacht und denkt: Verdammt, was habe ich nochmal hochgezogen? Ach, ja, das gleiche wie vor drei Tagen. Das ist schon ganz lustig.”
Sein Team behaupte sich aktuell, so Töpsch, “ganz okay”: Wir machen hier keine Husarenritte oder geniale Moves, sind aber im Großen und Ganzen gut dabei. Wir positionieren uns zwischen Rhumbline und den extremsten Kursen. Da fehlt es uns einfach an Erfahrung, müssen wir selbstkritisch feststellen. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen! Zuletzt bestand das Ziel am Dienstag darin, in zu leichten Winden maxmal schnell nach Süden zu kommen – da ist Wind…
Abschied von Madeira – so war die Transquadra-Flotte am 31. Januar in Etappe zwei gestartet:
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