TransquadraSolo für “Sharifa” – Cord Hall: ”Entweder klappt’s oder geht voll nach hinten los”

Tatjana Pokorny

 · 12.07.2024

Die JPK 10.10 "Sharifa" beim Start in Etappe eins der Transquadra
Foto: F. Van Malleghem
Die deutsche JPK 10.10 “Sharifa” segelt bei der Transquadra auf Risikokurs: Eben noch in den Top-Drei positioniert, fanden sich die deutschen Co-Skipper Rasmus Töpsch und Cord Hall auf Etappe eins des Transatlantik-Zweiteilers nach gut fünf Tagen auf See am Freitagabend plötzlich außerhalb der Top-Ten wieder. Ihre Kurswahl hat für die Trennung vom Hauptfeld gesorgt.

Gerade noch lagen Rasmus Töpsch und Cord Hall mit ihrer JPK 10.10 auf Etappe eins der Transquadra gut im Rennen. Doch nun muss das Duo vom Yacht Club Strande bangen. Weil sie sich auf Kurs Madeira für den landnahen Weg zwischen der portugiesischen Küste und einem Verkehrtrennungsgebiet entschieden haben, segeln die Baltic-500-Väter plötzlich alleine nach Süden. Das Hauptfeld hat sich indessen zum Verbleib nahe der Anliegelinie und für einen südwestlichen Kurs auf der Außenseite des Verkehrstrennungsgebietes entschieden.

“Sharifa”-Crew im Transquadra-Alleingang nach Süden

Co-Skipper Cord Hall sagte am Freitagnachmittag kurz und trocken: “Nun wird es spannend… Alle anderen bleiben offshore. Mal sehen, was das gibt. Entweder klappt’s oder geht voll nach hinten los.” Die Führung halten in der Gruppe der 17 Zweihand-Crews in der Performance-Wertung der Transquadra die Franzosen Eric Guignet und Tangi Caron auf der JPK 10.30 “Ose”. Im Tracking war die “Sharifa”-Crew bei einem angeschwollenen Rückstand auf die Spitzenreiter von gut 50 Seemeilen bis Freitagabend auf Platz elf zurückgefallen.

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Zuvor hatte Cord Hall bereits am Freitagmorgen von den vergangenen Tagen der Transquadra-Premiere für seine Crew berichtet, zu dessen erster Etappe von La Turballe nach Madeira der Startschuss am 7. Juli gefallen war. Cod Hall sagte: “Wir sind seit einigen Stunden endlich mit Gennaker unterwegs, nachdem wir den gestrigen Tag noch einmal kreuzend bei pottdickem Nebel verbracht haben. Das war in leichten und mittleren Winden eine ziemlich nervige Angelegenheit. Alles war klitscheklatschenass. Der Nebel zog überall rein, das war nicht so geil. Jetzt hat sich der Nordwind durchgesetzt. Wir haben so zwischen 15 und 18 Knoten Wind, haben den S2 Heavy oben und sind damit ganz gut unterwegs, immer so mit acht Knoten über Grund, aktuell abgesetzt auf das VTG vor Lissabon.”

Von Westen droht ein Flautenfeld

Das angedachte Vorhaben, das Verkehrstrennungsgebiet zwischen Land und VTG zu passieren, setzte das Transquadra-Duo aus Strande bei Kiel um – nach aktuellem Stand vermutlich als einzige Crew. Die Motivation für die “Sharifa”-Kurswahl hatte Cord Hall bereits am Freitagmorgen mitgeliefert: “So, wie es momentan aussieht, schätze ich unsere Positionierung der Wettervorhersage entsprechend als realitv gut ein. Von Westen wird sich ein neues Flautenfeld ausbreiten, das die Flotte zwingen wird, sich relativ weit unter Land sich entlang der potugiesischen Küste runterzuarbeiten, dann an Gibraltar vorbeizufahren und dann in einem Südschlenker nach Madeira abzubiegen. Die meisten anderen Boote sind hinter uns oder weiter westlich positioniert, so dass sie sich erst einmal zu uns runterarbeiten müssen.”

Daran aber dachte die Konkurrenz offenbar nicht, die auch am Freitagabend noch unbeirrt auf südwestlichem Kurs weitersegelte. Cord Hall vermeldete zudem, dass die Iridium-Internetverbindung an Bord der “Sharifa” weiterhin nicht funktioniert. Daher habe sein Team keine aktuellen Wetterdaten. Auch das sei ein Grund für die Kurswahl. Man hoffe daher, zwischen Land und VTG bei Lissabon noch einmal neue GRIB-Files und Wetterdaten laden zu können. Zur Lage an Bord sagte Cord Hall: “Die Stimmung ist gut, es wird immer heller. Ich habe zum ersten Mal eine Nacht ohne Mütze gesegelt. Es geht in die richtige Richtung, würde ich sagen.”

Offener Ausgang eines Fernduells

Wie das Rennen zwischen den deutschen Alleingängern in Küstennähe und dem Hauptfeld weiter draußen auf See ausgehen wird, können erst die kommenden Renntage zeigen, wenn klarer wird, wie sich das Hoch sich bewegt, wie stark es sich ausbreitet und ob die “Sharifa”-Crew im Süden einen Abbieger nach Madeira ohne Flautenfalle findet.

Hier geht es zum Tracker für die Zwischenstände auf Etappe eins der Transquadra. Angezeigt werden sechs Wertungsgruppen: zwei, die in Marseille in den Zweiteiler gestartet sind, vier, die Madeira aus La Turballe ansteuern. Die “Sharifa”-Crew bestreitet das Rennen in der Klasse “Double Turballe Performance”. Die Solisten und Duos des Transats für ambitionierte Amateursegler werden in der kommenden Woche im Etappenziel erwartet. Etappe zwei der Transquadra wird nach längerer Pause Anfang 2025 gestartet. So ist es vor allem berufstätigen Teilnehmern möglich, am Rennen teilzunehmen.

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