So ein Volvo 70 trägt eine Crew schon flott über den Atlantik. Das erlebten im Transatlantic Race jetzt auch “Tschüss 2”-Eigner Christian Zugel und seine Crew. Nach nur 7 Tagen, 15 Stunden und 29 Minuten als “First ship home” beendet. Alles deutet darauf hin, dass dieser gelungene transatlantische Spurt auch zum berechneten IRC-Sieg im kleinen Feld reichen wird. Viele Boote bestreiten ihr Rennen noch mitten im Atlantik.
Das vom New York Yacht Club und dem britischen Royal Ocean Racing Club mit Unterstützung von der Royal Yacht Squadron und dem Storm Trysail Club organisierte Rennen von Newport nach Cowes auf der Isle of Wight hat mit “Tschüss 2” eine unter US-Flagge segelnde Dominatorin. Zugels Team bildeten Johnny Mordant, Al Fraser, Andrew McLean, Campbelll Field, Christopher Welsh, Edward Meyers, Fredric Shanks, Neal McDonald, Nicholas O’Leary, Pete Cumming, Stefano Nova, Stu Bannatyne und Trystan Seal.
Christian Zugel mag zwar noch relativ neu im Offshore-Rennsport sein, aber seine jüngsten Erfolge mit der “Tschüss 2” sind beeindruckend. Seit Juli 2024 hat der Volvo-70-Racer insgesamt vier große Offshore-Regatten unter IRC gewonnen und dabei 22.000 Seemeilen zurückgelegt. “Tschüss 2” ist Gesamtsiegerin des Roschier Baltic Sea Race 2024, des RORC Transatlantic Race 2025 und der RORC Caribbean 600. Nun scheint das Boot auch bei im Transatlantic Race kaum zu schlagen.
„Das war ein phänomenales Rennen – sehr schnell und weit über meinen Erwartungen“, sagte Christian Zugel in Cowes. Weiter sagte der in Stuttgart geborene ehemalige Autorennfahrer und Gründer des Vermögensverwaltungsunternehmens Zais Group: „Am Ende haben wir den IRC-korrigierten Zeitrekord um 30 Stunden gebrochen. Das hätte ich mir zu Beginn nie träumen lassen. In dieser Saison sind wir nun eine Runde um den Äquator gesegelt – inklusive zwei Transatlantikregatten. Wir haben hart, aber klug gekämpft. Unser Boot ist noch in einem hervorragenden Zustand, und unsere Crew ist motiviert und unverletzt. Wir könnten wahrscheinlich morgen wieder loslegen!“
Ich bin schon 150 Mal über den Ozean geflogen, aber ihn zu segeln ist etwas ganz anderes.“ Christian Zugel
Zum transatlantischen Segelerlebnis sagte Zugel: „Es ist schwer in Worte zu fassen. Man verlässt Newport im Nebel, schlängelt sich durch den Golfstrom mit bizarren Wellenmustern und blubberndem 25 Grad Celsius warmem Wasser und bricht dann gerade rechtzeitig nach Norden auf, um eine Kaltfront über den Atlantik zu reiten.” Sein Rat an andere? „Probiert es aus – aber seid vorbereitet. Ihr braucht ein solides Boot und eine professionelle Crew. Wenn ihr unvorbereitet in 55 Knoten Wind geratet, gibt es Ärger. Aber für mich war das das Rennen meines Lebens.“
Einen Blick auf die atlantischen Naturerlebnisse warf “Tschüss 2”-Trimmer und Steuermann. Nicholas O’Leary sagte: “Und dann ist da noch die Meeresfauna! Ich angle gerne, und als nach einem Nosedive ein paar Fische an Deck gespült wurden, habe ich Ceviche mit Limette zubereitet – Campbell und ich waren die einzigen, die zugelangt haben! Wir haben Wale, Delfine und Mondfische gesehen und sind sogar an einem Langleinenfischer vorbeigekommen, der 40 Meilen lange Schwertfischleinen ausgelegt hat. Wir haben die Boote hinter uns über WhatsApp gewarnt. Diese Kameradschaft, der Austausch von Sicherheitsinformationen mitten auf dem Ozean, war etwas ganz Besonderes.“
Das nächste Rennen hat die “Tschüss 2”-Crew schon in Sicht: am 26. Juli startet das Rolex Fastnet Race – auch als Abschluss des dann in die Entscheidung gehenden Admiral’s Cup. “Tschüss 2”-Skipper Johnny Mordant sagte: “Jetzt richten wir unseren Fokus auf das Rolex Fastnet Race. Morgen holen wir neue Segel ab und begeben uns in die wohl anspruchsvollste Offshore-Flotte, die man sich vorstellen kann. Mit dem hundertjährigen Jubiläum des Rennens und der Rückkehr des Admiral's Cup wird es ein unglaubliches Ereignis werden – selbst für jemanden wie mich, der schon seit Jahrzehnten dabei ist, ist das wirklich inspirierend.“
Als nächstes Boot wird im Transatlantic Race Oliver Kobales Volvo Ocean 65 “Sisi” mit der Segelnummer AUT 1 im Ziel erwartet. Die Österreicher hatten am Morgen des 27. Juni nur noch rund 70 Seemeilen vor sich. Die deutschen Boote werden noch etwas länger unterwegs sein. Für Hanno Ziehms im Line-Honours-Klassement auf Platz drei liegende Marten 49 “Moana” waren es beim letzten Update am 27. Juni noch 1150 Seemeilen bis nach Cowes.
Die Judel/Vrolijk 52 “Haspa Hamburg” mit ihrer jungen Crew um Skipperin Katrina Westphal vom Hamburgischen Verein Seefahrt hatte noch rund 1200 Seemeilen zu meistern und lag auf Platz fünf. Die Swan 441 “Charisma” segelte bei verbliebenen knapp 1900 Seemeilen noch ihrem atlantischen Bergfest entgegen. Hier geht es zum Tracker für das Transatlantic Race 2025. Alle Teilnehmer dürften vielleicht bei ihrer Herausforderung im Transatlantic Race zwischendurch auch einmal an die Ursprünge des Rennens gedacht haben. Seine Wurzeln reichen bis ins 19. Jahrhundert zurück.
Im Jahr 1866 hatten die amerikanischen Eigner von drei Yachten – ”Henrietta”, “Fleetwing” und “Vesta” – eine legendäre Wette abgeschlossen: Jeder von ihnen packte 30.000 Dollar auf den Tisch, bevor sie im Great Ocean Race von New York zur Isle of Wight segelten. Der Sieger erhielt den gesamten Gewinn. Das damals waghalsige Abenteuer mitten im Winter gewann “Henrietta” in einer Zeit von 13 Tagen, 21 Stunden und 55 Minuten. Sie wurde von James Gordon Bennett Jr. gesteuert, der 1870 Commodore des New York Yacht Club wurde. Es war damals die erste wirklich öffentlich beachtete transatlantische Yachtregatta und wohl der Moment, in dem der Hochseeregattasport geboren wurde.