Transat Jacques VabreSturm Ciarán naht – Hoffnung auf baldige Neustarts

Tatjana Pokorny

 · 01.11.2023

Die Class-40-Flotte schützt sich in Lorients Hafen La Base vor dem nahenden Sturm. Hier ist vorn die deutsche "Sign for Com" von Lennart Burke und Melwin Fink zu sehen
Foto: Vincent Curutchet/Alea
Das 16. Transat Jacques Vabre hält den Atem an: Abgesehen von den segelnden fünf Ultim-Giganten, schützen sich die Klassen Imoca (Le Havre) und Class 40 wie Ocean Fifty (Lorient) vor dem nahenden Sturm. Die Rennleitung hat sich hoffnungsvoll zur Rennfortsetzung geäußert, kann aber nichts versprechen

Die Rennleitung des 16. Transat Jacques Vabre Normandie Le Havre ist nicht zu beneiden. Es gilt, unter schwierigsten Wetterbedingungen das Wohl und Weh von vier Transat-Klassen im Blick zu behalten. Die Auswirkungen der wetterbedingten Neugestaltung des Rennkurses für Ocean Fifties und Class 40 sowie die weiter in Le Havre ausharrenden Imocas sind auf vielen Ebenen beträchtlich.

Transat-Neustart für Class 40 und Ocean Fifty nicht vor 6. November

Die Veranstalter stehen unter Zugzwang und haben bei ihren Entscheidungen auch weitere Interessen zu berücksichtigen. Abgesehen von den fünf segelnden Ultim-Mehrrumpf-Maschinen, mussten 90 Teams neu planen, ihre Logistik massiv umgestalten. Auch von den Betreibern der französischen Start- und Etappenhäfen und den Organisatoren im Karibik-Zielhafen Fort-de-France ist maximale Flexibilität gefordert.

In einer Pressekonferenz berichteten Renndirektor Francis Le Goff und Transat-Jacques-Vabre-Co-Direktor Gildas Gautier am Mittwochmittag über die verschiedenen Start-Szenarien für die Boote, die derzeit in Le Havre und Lorient liegen. Gildas Gautier erklärte: “Die jüngste Wetteranalyse liegt gerade vor. Für die beiden Bootsklassen, die im Hafen von Lorient liegen, ist bis mindestens Montag kein Zeitfenster für einen Neustart absehbar. Was aber natürlich nicht bedeutet, dass ein Start am Montag stattfinden wird.”

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Möglicher Imoca-Start am 5. November nicht sicher

Die Klassen Ocean Fifty und Class 40 hatten zum Transat-Auftakt immerhin schon einen Sprint nach Lorient absolviert, wo sie nun zunächst den für Mittwochabend, über Nacht und Donnerstag angekündigten schweren Sturm Ciarán und dann das weitere Procedere abwarten. “Dafür haben wir unser Boot gut gesichert”, vermeldete “Sign for Com”-Co-Skipper Melwin Fink. Sein Team Next Generation Sailing hat sich in Lorient eine bescheidene Unterkunft gemietet, wartet die nächsten Entscheidungen in Frankreich ab.

Für die noch gar nicht im Transat Jacques Vabre gesegelte Imoca-Klasse wird ein möglicher Start am 5. November (Sonntag) weiterhin in Betracht gezogen. Die Bedingungen bleiben mit den Prognosen zu Wind und Seegang allerdings mehr als fordernd. Gildas Gautier sagt: “Wir werden mit der Klasse zusammenarbeiten, um zu sehen, wie wir unter ruhigen Bedingungen starten können. Es ist übrigens nicht unmöglich, dass im Fall eines Starts ein Wegpunkt eingesetzt wird, um die sehr exponierten Nordrouten zu meiden. Das gilt auch für Class 40 und Ocean Fifty.”

Sturm Ciarán sorgt für historische Warnstufe Rot

Francis Le Goff erläuterte am Mittwoch alle Möglichkeiten für neue Starts, damit Imocas, Class 40s und Ocean Fifties loslegen können. Gildas Gautier erklärte: “Wir sind alle frustriert und enttäuscht. Auch die finanziellen Auswirkungen auf das Transat Jacques Vabre Normandie Le Havre sind vielfältig. Doch wie schon am vergangenen Sonntag wird die Sicherheit der Boote und der Segler bei der Organisation der neuen Starts weiterhin oberste Priorität haben.”

Zunächst sind die Augen der Veranstalter und sportlichen Dirigenten der “Route du Café” nun auf Ciarán gerichtet, vor dem an der französischen Atlantikküste, rund um den Ärmelkanal und auch in Großbritannien massiv gewarnt wird. Die BBC vermeldete: “England und die Kanalinseln bereiten sich auf Erschütterungen vor.” Die französische Tageszeitung “Ouest-France” berichtet: “Das Départment Côte-d’Armor auf die Warnstufe Rot gesetzt: eine historische Premiere.”

Frankreich bereitet sich auf ‘Wetterbombe’ im Nordwesten vor” (”Le Monde”)

Weiter hieß es in dem Blatt: “Das Départment Côte-d’Armor wurde am Mittwoch, dem 1. November, zum ersten Mal in seiner Geschichte von Météo France auf die Warnstufe Rot für starke Winde gesetzt – nur wenige Stunden vor Ankunft des Sturms Ciarán, der über den Westen des Hexagons fegen wird.” Den Begriff “L’Hexagone” wird nach der groben geografischen Form eines Achtecks alternativ für Frankreich benutzt. Die Tageszeitung “Le Monde” titelte: “Frankreich bereitet sich auf ‘Wetterbombe’ im Nordwesten vor.”

Weshalb Francis Le Goff in der Pressekonferenz am Mittwoch auch auf die Sicherheitsmaßnahmen einging, die in den beiden französischen Häfen getroffen werden, in denen die Transat-Klassen ausharren: “In den beiden betroffenen Häfen wurden besondere Anweisungen gegeben. Ein Logistikteam ist in Lorient, um die Teams der Segler zu begleiten. Julien Bothuan, Haupthafenmeister von La Base in Lorient, hat individuelle Lösungen gefunden, damit kein Schiff im Päckchen liegen muss.”

Pontons entfernt, Lkws zur Abschirmung

Francis Le Goff sagte außerdem: “In Le Havre ist ein großer Teil der Rennleitung und des Offshore-Teams vor Ort. Die Pontons wurden entfernt, damit die Boote in der Windrichtung liegen und nicht quer, wenn der Wind nach Westen dreht. Der Abbau des Regattadorfes wurde beschleunigt, damit nichts fortfliegen kann. Zusätzlich wurden Lastwagen als Abschirmung aufgestellt. Es wird am Nachmittag noch eine organisierte Runde geben.” Dabei sollen die Sicherheitsvorkehrungen noch einmal überprüft werden.

Verkehrte Welt dagegen auf See, wo es die Crews auf den fünf Ultim-Giganten am Mittwoch mit flauen Winden zu tun hatten. Kurz vor der Passage von Madeira hat “Banque Populaire XI” die Führung vor “SVR Lazartigue” übernommen. Knapp dahinter folgen die Titelverteidiger auf “Maxi Edmond de Rothschild”. Alle drei Riesenfoiler lagen am Mittwochnachmittag, drei Tage nach dem Start, nur zwei Seemeilen auseinander und lieferten sich weiter einen intensiven Dreikampf.

Der aktuelle Blick auf La Base: – hier geht es zu den Live-Kameras, die auf den Hafen von Lorient und die Transat-Boote gerichtet sind. Sehr gut im Blick: die deutsche “Sign for Com”.


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