Transat Jacques VabreDas Warten hat ein Ende – drei Starts zu Wochenbeginn

Tatjana Pokorny

 · 04.11.2023

In Le Havre bereitet sich die Imoca-Flotte nach der Verschiebung auf ihren Transat-Start am 7. November vor
Foto: Jean-Marie Liot/Alea
Nach dem Auftakt-Sprint, stürmischen Zeiten und einwöchiger Warteschleife soll das 16. Transat Jacques Vabre Normandie Le Havre für die Klassen Ocean Fifty und Class 40 am 6. November fortgesetzt werden. Die Imocas mit Boris Herrmanns “Malizia – Seaexplorer” sollen ihr Rennen am 7. November vor Le Havre endlich eröffnen

Die Koordination der ausstehenden Starts im 16. Transat Jacques Vabre Normandie Le Havre war und ist eine Riesenherausforderung für die Rennleitung. Jetzt scheinen aber Fenster gefunden worden sein, die für die drei Flotten in der Warteschleife passen könnten. Nach Konsultationen mit Wetterexperten und den Klassen wurden die neuen Starttermine veröffentlich.

Class 40 und Ocean Fifty sollen Montag starten, Imocas am Dienstag

Der Plan sieht vor, die Klassen Ocean Fifty und Class 40 nach ihrem bereits absolvierten Sprint von Le Havre nach Lorient am 6. November erneut ins Rennen zu schicken. Die Starts sind für 10.30 Uhr (Ocean Fifty) und 10.45 Uhr (Class 40) angesetzt. Wetterbriefings für die Crews finden am Vortag um 10 Uhr morgens im Auditorium der “City de la Voile” in Lorient statt.

Auf Basis der bisherigen Wetterprognosen plant das Rennmanagement für die Class 40 einen Kurs via Azoreninsel Santa Maria nach Martinique. Der Kurs der Ocean Fifties in den Zielhafen Fort-de-France auf Martinique soll an der Insel Sal vorbeiführen. In den Anweisungen für diese beiden Klassen heißt es weiter, alle Boote sollen spätestens am Sonntag (5. November) in Rennmodus bereit sein. Zusätzlich gibt es für die Class 40 eine Anweisung, nicht mehr als 175 Liter Trinkwasser an Bord mitzuführen.

Die neue Route ist für uns voraussichtlich weniger optimal” (Melwin Fink)

“Wir freuen uns riesig auf den Neustart”, sagte am Samstag “Sign for Com”-Skipper Melwin Fink in Lorient hochmotiviert. Lennart Burke und Melwin Fink bereiten sich in La Base auf die nun 3.500 Seemeilen lange Etappe über den Atlantik vor. “Das Wetter ist vielversprechend!”, so Melwin Fink. Eine kleine Einschränkung der Vorfreude bringt der neu festgelegte Kurs den deutschen Jungprofis.

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Melwin Fink erklärt: “Etwas Bauchweh macht uns die Wendemarke bei den Azoren. Der Downwind-Anteil des Rennens wird dadurch vermutlich deutlich geringer. Pogo hatte extrem viel Wert auf eine gute Downwind-Performance seiner Boote gelegt und damit auch geworben. Man könne das Transat gewinnen, hieß es. Die neue Route ist für uns voraussichtlich weniger optimal.” Burke und Fink segeln eine Pogo 40 S4 von 2022.

Live-Übertragungen geplant

Für die Imocas in Le Havre ist ein Start am 7. November (Dienstag) um 9.30 Uhr angekündigt. Es soll voraussichtlich – wie auch aus Lorient am Montag – eine Live-Übertragung geben. Eine finale Bestätigung dieser neuen Pläne hat die Rennleitung fürs Wochenende angekündigt.

Boris Herrmann ist bereits wieder unterwegs nach Le Havre und sagte: “Ich habe die Woche in Hamburg bei meiner Familie verbracht. Unser Schiff hat den Sturm in Le Havre, wo bis zu 60 Knoten Wind gemessen wurden, von zwei unserer besten Crew-Mitglieder gut bewacht und unbeschadet überstanden. Wir erwarten, am Dienstag zu starten. Wir werden nun auf direkter Route nach Martinique segeln, nicht mehr über die Passage der Insel vor Brasilien. Darüber freue ich mich auch sehr. Die direkte Route liegt mir mehr.”

Wir hatten keinen großen ökonomischen Schaden durch die Verschiebung. Wir sind positiv gestimmt, dass die Sicherheit im Vordergrund stand” (Boris Herrmann)

Zur Startverschiebung am vergangenen Sonntag (29. Oktober), der langen Wartewoche und der Entscheidungsfindung zum neu angesetzten Start sagte Boris Herrmann: “Ich bin unbefangen, was die einzelnen Diskussionen angeht, die es zwischen den Veranstaltern und der Imoca-Klasse und vielleicht dem einen oder anderen Akteur gab. Es betrifft uns insgesamt wenig.”

Boris Herrmann erklärt: “Wir hatten keinen großen ökonomischen Schaden durch die Verschiebung. Natürlich kostet es ein bisschen mehr, wenn man dann neue Hotels oder neue Reiseverbindungen buchen muss, doch das hält sich bei uns in Grenzen. Wir sind insofern positiv gestimmt, dass hier die Sicherheit klar im Vordergrund stand und bedauerlicherweise dann sehr kurzfristig, aber immerhin die Entscheidung getroffen wurde, das Rennen zu verschieben.”

Es hat uns nach zwei stressigen Wochen sicher nicht geschadet, noch einmal ein, zwei Tage zum Durchatmen und Auffüllen der Energiereserven zu haben. Jetzt kommen wir wieder voll in den Konzentrationsmodus” (Andreas Baden)

Der Kieler Imoca-Segler Andreas Baden berichtete am Samstagmittag aus Le Havre: “Ich habe heute noch einmal ausgeschlafen, das Boot gecheckt und dann ein paar Bahnen im Schwimmbad direkt neben dem Boot gezogen. Nun werde ich wieder den Rechner anschmeißen und mich mit dem Wetter und Routings beschäftigen. Auch werden wir heute Nachmittag noch eine weitere Video-Konferenz mit den Veranstaltern abhalten.”

Zu den weiteren Vorbereitungen seiner Crew auf “Nexans – Art & Fenêtres” sagte Andreas Baden: “Fabrice und ich tauschen uns bezüglich der Routings und des persönlichen Zustand des jeweils anderen aus. Dazu kann man sagen, dass es uns beiden nach zwei stressigen Wochen sicherlich nicht geschadet hat, noch einmal ein, zwei Tage zum Durchatmen und Auffüllen der Energiereserven zu haben. Jetzt kommen wir aber wieder voll in den Konzentrationsmodus auf das, was vor uns liegt.”

Die See wird sich deutlich beruhigt haben” (Christian Dumard)

Transat-Meteorologe Christian Dumard umriss das bevorstehende Szenario: “Die See wird sich deutlich beruhigt haben, sowohl im Golf von Biskaya als auch im Ärmelkanal. Die allgemeine westliche Strömung bleibt bestehen, aber die Starts werden unter machbaren Bedingungen erfolgen. Eine neue Front fegt ab Mittwoch über die Atlantikküste, aber sie wird von einem durchschnittlichen Wind von 30 bis 35 Knoten begleitet, der deutlich weniger heftig ist als bei den vorherigen Episoden.”

Transat-Jury verteilt Zeitstrafen

Während der Wartezeit der Boote und der stürmischen, aber glimpflich verlaufenen Begegnung der Flotten in Lorient und Le Havre mit dem Orkantief Ciarán hat die Jury des Transat Jacques Vabre einige Entscheidungen getroffen. Den Class-40-Teams Qwanza und P-Sotraplant-TRS wurde eine 90-minütige Zeitstrafe aufgebrummt, weil sie beim Rennstart ein Tor ausgelassen hatten. Das Team L’Envol-Kermarrec kassierte nach dem Befahren einer Sperrzone eine zweistündige Zeitstrafe.

Eine dreistündige Strafe gab es für “Martinique Tchalian”, weil die Crew auf ihrem Kurs in den Reparaturhafen das Siegel am Propellerschaft aufgebrochen hatte. Außerdem hat die Jury die beiden Class-40-Kollisionen in der Startphase untersucht, zu denen Proteste mehrerer Beteiligter vorlagen.

Wiedergutmachung für “Seafrigo-Sogestran”

Die Crew auf “Curium Life Forward” mit Marc Lepesqueux und Renaud Dehareng erhielt eine Strafe wegen eines Verstoßes gegen die Regel 14 (Kontakt muss vermieden werden). Das Duo muss in der Endabrechnung zwölf Stunden auf seine Rennzeit aufschlagen. “Movember”, deren Segler Bertrand Guillonneau und Kito de Pavant bereits aus dem Rennen ausgeschieden sind, wurde aus dem gleichen Grund wie “Curium Life Forward” für ihren Fehler bestraft, der eine Kollision verursacht hat.

Im Fall “Seafrigo-Sogestran” versus “Café Joyeux” wurde Letztere wegen eines Verstoßes gegen die Regeln 13 und 14 bestraft und muss ebenfalls zwölf Stunden auf ihre Rennzeit aufschlagen. Mit den Jury-Entscheidungen sind nicht alle Beteiligten glücklich. So hat das Team Curium eine Wiederaufnahme des Verfahrens beantragt.

Protest gegen die Etappensieger abgewiesen

Auf der “Haben-Seite” wurde der erlittene Schaden der “Sogestran-Seafrigo” anerkannt. Das Team hat intensiv daran gearbeitet hat, zum Start der zweiten Transat-Etappe wieder dabei zu sein, und wurde entsprechend ded Segelanweisungen zunächst einmal wieder ins Feld gesetzt. Weil “Sogestran-Seafrigo” die Auftakt-Etappe nicht hatte beenden können, wird für das Team eine Rennzeit wie die des letzten Bootes im Ziel plus sechs Stunden auf dem Transat-Konto festgehalten. Darüber hinaus soll noch eine Wiedergutmachung erfolgen, über deren Berechnung und Höhe die Jury das Team und die Flotte bis zum Start der zweiten Etappe informieren will.

Ein weiterer Protest der “Legallais”-Crew mit Fabien Delahaye und Corentin Douguet gegen die Etappensiegerin “Alla Grande Pirelli” mit Abrogio Beccaria und Nicolas Andrieu wurde als ungültig abgewiesen. Alle drei Teams der in Reparatur befindlichen Class-40-Yachten “Crédit Mutuel”, Sogestrans-Seafrigo” und “Dékuple” haben angekündigt, rechtzeitig zum Neustart bereit zu sein.

Zielprognosen für alle vier Transat-Klassen

Mit der Ansetzung der Starts der drei wartenden Klassen gaben die Veranstalter auch die möglichen Zielzeiten für die Ankunft in Fort-de-France an: Die längst segelnden Ultims werden dort zwischen dem 12. und 13. November erwartet, die Imocas etwa am 17. November, die Ocean Fifties sollen um den 18. November herum und die Class-40-Duos am 22. November folgen.

Der Blick auf die Ultim-Giganten im Rennen und ihre Speed-Schau im Atlantik, wo sie teilweise mit Spitzengeschwindigkeiten von 45 Knoten unterwegs waren! Knapp eine Woche nach dem Start führte am Vormittag des 4. November “Banque Populaire XI” vor “Edmond de Rothschild” und “SVR Lazartigue”. Hier geht es zur Zusammenfassung vom Vortag:

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