Sind sie nun 12., 13. oder doch anders? Über mehrere Stunden veränderte sich das Ergebnis von Lennart Burke und Melwin Fink für Etappe zwei im 16. Transat Jacques mehrfach. Der vom jüngsten Team im Class-40-Feld gezeigten Gesamtleistung tat das aber keinen Abbruch mehr. Ohnehin muss die Klasse darauf warten, dass ihre Ergebnisse der ersten und zweiten Etappe unter Berücksichtigung diverser Jury-Strafen und Wiedergutmachungen sauber ermittelt werden.
Dieses Rennen war ein Kampf mit Hochs und Tiefs” (Lennart Burke)
“Es war ein Wahnsinnsrennen”, zog Lennart Burke im Zielhafen Fort-de-France nach den ersten Schlucken Kokosmilch Bilanz. Und weiter: “Wir waren nach der Aufholjagd der letzten Tage leider die Einzigen, die auf dem Weg ins Ziel noch in einem Flautenloch hängen geblieben sind. Da kamen sie von hinten angerauscht, während wir uns mehrfach um uns selbst gedreht haben. Der Wind setzte für uns erst wieder ein, als die anderen da waren und an uns vorbeizogen. Dieses Rennen war ein Kampf mit Hochs und Tiefs.”
Die erste Etappe von Le Havre nach Lorient sei “nicht ganz so rosig gewesen”, so Burke. Die zweite glich einer physischen und mentalen Achterbahnfahrt. “Bis Kap Finisterre haben wir großes physisches Leid erduldet. Es waren superharte Bedingungen bei 40 Knoten Wind und mehr bei Kap Finisterre. Das haben wir so noch nicht erlebt. Es war krass”, erzählt Burke. Es folgten “seelische Schmerzen”, als das einzige rein deutsche Transat-Duo danach in flauen Bedingungen den Anschluss an die Führungsgruppe verlor. “Als wir sahen, dass die anderen um 200, 250 Seemeilen davonzogen, dachten wir, dass es vorbei ist.”
Doch das Team Next Generation Sailing berappelte sich auf seiner Pogo 40 S4 “Sign for Com”. Mit einer kleinen Gruppe Class-40-Teams entschieden sich die beiden – wie zuvor Justine Mettraux und Julien Villion in der Imoca-Klasse – auf Kurs Karibik für die Nordroute. Erst erwies sich diese als wenig beschleunigend. Doch am vorletzten Tag der Etappe ging plötzlich für Burke und Fink die Post ab: Sie machten binnen zehn Stunden neun Plätze gut. “Als sich die Nordoption endlich auszahlte, war das der Wahnsinn”, sagt Lennart Burke.
Bis wenige Stunden vor Zielankunft sah es so aus, als könnte das Duo nach langer Durststrecke auf Rängen jenseits der Top 20 Rang elf ins Ziel bringen. Dann blieben sie zwischen Diamantfelsen und Ziellinie in dunkler karibischer Nacht in der Inselabdeckung noch einmal unglücklich in einem Flautenloch hängen und mussten zwei Verfolger passieren lassen. Ins Ziel kamen sie mit bereits rationiertem Proviant dennoch überglücklich.
Wir wollten als mit Abstand jüngste Crew im Feld zeigen, dass wir was können. Ich glaube, das haben wir ganz gut gemacht” (Lennart Burke)
Die erste Bilanz fällt erleichtert aus, wie Burke sagt: “Wir haben zwar nicht die Top Ten geschafft, sind aber nah dran gewesen. Wir haben uns durch Stürme gekämpft und sind nach Rückschlägen wiedergekommen. Wir wollten als mit Abstand jüngste Crew im Feld zeigen, dass wir was können. Ich glaube, das haben wir ganz gut gemacht.” Die beiden jungen Profis haben bei ihrem Transat-Ritt gut harmoniert, wie Lennart Burke versichert.
Im fast gleichen Zeitfenster wie die deutsche Class 40 “Sign for Com” kam am Freitagmorgen der Kieler Andreas Baden an der Seite von Fabrice Amedeo auf “Nexans – Art & Fenêtres” mit Platz 28 unter den 34 Imocas auf Kurs Martinique ins Transat-Ziel. Sechs Imoca-Crews hatten aufgeben müssen. Nicht so das französisch-deutsche Duo, für dessen Skipper Amedeo das Ankommen aufgrund der geplanten Teilnahme an der Rückregatta Retour à la Base zur Qualifikation für die Vendée Globe so wichtig war.
Wir haben es genossen, zusammen unterwegs zu sein. Ich habe viel gelernt, auch wenn es jetzt noch ein Non-Foiler war” (Andreas Baden)
Andreas Baden sagte im Ziel: “Es hat sehr viel Spaß gemacht. Das Finishing wurde noch einmal spannend. Als wir beim Diamond Rock um die Ecke kamen, haben wir drehende Winde und Flautenlöcher erlebt. Dort, wo ja auch Lennart und Melwin stecken geblieben waren. Gut durchgekommen sind die, die ganz unter Land gefahren sind. Wir waren weiter draußen, sind auch ganz gut durchgekommen. Die in der Mitte – wie Lennart und Melwin – sind halt einfach komplett stecken geblieben.”
Baden berichtet von dem morgendlichen Showdown vor Fort-de-France: “Das war noch einmal spannend. Mit uns sind drei Class-40s mehr oder weniger ins Ziel gekommen. Jetzt freuen wir uns erst einmal auf Essen und Trinken, wenn wir im Hafen sind.” In einer ersten Bilanz seiner Transat-Premiere sagte Andreas Baden: “Wir haben es genossen, zusammen unterwegs zu sein. Ich habe viel gelernt, auch wenn es jetzt noch ein Non-Foiler war. Ich freue mich darauf, in Zukunft auch einmal auf einem Foiler unterwegs zu sein.”
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