Mit dem Geschmack des Meeres den Duft der Erde genießen: Mit diesen Worten beschrieben die Veranstalter die Ankunft der Ultim-Sieger im Transat Café L’Or. Tom Laperche und Franck Cammas haben “SVR Lazartigue” in der Nacht zum Donnerstag ins Zeil vor Martinique gebracht. Franck Cammas sagte: “Es ist stressig, zehn Tage lang an der Spitze zu liegen. Die Chancen, etwas zu verlieren, sind größer als die, etwas zu gewinnen. Wir sind gute Kurse gefahren.”
Wir haben nicht durch Geschwindigkeit gewonnen, sondern durch unsere Fahrweise, und das ist noch besser.“ Franck Cammas
Den Ultim-Siegern folgen nun Zieldurchgänge Schlag auf Schlag. Während Tom Laperche und Franck Cammas bei einem Ti Punch den Erfolg ihrer “SVR Lazartigue” im Transat Café L’Or feierten und in der Karibik nach 10 Tagen, 13 Stunden, 3 Minuten und 58 Sekunden auf See die ersten Interviews gaben, gehörte ihnen die Siegerbühne alleine. Erst rund viereinhalb Stunden später erreichten Thomas Coville und Benjamin Schwartz das Ziel mit “Sodebo Ultim 3”. Anthony Marchand und Julien Villon, die ihr erstes gemeinsames Ultim-Transat bestreiten, hatten am Morgen des 6. November noch 300 Seemeilen vor sich.
Zu den überragenden Leistungen aller drei Crews zählt bei diesem Transat Café L’Or abgesehen von Durchschnittsgeschwindigkeiten bei 25 Knoten sicher auch die Leistung, ihre Trimaran-Giganten sauber und ohne weitere Ausfälle ins Ziel gebracht zu haben. Den Co-Favoriten auf “Banque Populaire XI” war das nicht ganz gelungen. Sie mussten früh reparieren und konnten den Rückstand im Kampf mit starken Gegnern und auch aufgrund anderer Wetterfenster nie mehr gutmachen. Armel Le Cléac’h und Sébastien Josse hatten am Donnerstagmorgen noch rund 400 Seemeilen bis ins Ziel zu segeln.
Bis zum Ende des Tages (in Frankreich) sollte auch Klarheit über die Besetzung des Podiums in der zweiten Trimaran-Klasse des Transat Café L’Or herrschen, wo sich die Machtverhältnisse zuletzt erneut verändert haben. Zum voraussichtlich letzten Tag auf See haben Pierre Quinoga und Gaston Morvan auf “WeWise” bei 185 Seemeilen bis ins Ziel die Führung bei den Ocean Fifties übernommen. Doch die Verfolger blieben dran: “Viabilis Océans” und “Le Rire Medicin Lamotte” folgten mit nur 24 und 39 Seemeilen Rückstand. Thibaut Vachel-Camus und Damien Seguin kämpften als Vierte auf “Solidaires en peloton” ebenso noch um einen Podestplatz wie die vormaligen Spitzenreiter Emmanuel Le Roch und Basile Bourgnon auf “Edenred 5”, die mit Outrigger-Problemen zurückgefallen waren.
Noch am Vortag hatte zur gleichen Zeit “Viabilis Oceans” die Ocean-Fifty-Flotte im Transat Café L’Or mit 30 Seemeilen Vorsprung angeführt. Die inzwischen erfolgte Umkehr dieser Hackordnung hat ein Gewitter verursacht, das Baptiste Hulin und Thomas Rouxel unglücklich erwischte. Die Franzosen mussten viermal wenden, während die neuen Führenden Pierre Quiroga und Gaston Morvan geradeaus segeln konnten, die Führung übernahmen und ihren Vorsprung ausbauten. Dabei blieben sie konzentriert zwischen ihren Gegnern und Martinique.
„Seit den Kapverden versuchen Gaston und ich, ziemlich zentral zu segeln, um uns die Möglichkeit zu lassen, bei Bedarf aus einer Bö herauszukommen. Wir haben Kilometer um Kilometer gutgemacht, indem wir etwas besser gesegelt sind“, stellte Pierre Quiroga am Morgen in der Schalte mit der Rennleitung fest. Ein Zuckerschlecken waren die letzten 24 Stunden aber auch für die Führenden nicht: „Diese Nacht ist die Hölle mit sehr starken Böen. Das ist stressig für die Wertung, aber auch für die Sicherheit. Nur weil es warm ist, heißt das nicht, dass ein Trimaran nicht kentern kann!“, sagte Pierre Quiroga.
Es könnte durchaus zu einem Matcherace in der Bucht von Fort de France kommen. Alles ist möglich, wir sind alle sehr müde.” Pierre Quiroga
Bei den folgenden Imocas scheint Jérémie Beyou und Morgan Lagravière der Sieg kaum mehr zu nehmen zu sein. “Charal” hatte ihren Vorsprung zuletzt auf mehr als 100 Seemeilen vergrößert. Spannung dagegen verspricht das Duell um Platz zwei. Darum fechten im Transat Café L’Or Sam Goodchild und Lois Berrehar auf der Vendée-Globe-Gewinnerin “Macif Santé Prévoyance” und Francesca Clapcich und Will Harris auf “11th Hour Racing”. Die Ex-”Malizia – Seaexplorer” hatte ihren Rückstand auf die Zweitplatzierten zuletzt auf nur noch fünf Seemeilen reduzieren können.
Jérémie Beyou sagte in der Morgenschalte: „Alles läuft gut. Den ganzen gestrigen Tag über war der Passatwind sehr stabil, die See etwas unruhig, aber jetzt hat sie sich beruhigt. Wir halten unseren Kurs. Wir nehmen den Tag in Angriff, solange wir klare Sicht haben. Nachts versuchen wir, unsere Geschwindigkeit an die unserer Verfolger anzupassen.” Diese Strategie hat sich bislang gut auszahlt.
Die Interaktion der beiden Co-Skipper auf “Charal” seien, so Beyou, aufs Wesentliche beschränkt. „Wenn wir uns begegnen, gibt es sachliche Gespräche und ein oder zwei Lächeln, aber mehr nicht. Wir sind in unserer eigenen Welt!“, berichtete Beyou, der einräumte, nichts von der Ankunft von SVR Lazartigue der vergangenen Nacht mitbekommen zu haben.
„Wir beobachten nur die Route von ‘Actual’, um zu sehen, wie der Wind steht, denn er ist nicht weit vor uns, aber ansonsten haben wir das Rennen in den anderen Klassen nicht verfolgt”, sagte Beyou. Dieses hohe Maß an Konzentration dürfte sich in Martinique auszahlen. Für Jérémie Beyou wäre es der zweite Sieg auf der Kaffeeroute. Der erste mit Jean-Pierre Dick liegt bereits 14 Jahre zurück. Interessant: Für Beyous Co-Skipper Morgan Lagravière wäre es der dritte Transat-Triumph in Folge! Damit könnte der Franzose seinen Ruf als Meistermacher weiter zementieren.
Bleibt noch die Class40, die den anderen Klassen seit ihrem Sicherheitsstopp in La Caruña hinterhersegelt. Hier hielten zuletzt Corentin Douguet und Axel Tréhin auf “SNSM – Faites un don” einen 25-Seemeilen-Vorsprung auf “Legallais”. Bei der Beobachtung der Flotte der kleinsten Einrumpfboote im Transat Café L’Or erwischt man sich als Beobachter hin und wieder der Vorstellung, was wohl gewesen wäre, wenn die Globe40-Besten dabei gewesen wären?
Was hätten “Crédit Mutuel”, das Team Belgium Ocean Racing – Curium und vor allem Lannart Burke und Melwin Fink in diesem Transat Café L’Or wohl ausrichten können? Doch die drei Top-Teams lieferten sich gerade einen packenden Dreikampf mit Schlusskrimi vor La Réunion auf Etappe zwei der Weltumseglung, haben sich für das Abenteuer Weltumseglung entschieden.
Im Transat Café L’Or haben inzwischen fünf Class40ies aufgegeben. Zwei sind auf dem Weg zurück zur europäischen Küste, andere basteln 72 turbulente Stunden nach dem Neustart an allem, was reparabel ist, um weiterfahren zu können. Spannend ist beim Blick auf die Class40 die Zweiteilung der Flotte, wobei sich die aktuell ersten neun Boote für die Nordroute entschieden haben. Ob die auch final die Siegerstraße weist, bleibt bei starken Wetterkontrasten und mehr als 2200 Seemeilen bis ins Ziel für die führenden Boote abzuwarten. Hier geht es zum Tracker für das Transat Café L’Or.