Transat Café L’OrFinale in Sicht  – Favoritensturm auf Kurs Martinique

Tatjana Pokorny

 · 04.11.2025

Mit goldenen Grüßen von den Imoca-Schlusslichtern Conrad Colman und Mathieu Blanchard auf "MSIG Europe"…
Foto: Team MSIG Europe
Vier Klassen suchen im Transat Café L’Or ihre Sieger. Die Entscheidung naht. Bei den Ultims hat “SVR Lazartigue” einen Riesenvorsprung, bei den Imocas gibt weiter “Charal” den Ton an, 11th Hour Racing verteidigt seine Podestchancen. Umkämpft ist das Podium bei den Ocean Fifties. Noch knapper geht es in der Class40 zu, die aber nach dem Sicherheitsstopp in La Coruña auch erst seit dem 1. November wieder im Rennen ist.

Martinique rückt näher und die Spannung auf dem Atlantik steigt! In der Ultim-Klasse steuern Tom Laperche und Franck Cammas auf “SVR-Lazartigue” dem Sieg entgegen. Die Franzosen hatten am Abend des 4. November “nur” noch gut 870 Seemeilen vor sich. Bei den Imocas genossen Jérémie Beyou und Morgan Lagravière auf “Charal” ein Polster von 47 Seemeilen Vorsprung vor ihren Verfolgern Sam Goodchild und Loïs Berrehar auf der Vendée-Globe-Siegerin “Macif Santé Prévoyance”.

Transat Café L’Or: endlich ein Sieg für Beyou?

Für Jérémie Beyou könnte es ein lang ersehnter Sieg werden. Zwar gewann er 2023 das Défi Azimut, doch sein letzter großer Rennsieg ist fünf Jahre her: 2020 kam er im Vendée Arctique als Erster ins Ziel, verwies dabei auch den späteren Vendée-Globe-Dominator Charlie Dalin auf Platz zwei. Bei der jüngsten Auflage der Vendée Globe hatte Beyou das Podium als Vierter verpasst.

Im Kampf um die Imoca-Podestplätze im laufenden Transat Café L’Or verteidigten Frankie Clapcich und Will Harris weiter Rang drei für das Team 11th Hour Racing. Die Italo-Amerikanerin und ihr britischer Co-Skipper waren zuletzt schneller unterwegs als die vor ihnen liegenden Goodchild und Berrehar, konnten ihren Rückstand auf die Imoca-Zweiten auf nur noch gut zehn Seemeilen drücken.

Hinter der von Clapcich für ihre Vendée-Globe-Premiere 2028 übernommenen Ex-”Malizia – Seaexplorer” von Boris Herrmann versuchten Ambrogio Beccaria und Thomas Ruyant ihrerseits, mit “Allagrande Mapei” zum 11th-Hour-Duo aufzuschließen, hatten zuletzt 40 Seemeilen zu Platz drei gutzumachen. Knapp 200 Seemeilen hinter die Imoca-Spitzenreiter in Transat Café L’Or zurückgefallen sind Justine Mettraux und Xavier Macaire auf “Team Snef – WeamWork”.

“Paprec Arkéa”: starke Aufholjagd, keine Podiumschance

Die führenden Imocas waren am zehnten Tag des Transat Café L’Or auf nordwestlichem Kurs teilweise sehr schnell unterwegs. “Charal” und “Allagrande Mapei” kamen auf 24-Stunden-Durchschnittsgeschwindigkeiten von 24,8 und 24, 4 Knoten. Spannend ist in der Klasse mit den vielen Vendée-Globe-Solisten, die das aktuelle Rennen zu zweit bestreiten, auch die Aufholjagd von “Paprec Arkéa”.

Nach der Kollision mit einer Tonne vor Le Havre, einer Blitzreparatur im Starthafen und dem Neustart klettern der Vendée-Globe-Zweite Yoann Richomme und sein Co-Skipper Corentin Horeau im Klassement unwiderstehlich wieder nach oben. Als Dreizehnte griffen sie bei 1111 Seemeilen Rückstand auf “Charal” zuletzt die vor sich liegende “Fives Group – Lantana Environement” an.

Für die Vorstartmitfavoriten Yoann Richomme und Corentin Horeau ist nach dem frühen Rückschlag kein Podiumsplatz in Sicht. Dennoch kämpfen sie um jeden Platz. Etwa 275 Seemeilen nördlich der Kapverden nahmen auch die beiden Franzosen zunehmend Fahrt auf. Nach der verarbeiteteten Enttäuschung vom Auftakt genießen sie neben der Aufholjagd die einfachen Freuden auf See.

Yoann Richomme als Jäger und Genießer

Yoann Richomme sagte am Dienstag im Transat Café L’Or: „Wir beginnen die Überquerung des Atlantiks, es liegen sechs ruhige Tage vor uns. Wir müssen noch ein paar Boote einholen, wenn wir können, und werden noch schöne Momente erleben. Ich genieße die letzte Überfahrt mit meinem Boot.“

Die neue Richomme-Kampagne ist schon in Planung, läuft unter dem Dach von Team Paprec. Nach achtjähriger Zusammenarbeit mit Yoann Richomme will das Unternehmen das neue Projekt ohne Arkéa alleine stemmen. Der Stapellauf der neuen Imoca, deren Design, für das Koch, Finot-Conq und GSea verantwortlich sind, ist fürs erste Quartal 2027 geplant.

Das aktuelle Boot wechselt in die Hände von Co-Skipper Corentin Horeau und wird unter den Farben von Team Voile Macsf starten. Horeau ist jener Weggefährte von Yoann Richomme, der auch mit ihm das Ocean Race Europe bestritten hatte. Richomme hatte Horeau im Starthafen Kiel bei der Teamvorstellung auf der Bühne als “kommenden Vendée-Globe-Sieger” vorgestellt.

Turbulente Wetterwechsel im Transat Café L’Or

Während Richomme und Horeau noch den Atlantik vor sich haben, haben die Ultims inzwischen zum zweiten Mal in diesem Transat Café L’Or den Kalmengürtel passiert. An Bord von “Actual Ultim 3” erlebten Anthony Marchand und Julien Villion abwechselnd blauem Himmel und heftige tropische Gewitter.

„Wir versuchen, aus dieser Zone herauszukommen und weiter nördlich wieder in die Passatwinde zu gelangen”, kommentiert Anthony Marchand. „Es ist keine einfache Situation, wir manövrieren viel, es ist heiß und feucht, aber wir nähern uns mit unseren Anstrengungen allmählich Martinique.” Die Maxi-Trimarane segeln auf Kurs auf Fort-de-France. “SVR Lazartigue” könnte schon in der Nacht zwischen dem 5. und 6. November das Ziel erreichen.

Sorgen dagegen plagen Emmanuel Le Roch und Basile Bourgnon auf dem Ocean Fifty “Edenred”. Lange Zeit hatten sie in Führung gelegen. Ihre Rakete war teilweise mit 25 Knoten Speed unterwegs, steuerte schon auf Martinique zu. “Ich schlief und Manu hatte Wache, als wir ein lautes Knacken hörten. Das Boot kam zum Stillstand”, berichtete Basile Bourgnon vom Aus für die Siegträume seines Teams.

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Gebrochener Outrigger kostet mehr als die Class40-Führung

Gebrochen war der Outrigger, an dem der große Gennaker geschotet und umgelenkt wird. Roch und Bourgnon mussten ihn bei gedrosseltem Tempo reparieren. Für den Rest des Rennens müssen sie nun mit gehandicaptem Outrigger zurechtkommen. Die Enttäuschung ist groß für das Duo, das fast sieben Tagen mit beeindruckender Souveränität an der Spitze lag. Inzwischen sind sie hinter “Viabilis Océanis”, “WeWise” und “Le Rire Medecin Lamotte” auf Platz vier zurückgefallen.

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In der kommenden Nacht könnte es noch einmal spannend werden, wenn sich Ultims und Ocean Fifties im Endspurt nach Martinique womöglich etwa zwischen den zehnten und zwölften Breitengrad Nord auf dem Atlantik begegnen. Nicht zu vergessen: Die Ocean Fifties waren einen Tag vor den anderen drei Klassen gestartet. Schon in den ersten 24 Stunden waren drei der Trimarana gekentert, ihre Crews mussten von Helikoptern abgeborgen werden.

​Bei den Class40ies ist die Zeit der Entscheidungen vorerst vorbei. Der Großteil der Flotte hat sich für den Süden und die Passatwinde entschieden – der schonendere Kurs für die Boote. Aber auch, wenn die Route in Bezug auf die Entfernung länger erscheint, muss sie in Bezug auf die Zeit nicht länger dauern. Das Class40-Feld wurde am Dienstagabend weiter von Corentin Douguet und Axel Tréhin auf “SNSM – Faites un Don” vor “Legallais” und “VSF Sports” angeführt. Sasha Lanièce und Sanni Beucke lagen mit “Alderan” 140 Seemeilen hinter den Führenden auf Platz 29. Hier geht es zum Tracker für das Transat Café L’Or.

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