Transat Café L’OrDas Nord-Süd-Duell – Hochspannung in der Class40

Tatjana Pokorny

 · 09.11.2025

Sie zählen zu den Top-Booten der Class40-Südgruppe im Transat Café L'Or: Guillaume Pirouelle und Cédric Chateau.
Foto: Team Seafrigo - Sogestran
Im Transat Café L’Or sind die großen Podiumskämpfe bei Ultims, Ocean Fifties und Imocas ausgefochten. Doch für die Class40 kommen die Entscheidungen erst noch. Nach dem Sicherheitsstopp in La Coruña und dem Neustart haben die führenden Boote noch mehr als 1500 Seemeilen vor sich. Dafür hat sich ein hochinteressantes Szenario entwickelt.

In drei von vier Klassen sind im Transat Café L’Or die Podiumsentscheidungen längst gefallen, die Mehrheit der Crews im Ziel. Nun ist es hochspannend zu beobachten, was sich bei den Class40ies im seit dem Neustart am 1. November vor La Coruña tut. Da hatte sich drei Tage nach dem Start die Flotte in eine Nord- und eine Südgruppe aufgeteilt. Während die Nordgruppe beständige Gewinne einfuhr, hatte sich bei den schnellsten Booten der Südgruppe bis zum 8. November ein erheblicher Rückstand aufgebaut. Noch am Samstag hatten die Spitzenreiter im Norden (”SNSM – Faites un don!”) 380 Seemeilen Vorsprung vor den führenden Boote im Süden.

Transat Café L’Or: Im Norden richtig oder doch verzockt?

Doch so langsam schmilzt der Nordvorteil. Am 9. November waren es 100 Seemeilen weniger in Relation zum Ziel: Nur noch 280 Seemeilen trennten Corentin Douguet und Axel Tréhin auf ”SNSM – Faites un don!” im Norden von der insgesamt auf Platz acht liegenden und im Süden führenden ”Les Invincibles”. Am Sonntag hatten alle Süd-Boote Gewinne auf die Nordgruppe verzeichnen können.

Dazu hatten die Nordgruppe mit einem Hochdruckgebiet zu kämpfen, war am Sonntagnachmittag mit Geschindigkeiten um zehn Knoten unterwegs. Im Süden dagegen wurde das Gaspedal vorne mit um die 15 Knoten und mehr durchgedrückt. Im Mittelfeld der Südgruppe kamen Aina Bauza Roig und Axelle Pillain auf “Engie” als Neunzehnte auf knapp zwölf Knoten. Das im Rahmen des Frauen-Förderprojekts Cap pour Elles von den Veranstaltern unterstützte Duo hatte sich zuletzt fast schon mittig zwischen Nord und Südgruppe positioniert.

Zur gleichen Zeit blieben Sasha Lanièce und Sanni Beucke auf “Alderan” weiter südlich. Die Französin und die Kieler 49erFX-Olympia-Zweite segelten Saint-François auf Guadeloupe am frühen Sonntagabend auf Platz 22 entgegen. Hier geht es zum Tracker für das Transat Café L’Or.

Riskanter Norden, längerer Weg im Süden

​Die Class40-Flotte erlebt ein komplett anderes Rennen als die drei anderen Klassen. Edgard Vincens (”Phare 40 – Ha Plus PME”) erinnert sich an die Herausforderungen der Entscheidungen, die zur Flottenteilung in Nord- und Südgruppe geführt hatten. Mit seinem Team im Süden positioniert, sagte Vincens: „Die nördliche Route ist kürzer, aber riskanter, da man ein Hochdruckgebiet durchqueren muss. Die südliche Route ermöglicht es, die Passatwinde zu nutzen, allerdings sind diese nicht sehr stabil. Das verlängert die Strecke, ist aber angenehmer fürs Boot und vor dem Wind und schneller.”

Auch Lomano Takasi und Jean Marre (”Réauté Chocolat”) hatten sich für den Süden entschieden. „Wir haben unser Projekt spät gestartet, hatten nur zwei Monate Zeit für die Vorbereitung und heute ist der erste Tag, an dem ich den Werkzeugkasten mal nicht heraushole“, hatte Lomano Takasi verraten. Unter diesen fordernden Umständen war es für seine Crew nicht in Frage gekommen, Risiken einzugehen und nach Norden zu fahren. „Wir wussten schon lange, dass wir für unsere mangelnde Vorbereitung bezahlen würden, aber das Wichtigste ist, das Rennen fortsetzen zu können und nicht zu viele Risiken einzugehen”, sagte Takasi.

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Am Wochenende waren auch das Verhältnis zur Zeit und die kleinen Freuden ihres Vorankommens Themen der 36 noch aktiven Class40-Skipperinnen und -Skipper im Atlantik. Am Samstag hatte Pierre Brasseur (”Inland Roots Ocean Soul”) gesagt: “Wir befinden uns in einer Zwischenphase. Auf See kann man sich Zeit nicht wirklich vorstellen: Man nimmt nicht jeden Tag, sondern jede Stunde.”

Es wird wärmer im Transat Café L’Or

Abgesehen vom spannenden segelsportlichen Duell zwischen der Nord- und der Südgruppe genießen die Class40-Segler in der Südgruppe neben dem aktuellen Trend zu ihren Gunsten mit steigenden Temperaturen einen weiteren kleinen Vorteil. „Wir können unsere Stiefel und Regenhosen ausziehen und T-Shirts und Sonnencreme herausholen“, sagte Edgard Vincens lächelnd. „Es ist, als würde ein neues Rennen beginnen.“ Für die Segler im Süden ist es gerade ein schönes Rennen mit dem Wind im Rücken.

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