Transat Café L’Or“Charal” vor “11th Hour” – Imocas rauschen nach Süden

Tatjana Pokorny

 · 02.11.2025

"Charal" hat in der Nacht auf den 2. November die Führung bei den Imocas übernommen.
Foto: Team Charal
Nach einer Woche auf See haben sich im Transat Café L’Or die Felder sortiert. Die Imocas rauschten zuletzt flott nach Süden. An der Spitze hat “Charal” vorerst “11th Hour Racing” abgelöst. Die Class40 ist seit dem Neustart am 1. November wieder mit von der Partie.

Ein wenig scheint das Transat Café L’Or nach dem dramatischen Auftakt mit drei Ocean-Fifty-Kenterungen, einer turbulenten ersten Woche und bislang fünf Aufgaben insgesamt an seinem zweiten Rennsonntag zur Ruhe zu kommen. Die Felder sortieren sich, die Favoriten haben sich in Position gebracht. Die Kämpfe in den vier Klassen bleiben spannend.

Transat Café L’Or: Ultims auf Kurs Äquator

Bei den Mehrrumpfbooten geht es für die Verfolger darum, die favorisierte Spitzenreiter herauszufordern: “Edenred 5” hält sich in der Ocean-Fifty-Klasse vorne, die Ultim-Riesin “SVR-Lazartigue” kam an diesem Sonntagmorgen fast ohne Verluste als Erste aus einer flauen Passage heraus und segelte beim siebten Breitengrad Süd schon dem Äquator entgegen.

Dabei wird das Verfolgungsrennen, das sich die XXL-Trimarane seit einer Woche liefern, in einem etwas kürzeren Format als geplant fortgesetzt: Der Abstecher nach Ascension wurde gestrichen. So wird der Archipel von San Pedro und San Paolo ihre letzte Wegmarke sein, bevor sie Martinique ansteuern können. Hier geht es zum Tracker für das Transat Café L’Or.

Auch in der Imoca-Klasse hat sich etwas getan: “Charal” hat “11th Hour Racing” von Samstag auf Sonntag um Mitternacht die Führung abgejagt. Jérémie Beyou und Benjamin Schwartz verteidigten am Sonntagmorgen gegen 10 Uhr einen Vorsprung von 36 Seemeilen vor Francesca Clapcich und Will Harris.

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“Charal” mit Superkräften in mittleren Winden?

​Jérémie Beyou und Morgan Lagravière konnten in etwas stärkerem Passatwind einen Gang hochschalten, waren phasenweise mit bis zu vier Knoten schneller unterwegs als ihre Verfolger. So hat “Macif Santé Prévoyance” mit Sam Goodchild und Loïs Berrehar inzwischen knapp 38 Seemeilen Rückstand angesammelt, kämpft mit “11th Hour Racing” um Platz zwei.

Den haben weiter auch Justine Mettraux und Xavier Macaire auf “Team Snef – TeamWork” im Auge, die am Morgen des 2. November nur drei Seemeilen hinter der Vendée-Globe-Dominatorin lagen. Die Lücke hinter dem führenden Quartett indessen war zunächst größer geworden (80 Seemeilen), schmolz aber am Sonntagvormittag wieder. Ambrogio Beccaria und Thomas Ruyant trieben “Allagrande Mapei” zuletzt bei 60 Seemeilen Rückstand an.

Mit Blick auf die Imoca-Konzepte stellte sich eine Woche nach dem Start ins Transat Café L’Or die Frage, ob “Charal” in mittleren Winden womöglich einen Vorteil hat? Jérémie Beyous Antwort viel verschmitzt aus: “Ich werde nicht alles verraten, das sehen wir dann bei der Ankunft. Aber bei 15 bis 20 Knoten auf diesem flachen Meer sind wir schnell unterwegs. Mit dem Autopiloten stellen wir das Boot gut ein, um den richtigen Kurs zu finden und ihn zu halten.”

Tauchgang als Befreiungsschlag für “Charal”

Für die “Charal”-Crew ist die aktuelle Führung auch eine angenehme Belohnung nach den kurzfristigen Strapazen am Vortag. 15 Seemeilen hatte das Manuard-Design von 2022 verloren, nachdem es ein Fischernetz “aufgegabelt” hatte. Das französische Duo versuchte, den unliebsamen Begleiter durch Rückwärtsfahren loszuwerden. Als das nicht klappte, musste Benjamin Schwartz tauchen gehen.

Bei verbliebenen rund sechs Tagen im Transat Café L’Or markiert die gerade überschrittene Halbzeit für die Imocas den Beginn des neuen Passatwind-Spiels auf dem Atlantik. Die Crews müssen Antworten auf die Frage finden, ob sie weiter nach Süden fahren sollten, auch wenn sich dadurch der Kurs verlängert, aber möglicherweise dennoch ein Vorteil zu erzielen ist? Alle Duos jonglieren mit ihren Daten wie mit zehn Bällen in der hand und lassen ihre Routenberechnungen laufen. Immer in der Hoffnung, mehr Klarheit zu gewinnen.

In der Class40 haben sich nach dem Neustart vor La Coruña am 1. November zwei Gruppen auf beiden Seiten des Verkehrstrennungsgebietes vor Kap Finisterre belauert, bevor sie nun wieder zusammenkommen. Die meisten Favoriten, angeführt von “SNSM Faites un don” und “Seafrigo-Sogestran”, hatten sich für die nordwestliche Route “außenrum” entschieden.

Transat Café L’Or: Gewinne und Verluste im Strategiespiel

Doch am Sonntagmorgen hatten zunächst diejenigen, die sich für eine küstennähere “Innenbahn” entschieden hatten, die Bugspitzen vorn. Sie konnten etwas schneller gleiten und hatten einen einen hübschen kleinen Vorsprung herausgeholt, der allerdings schnell wieder schmolz.

Sasha Lanièce und die mit gerissenem hinteren Kreuzband und Orthese segelnde Sanni Beucke hielten sich auf Platz 26 im Feld der am Sonntag 40 aktiven Class40-Crews zunächst gut im Mittelfeld.

Der Rückblick auf den 1. November, den Neustart der Class40 und das, was am Vortag alle vier Klassen bewegte:

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