Transat Café L’Or“11th Hour” in Top-Drei, Class40 stoppt, Beucke verletzt

Tatjana Pokorny

 · 30.10.2025

Die Class40-Flotte beim Zwischenstopp in La Coruña.
Foto: Vincent Curutchet/Alea/Transat Café L'Or
Verkehrte Welt im Transat Café L’Or: Statt bald zum Sprung über den Atlantik anzusetzen, pausieren die Class40-Zweihandteams mit ersten Ergebnissen in La Coruña, bevor das Rennen nach dem Sicherheitsstopp neu beginnt. Bei den Imocas haben sich Francesca Clapcich und Will Harris vom Team 11th Hour Racing auf Boris Herrmanns EX-”Malizia – Seaexplorer” in den Top-Drei festgesetzt. Sanni Beucke erhofft sich nach ihrer Verletzung auf See MRT-Klarheit.

​Im Transat Café L’Or geht es für die Atlantik-Herausforderer immer noch weiter an den Küsten Europas und Afrikas entlang. Der Class40 dient indessen der spanische Hafen La Coruña als Zufluchtsort, während die Ultims und Ocean Fifties noch einen weiteren Tag querab der Strände von Marokko und Mauretanien segeln und die Passatwinde suchen, die sich südlich der Kanaren nach und nach einstellen sollten. Hier ein Rückblick auf die Lage vor zwei Tagen.

Transat Café L’Or: “SVR Lazartigue” baut Vorsprung aus

Meist etwas schneller als die anderen und weitgehend fehlerlos, haben Tom Laperche und Franck Cammas ihren Vorsprung bei den Ultims vier Tage nach dem Start des Transat Café L’Or bis zum Donnerstagmorgen auf mehr als 130 Seemeilen vor “Sodebo Ultim 3” ausgebaut. Die Verfolger gehen hier und da Risiken ein, wurden dafür aber bislang nicht belohnt. So etwa “Sodebo Ultim 3”, die am Vortag die Kanaren-Passage zwischen La Palma (wo am vergangenen Wochenende das Mini-Transat startete) und La Gomera gewählt hatte, damit aber trotzdem weitere Meilen verlor.

Weil sie davon ausgingen, dass der Schlüssel zum Erfolg im Osten lag, wollten Thomas Coville und Benjamin Schwartz als Erste ausweichen. Doch angesichts der sehr engen Winkel ihrer Halsen hatten sie am Ausgang des Archipels Verluste hinzunehmen. „Es war am Anfang beeindruckend“, kommentierte Gegner Tom Laperche den Versuch morgens am 30. Oktober. Thomas Coville und Benjamin Schwartz hatten die Beschleunigung am Eingang der Inseln zunächst sehr gut nutzen können, machten innerhalb weniger Stunden viel Boden gut, doch der Ausgang geriet ungleich schwieriger.

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Das Ergebnis: “Sodebo Ultim 3” hat einen Großteil ihres Vorsprungs auf “Actual Ultim 4” verloren, die am Donnerstagmorgen nur noch rund 20 Seemeilen hinter ihnen lag. Schwierig gestaltet sich bei den Ultims im Transat Café L’Or auch die Aufholjagd von “Banque Populaire XI” nach dem Pitstop. Armel Le Cléac’h und Sébastien Josse hatten ihr Glück zunächst im Westen gesucht, müssen aber nun sehen, wie sie sich wieder etwas östlicher positionieren. Hier geht es zum Tracker für das Transat Café L’Or.

Lois Berrehar feiert 32. Geburtstag als Spitzenreiter

Für die Ultims liegt der nächste Wegpunkt auf Kurs Süd bei Dhakla. Das marokkanische Revier ist beliebt bei Kitesurfen und Wingfoilern. Tom Laperche ging zuletzt davon aus, dass “alle an die Küste fahren werden, denn bei schwachem Passatwind gibt es dort noch eine Luftströmung, die durch den Temperaturunterschied zwischen Land und Meer entsteht.” Dabei erwartete Laperche, dass sein Team die Führung im Transat Café L’Or über den Tag auf Kurs Kapverden weiter ausbauen kann, die “SVR Lazartigue” am Freitagmorgen passieren sollte.

Während bei den Ocean Fifties inzwischen “Edenred” mit Emmanuel Le Roch und Basile Bourgnon die Führung vor Pierre Quiroga und Gaston Morvan auf “Wewise übernommen hat, haben sich bei den Imocas Francesca Clapcich und Will Harris dichter an die alten und wieder neuen Spitzenreiter Sam Goodchild und Lois Berrehar auf “Macif Santé Prévoyance” herangearbeitet. “11th Hour Racing” trennte am Donnerstagmorgen im Transat Café L’Or nur noch 14 Seemeilen von der Vendée-Globe-Siegerin. Damit zeigt Boris Herrmanns Ex-”Malizia – Seaexplorer” weiterhin ein starkes Transat-Speedvermögen.

Nach schönen Segelbedingungen am Vortag, geht es bei den Imocas etwas komplizierter zu. Im Positionspoker war es Sam Goodchild und Lois Berrehar gelungen, mit einer Entscheidung gegen den Trand wieder vorzustoßen. “Wir haben uns gestern entschieden, im Westen zu bleiben. Mit Loïs sind wir der letzten Halse von ‘Allagrande Mapei’ und ‘Charal’ nicht gefolgt und befanden uns dann in einer günstigeren Position, als der Wind nachließ”, erklärte Sam Goodchild. Die Führung ist das perfekte Geburtstagsgeschenk für Boris Herrmanns Mitstreiter aus dem Ocean Race Europe, der an diesem 30. Oktober seinen 32. Geburtstag feiert.

Glückwunsch an Loïs und allen zu der großartigen Leistung!” Boris Herrmann

An diesem 30. Oktober hat die Klasse der großen Einrumpfboote im Transat Café L’Or auf dem Atlantik die stärksten Wetterkontraste erlebt . Die führenden fünf Imocas – von “Macif Santé Prévoyance” über “11th Hour Racing” bis “TeamWork – Team Snef” bereiten sich darauf vor, heute den Rücken des Tiefs zu umrunden. Die zweite Gruppe segelt mit raumem Wind im südwestlichen Teil des Tiefs. Die Nachzügler – von “Fortinet – Best Western” bis “Coup de Pouce” – werden gegen zunehmend stärkere Winde ankämpfen müssen und sich in Richtung Gibraltar fallen lassen.

Fast alle Class40ies in La Coruña, Beucke verletzt

34 Class40ies hatten zuletzt den Hafen von La Coruña erreicht. Acht weitere waren zuletzt noch auf dem Weg dahin, wo sich die Flotte der kleinen Einrumpfboote im Transat Café L’Or versammelt, um stürmischem Wetter aus dem Weg zu gehen und das Rennen dann mit einer zweiten Etappe neu zu starten. Die Zeiten werden in der Endabrechnung addiert. Die ungewöhnliche Schutzmaßnahme eines Zwischenstopps hatte die Rennleitung vor Transat-Start mit der Klasse abgestimmt und angesagt.

Die erste Etappe hatten Corentin Douguet und Axel Tréhin auf “SNSM Faites un don” mit nur etwas mehr als 20 Minuten Vorsprung vor Guillaume Piruelle und Cédric Chateau auf “Seafrigo – Sogestran” gewonnen. Als unter den Umständen sehr starkes 21. Boot war “Alderan” mit Sasha Lanièce und Sanni Beucke in den “Etappenhafen” gekommen. Sanni Beucke hatte sich am 27. Oktober an Bord beim Stacken der Segel verletzt. Sie war ausgerutscht und trug eine Verletzung im linken Knie davon.

“Ich habe eine Art “Pop” gehört wie vor Jahren, als ich vor Jahren mein Schienbein gebrochen habe. Die Olympia-Zweite von 2021 konnte zwar danach noch stehen, aber ihr Knie nicht mehr beugen. Vor Bord hatte sie während des Rennens berichtet: “Sasha” macht hier einen epischen Job, segelt das Boot solo und bringt es auf starke Geschwindigkeit.” Die Veranstalter haben für Sanni Beucke für den heutigen Tag einen MRT-Termin organisiert. “Ich möchte sichergehen, dass sich da nichts verschlimmert”, sagte Sanni Beucke.

Class40-Neustart am Samstag?

Für die noch segelnden Class40-Crews dürften die letzten Seemeilen nach La Coruña unangenehm werden. Mit der Spitze des Windanstiegs wird gegen 18 Uhr an diesem Donnerstag gerechnet. „Sie werden Böen von bis zu 45 Knoten haben, aber der Wind kommt aus Südwesten und der Kurs entlang der Küste wird befahrbar bleiben“, prognostiziert Pierre Yves Guilherm, Wetterexperte für das Transat Café L’Or. Ein Wetterfenster für den Neustart der Class40ies könnte sich bereits am Samstag auftun.

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