Tatjana Pokorny
· 25.06.2022
Der WM-Finaltag bot in 22 Knoten Wind vor Cascais packenden Segelsport. Für die "Platoon"-Crew waren die neuen Champions in dieser Woche ein Quantum zu stark
Cascais bleibt ein Erfolgsrevier für das Quantum Racing Team. Die unter US-amerikanischer Flagge segelnde Crew von Doug DeVos ersegelte an diesem Wochenende vor der portugiesischen Küste mit ihrem dritten Regattasieg in Folge in der 52 Super Series die Krone bei der Rolex-TP52-Weltmeisterschaft. Für das Meister-Team ist es der vierte Titelgewinn in der zehnjährigen Geschichte der 52 Super Series und bereits der zweite in Cascais. Für Taktiker Terry Hutchinson und die gesamte Mannschaft birgt der jüngste WM-Triumph aber noch eine emotionale Besonderheit, denn es ist der erste, den sie mit ihrem Eigner Doug DeVos am Steuer gewinnen.
Nach vier Tagen präzisen Positionierungspokers auf dem für Cascais über weite Strecken ungewöhnlich leichtwindigen Revier kamen die WM-Teilnehmer erst am Finaltag in den Genuss der typischen Nordwest-Passatwinde. Die brachten mit 20 bis 22 Knoten Wind pünktlich zum Showdown knackiges Segelvergnügen ins Spiel. Da baute sich die Brandung auf, die nicht nur der Flotte der neun WM-Boote, sondern auch den Zuschauern bei der Live-Übertragung eine attraktive Kulisse und spannenden Sport bot. Das Team Quantum Racing setzte in diesen Bedingungen die finalen Ausrufezeichen hinter seine WM-Woche.
Quantum-Taktiker Terry Hutchinson sagte: "Es ging die ganze Serie über sehr knapp zu. Man nimmt das Gute mit dem Schlechten. Es ist eine Ironie des Schicksals, dass wir die letzten vier Tage sehr gut und heute nicht so gut gestartet sind. Wir waren ein bisschen konservativ. Es ist schwer hier, denn wir haben alle das Richtige im Kopf, aber der Weg dorthin ist das Schwierige. Da gebe ich 'Alegre' und 'Platoon' gute Noten. Wir haben auch unseren letzten WM-Titel hier in Cascais gewonnen. Das ist also schon etwas Besonderes für uns. Das Tolle an dieser Meisterschaft ist, dass wir sie mit Doug auf dem Boot gewonnen haben – das mit ihm teilen zu können, ist großartig."
Das forisierte Quantum Racing Team war mit einem Drei-Punkte-Vorsprung vor Harm Müller-Spreers "Platoon"-Crew in den Finaltag gegangen. Doch obwohl dem deutschen Team mit der Flagge vom Norddeutschen Regatta Verein am Heck in beiden Rennen bessere Starts gelangen, ersegelten die Amerikaner in beiden Durchgängen die besseren Ergebnisse. Sie gewannen die Serie von insgesamt zehn Rennen mit nur einem Tagessieg, aber imposanter Konstanz und wenig Aussetzern. In der seit Jahren immer umkämpfteren führenden Einrumpfklasse des internationalen Segelsports kommt es aufgrund der hohen Qualität der Teams zunehmend oft vor, dass auch Favoriten schnell einmal hinten landen. Die "Platoon"-Crew fing sich ihre schwächste Platzierung bei dieser WM-Serie mit Rang sieben ausgerechnet im letzten Rennen ein.
"Platoon"-Eigner und Steuermann Harm Müller-Spreer sagte: "Wir hatten eigentlich eine ganz gute Woche, waren ein bisschen unkonstant, sind aber eigentlich gut gefahren. Wir hatten aber einfach zu große Aussetzer. Man muss einfach sagen, dass Quantum diese Woche deutlich besser war. Das muss man akzeptieren. Es ging immer nur um ganz, ganz wenige Details. Heute auf der ersten Kreuz fehlten, glaube ich, fünf Meter zum Crossen. Da wären wir deutlich Erster gewesen, aber es hat einfach um fünf Meter nicht gepasst. Und das ist bei einer so langen Regatta ganz wenig. Aber so ist es eben."
Auch "Platoon"-Trimmer Ross Halcrow zollte den neuen Champions, die die Nachfolge von "Sled" antreten, viel Anerkennung: "Das Quantum-Team hat den Sieg verdient, sie haben eine wirklich gute Regatta gesegelt. Sie waren jeden Tag und über alle Tage solide. Wir hätten besser segeln können. Es war heute sehr knapp, wir kamen beide Male gut von der Startlinie weg. Es war eine gute Woche mit wirklich gemischten Bedingungen!"
Das "Phoenix"-Team musste sich im Kampf um Platz drei der britischen "Alegre" mit einem Punkt Rückstand geschlagen geben. Auch die Mannschaft von Tina und Hasso Plattner mit Skipper Toni Norris hatte im WM-Verlauf einen Rennsieg verbuchen können, war aber einmal auch erst als achtes Boot ins Ziel gekommen.
Bemerkenswert auch dies: Quantum Racing hat seine Titel der Rolex-TP52-Weltmeisterschaft immer in geraden Jahren gewonnen: 2014, 2016, 2018 und nun 2022. Die für 2020 geplante Weltmeisterschaft in Südafrika hatte in den Hochzeiten der Corona-Pandemie abgesagt werden müssen. Die anderen WM-Gewinner waren "Platoon" in den Jahren 2017 und 2019, "Azzurra" 2015 in Cascais, "Ràn" 2013 in Miami und "Sled" 2021. Hier geht es zu den Ergebnissen der Rolex-TP52-Weltmeisterschaft und den Saisonständen der 52 Super Series (bitte anklicken!).