Fabian Boerger
· 19.09.2025
Heute ab 10 Uhr wird es wieder eng im schmalen Fahrwasser vor Svendborg. Denn dort startet das alljährlich stattfindende Silverrudder-Rennen. Dabei segeln die Teilnehmer nonstop rund 134 Seemeilen um Fünen, die drittgrößte Insel Dänemarks. Dieses unorthodoxe Rennen hat längst Kultstatus erlangt und zählt zweifellos zu den bedeutendsten Einhand-Segel-Events in Europa.
Die Kombination aus sportlicher Herausforderung, dem besonderen Format als Nonstop-Rennen und der familiären Atmosphäre macht die Veranstaltung für viele Segler zu einem jährlichen Highlight. Kein Wunder also, dass auch in diesem Jahr die begehrten Startplätze schon kurz nach Anmeldestart vergeben waren. Ganze 62 Minuten dauerte es und das Rennen war ausverkauft, wie die Veranstalter mitteilen. Seit Mittwoch ist es dann soweit und der Hafen füllt sich. Laut Veranstalter waren es am Donnerstagmittag über 300 Boote, die in großen Päckchen das Hafenbecken ausfüllten.
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Die Bedingungen für die kommenden Tage sind vielversprechend. Nach einer stürmischen Woche nimmt der Wind auf etwa 15 Knoten ab und weht weiterhin aus westlicher Richtung. In der Nacht schwächt er sich weiter ab und dreht auf Süd. Am Samstag bleibt er eher sanft, bei etwa 10 Knoten, bevor am Sonntag ein neues Tiefdruckgebiet heranzieht, das voraussichtlich Böen von bis zu 35 Knoten mit sich bringt. Allerdings sollte dann kaum einer mehr unterwegs sein. Deadline ist Sonntag 12 Uhr.
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass das Rennen nicht nur die seglerischen Fähigkeiten der Teilnehmenden aus 15 Nationen prüft, sondern auch durch die Vielfalt der Boote beeindruckt. Dieses Jahr sind etwa 450 Boote in sieben Gruppen gemeldet, von kleinen Mehrrumpfbooten bis zu besonders großen Kielyachten.
Die Bandbreite reicht von klassischen Yachten bis hin zu hochmodernen Rennmaschinen. Es sind auch einige außergewöhnliche Boote dabei. Eine Auswahl stellen wir nachfolgend vor:
Ein besonders außergewöhnliches Boot ist sicherlich die "Ilvy" von Paul Schnabel. Nicht nur auf der Kieler Förde, sondern bald auch im Svendborgsund wird das auffällig gelbe Dschunkenrigg alle Blicke auf sich ziehen. Das Segel der alten Maxi 77 wird durch robuste Latten aus Aluminiumrohr versteift. Einen Baum oder ein Vorsegel sucht man bei diesem Boot vergeblich. Laut den Veranstaltern ist die "Ilvy" das erste Boot mit Dschunkenrigg, das in der Geschichte des Rennens teilgenommen hat.
Für Paul Schnabel liegt der Fokus auf der Herausforderung, nicht auf der Platzierung. „Bei dieser Einhand-Regatta freue ich mich besonders auf die einfache Handhabung und das entspannte Segeln, dass das moderne Dschunkenrigg bietet“, erklärt er im Gespräch mit der YACHT. Schnabel plant, die Insel in etwa 30 bis 40 Stunden zu umrunden – ohne Pause und ohne Schlaf. „Ich glaube, das wird ganz schön anstrengend, aber auch geil“, sagt er in einem Post auf der Plattform Instagram.
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Mehr dazu: „Ilvy“: Umgebaute Maxi 77 mit Dschunkenrigg
Um beim Silverrudder in der großen Klasse siegen zu können, hat Wolfram Heibeck seine „Black Maggy“ im Jahr 2018 einem radikalen Umbau unterzogen: Er zersägte das Boot und verpasste ihm ein neues Vorschiff. Die ursprüngliche Version hatte bereits die mittlere Klasse der berühmten Einhandregatta in Dänemark beeindruckend gewonnen, doch für den Triumph in der großen Klasse fehlte es an Länge. Deshalb griff der Bootsbaumeister aus Hooksiel zur Säge und trennte sein Boot in der Mitte. Der Umbau führte 2021 schließlich zum ersten Klassensieg. Auch in den letzten Jahren stand Heibeck mehrfach an der Startlinie.
Auch für Skipper Peter Kohlhoff ist es nicht das erste Mal, dass er mit seiner rund zwölf Meter langen „Gloria“ im Svendborg und an den Start geht. Bereits 2024 war dieses Retro-One-Off-Design Teil des Rennens. Die von Horst Stichnoth entworfene und von der Wegmann-Werft gebaute Yacht beeindruckt mit klassischen Linien und zugleich sportlich modernen Segeleigenschaften. Besonders auf raumen Kursen, unterstützt durch den großen Gennaker, zeigt das Boot, das hauptsächlich fürs Fahrtensegeln genutzt wird, seine Stärken.
Das ganze Bootsporträt zur “Gloria”: Retro-One-Off mischt klassischen Holzbau mit Hightech