Ein halbes Dutzend Starboot-Weltmeister haben Max Kohlhoff und Ole Burzinski bei ihrem goldenen Lauf vor Scarlino hinter sich gelassen. Darunter den zweimaligen Champion Diego Negri, der 2021 mit dem Berliner Frithjof Kleen WM-Gold vor Kiel gewonnen hatte und nach der erfolgreichen Verteidigung 2022 jetzt so gern seinen dritten Titel in Folge geholt hätte. Dieses Mal aber musste der Italiener im heimatlichen Revier vor Scarlino an der Seite von Alessandro Sodano mit Bronze zufrieden sein. Silber holte der Schweizer Piet Eckart mit Frederico Melo.
Gold feierten überschwänglich der Kieler Max Kohlhoff und der Flensburger Ole Burzinski. Sie durften den berühmten Starboot-Pokal in den Himmel stemmen, den vor ihnen Segel-Giganten Dennis Conner, Paul Cayard, Torben Grael, Robert Scheidt und viele mehr gewinnen konnten. Auch deutsche Segler hielten die Legenden-Trophäe zuvor schon in ihren Händen: Walter “Pimm” von Hütschler mit Hans-Joachim Weise (1938) und mit Egon Beyn (1939), Willy Kuhweide und Karsten Meyer (1972), Alexander Hagen mit Vincent Hoesch (1981) und mit Marcelo Ferreira (1997), Robert Stanjek und Frithjof Kleen (2014) und 2021 noch einmal Frithjof Kleen als Vorschoter von Diego Negri.
Ich glaube, wir haben weniger Fehler gemacht als die anderen” (Max Kohlhoff)
Auch wenn der Star seinen letzten olympischen Auftritt 2012 hatte, so ist das Leistungsniveau hoch geblieben. 95 gegnerische Teams ließ das junge deutsche Duo bei dieser jüngsten WM-Edition der 101-jährigen Geschichte von Starboot-Weltmeisterschaften hinter sich. Darunter Könner wie den ehemaligen America’s-Cup-Taktiker Enrico Chieffi mit Nando Colaninno, den amerikanischen Weltmeister Eric Doyle mit Payson Infelise oder auch den olympischen Laser-Silbermedaillengewinner Tonci Stipanovic mit Tudor Bilic.
Wie der Coup gelungen ist? Max Kohlhoff sagt: “Wir sind eine saubere Regatta ohne große Zwischenfälle gesegelt. Wir wussten, dass unser Speed und unsere Performance gut sind. Da kamen uns die langen Kurse mit Zwei-Seemeilen-Abschnitten entgegen. Da ist eine gute Bootsgeschwindigkeit ein echter Vorteil. Und ich glaube, wir haben weniger Fehler gemacht als die anderen.”
Ein wenig fehlten dem 30-jährigen ehemaligen Finnsegler aus Kiel im Gespräch mit YACHT online am Sonntagabend noch die Worte. “Ich kann die Tragweite noch gar nicht einschätzen”, sagte Max Kohlhoff, “die Reaktionen kommen in den letzten Stunden von überall her. Meine Mail-Box quillt über.”
Es ist das positive Echo auf eine mit den Rängen 1, 14, 2, 8, 1 und 5 souverän bestrittene WM-Woche, die den Teilnehmern im Revier des Yacht Club Isole di Toscana Allround-Qualitäten abverlangte. “Wir hatten es mit ablandiger Seebrise, einem Champagner-Tag und auch zwei Tage mit ablandigem Nordwind zu tun”, beschreibt Kohlhoff die Bandbreite der Bedingungen. Bei 17 Punkten auf dem finalen WM-Konto hatte das deutsche Duo in der Endabrechnung acht Punkte Vorsprung vor Eckart/Melo.
Man muss viel Wissen mitbringen und hart arbeiten” (Max Kohlhoff)
Vier Jahre ist es her, dass der Flensburger Arnd Glunde Max Kohlhoff bei der Internationalen Deutschen Meisterschaft der Finn-Klasse beim Flensburger Segel-Club angesprochen hatte, ob er nicht Lust hätte, ins Starboot einzusteigen. Max Kohlhoff, der für den Kieler Yacht-Club und den Norddeutschen Regatta Verein startet, hatte Lust. Fortan segelte er mit Glundes ehemaligem Vorschoter Ole Burzinski (29) vom Flensburger Yacht-Club. Zusammen knieten sie sich rein in die technische und sportliche Arbeit mit dem anspruchsvollen Kielboot, das so viele olympische Stars hervorbrachte.
“Man muss viel Wissen mitbringen und hart arbeiten”, beschreibt Max Kohlhoff die Herausforderung für sein Team seit 2020. Arnd Glunde und auch der Heinz Nixdorf Verein zur Förderung des Segelsports haben das Duo unterstützt. Bislang hatten die neuen Weltmeister nicht geplant, bei der WM vor San Diego im kommenden Jahr aufzukreuzen. Sie wüssten gar nicht, wie sie das Übersee-Event finanziell stemmen sollten. Nun hoffen sie, dass sie mit dem Goldstern im Segel, den die Klassenvereinigung nur ihren Olympiasiegern und Weltmeistern gewährt, vielleicht doch Partner und einen Weg finden.
“Als Titelverteidiger müsste man schon aufkreuzen”, sinniert Max Kohlhoff. Seine Crew und ihr Starboot wären bereit. Es heißt “Playmate”. Die Wahl des Namens hat einen humorvollen Hintergrund. Der letzte Finn von Max Kohlhoff hieß “Workmate”. “Das olympische Segeln war mein Job, meine Arbeit, daher der Name. Und da ich das Starbootsegeln jetzt neben meiner eigentlichen Arbeit (Red.: Max Kohlhoff ist Projektmanager beim gleichnamigen Familienunternehmen und Yachtausrüster) zum Spaß mache, heißt das Starboot jetzt ‘Playmate’.”