Tatjana Pokorny
· 29.12.2021
Der Kampf um den Sieg nach gesegelter Zeit hatte im 76. Sydney Hobart Race spannend begonnen. Am Ende setzte sich Peter Harburgs Reichel/Pugh 100 souverän durch
Zwei Tage, 12 Stunden, 37 Minuten und 17 Sekunden benötigten Skipper Mark Bradford und die siegreiche Crew auf der Reichel/Pugh 100, um sich die „Line Honors“ der 76. Edition des Rolex Sydney Hobart Race zu sichern. Für Eigner Peter Harburg war es nach vielen guten Platzierungen in den vergangenen Jahren der ersehnte erste Sieg. Nach Platz zwei 2018, Platz drei 2017 und Platz fünf vor zwei Jahren, als sein Boot lange führte, aber zuletzt noch von vier Konkurrenten überholt wurde, durfte Harburg in diesem Jahr endlich jubeln. Anrührend sagte der stolze Eigner, dass sein Skipper und er „jederzeit in Tränen ausbrechen werden“. Und weiter ganz bescheiden: „Das ist der Grand Prix des Yachtsports in Australien. Und ich bin zum ersten Mal Teil eines Sieger-Teams.“ Zwar hatte Harburg das Rennen selbst nicht mitgesegelt, es aber an Land via Live-Tracker intensiv verfolgt. „Wir haben mit einer 66-Fuß-Black Jack angefangen und uns zu dieser hochgearbeitet. Jetzt haben wir jedes Rennen an der Ostküste Australiens gewonnen. Und wir haben jede andere Yacht vor Australiens Küste zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Rennen geschlagen.“
Die Frage darauf, was den Ausschlag für „Black Jacks“ Sieg im Dreikampf mit den anderen beiden 100-Fuß-Yachten „LawConnect“ und „Scallywag“ gegeben habe, beantwortete Harburgs Skipper Mark Bradford in zwei Worten: „das Team.“ Und das explodierte vor Freude, als die Zielkanone die Gewinner vor Hobarts Constitution Dock donnernd begrüßte. Für die Yacht „Black Jack“ selbst waren es nicht die ersten „Line Honors“ – das Boot hatte den Langstrecken-Klassiker 2009 unter seinem damaligen Namen „Alfa Romeo“ schon einmal gewonnen. In den leichteren Winden gegen Ende des Rennens konnte es sich nun als „Black Jack“ erneut durchsetzen. Nach dem eher stürmischen Auftakt erreichte das Boot auch in zwei Knoten Wind auf dem Schlussabschnitt über elf Seemeilen den Derwant River hinauf noch sechs Knoten Speed.
Gut zweieinhalb Stunden nach „Black Jack“ kreuzte Christian Becks „LawConnect“ als zweite Yacht die Ziellinie. Beck erzählte freimütig, wie hart die erste Nacht in 25 bis 30 Knoten Wind gewesen war. „Das hat mich zwar nicht vom Regattasegeln oder von diesem Rennen abgebracht, nun, da ich zurück an Land bin“, sagte Beck lächelnd, „aber ich möchte diesen ersten Tag und diese erste Nacht ernsthaft nicht noch einmal erleben.“ Nicht nur bei Beck an Bord war die Seekrankheit bei dieser Auflage des Rolex Sydney Hobart Race eine unwillkommene Begleiterin. Seinem Bezwinger Peter Harburg gratulierte Beck sehr fair. „Wenn wir denn schon geschlagen werden mussten, dann freue ich mich für Peter Harburg. Er hatte schon einiges Pech in diesem Rennen. Ich freue mich für ihn und seine Crew.“
Weniger glücklich beendeten David Witt und seine „Scallywag“-Crew die 628-Seemeilen-Langstrecke nach 2 Tagen, 15 Stunden, 30 Minuten und 52 Sekunden auf Platz drei. Technische Probleme hatten die Mannschaft schon früh um die anfängliche Führung gebracht. „Es ist dem Team zu verdanken, dass wir es hierher geschafft haben. Aber andererseits ist es wirklich enttäuschend. Wir versuchen schon so lange, dieses Rennen zu gewinnen.“ Witt machte auch die Covid-Pandemie für die geplatzte Siegchance mitverantwortlich, weil sein Team das Boot in Australien habe lassen müssen statt es in seinem Heimatrevier vor Hongkong intensiver vorbereiten zu können. Die Crew jedoch habe einen starken Job gemacht. Das Boot sei schnell genug gewesen. „Wir konnten es nur einfach nicht zusammenhalten“, so Witt, der wie Christian Beck schon bei der Zielankunft in Hobart über das Comeback bei der nächsten Auflage sprach.
In der Nacht auf Mittwoch wurden vor Hobart auf Tasmanien die nächsten Boote im Ziel erwartet. 52 Boote waren am späten Dienstagabend noch im Rennen. Im Kampf um den begehrten Hauptpreis, den Tattersall Cup für die IRC-Sieger nach berechneter Zeit, lag bei gut 150 Seemeilen bis ins Ziel die Caprice 40 "Chuzpah" von Bruce Taylor in Führung. Hier geht es zu den Zwischenständen in allen Wertungskategorien (bitte anklicken!).