Speed-RekordDer Wahnsinn geht weiter: 65,45 Knoten

Dieter Loibner

 · 25.11.2012

Speed-Rekord: Der Wahnsinn geht weiter: 65,45 KnotenFoto: Vestas
Der letzte Run
Ohne Worte. Und auch das wäre zu viel gesagt. Denn am Samstag pulverisierte Paul Larsen mit "Sailrocket 2" den eigenen 500-Meter-Rekord
  So sieht es aus, wenn man mit 120 Sachen segeltFoto: Vestas So sieht es aus, wenn man mit 120 Sachen segelt

Wer jetzt der schnellste Segler auf dem Wasser sein will, muss ordentlich Gas geben und vielleicht einen komplett neuen Denkansatz bei Design und Konstruktion des Fahrzeugs entwickeln. Denn Larsen gab seiner "Vestas Sailrocket 2" nach den Rekorden der Vorwoche nochmal ordentlich die Sporen und legte mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 65,45 Knoten (121,2 km/h) über die 500-Meter-Messstrecke einen Wert vor, den man bisher bestenfalls in der Theorie für möglich gehalten hat. Die Ratifizierung durch das World Sailing Speed Record Council steht noch aus. Doch das dürfte nur Formsache sein. Auf jeden Fall liegt Larsons neuer Schnitt mehr als sechs Knoten über seinem letzten Rekord von 59,38 Knoten und fast zehn Knoten über dem alten Rekord des Kiteboarders Rob Douglas, der diese Woche in Südfrankreich auf einem speziell angelegten Kanal zurückschlagen möchte.

Aber erst mal ist Larsen der Held. Und so ließ er die Sache am Samstag angehen: „Es ist 10:17 und der Wind steht schon durch ... Das ist der erste Tag mit richtig fetter Brise in mehr als sechs Wochen. Heute konzentrieren wir uns ausschließlich auf den absoluten Rekord über 60 Knoten”, erzählte er auf seinem Blog. Er äußerte sich vorsichtig optimistisch, weil das Projekt in der letzten Woche endlich die Rekorde einfuhr, die man seit elf Jahren immer wieder versprochen hatte.

  Larsen: Pilot und Kameramann in PersonalunionFoto: Vestas Larsen: Pilot und Kameramann in Personalunion

Bis jetzt wurde Starkwind benötigt, so Larsen, um die Möglichkeiten des Fahrzeugs auszuloten und es weiterzuentwickeln. Doch das sei nun vorbei. Jetzt sei man es gewohnt, 2,4 bis 2,5 Mal schneller als der Wind zu segeln. Der Samstag versprach dann auch gute 30 Knoten Wind, was an sich kein Problem darstellte, doch Larsen räumte ein, dass man die Kurve des wachsenden Reibungswiderstands bei solchen Bedingungen kaum einschätzen könne. Wächst sie stetig, oder fährt man sprichwörtlich gegen eine Wand? „Auf dem Papier soll die Kavitation (ein stark bremsender Effekt an den Tragflügeln, d. Red.) bei 65 Knoten beginnen.” Aber Papier, deutete Larsen an, sei geduldig.

  Nur Fliegen ist schönerFoto: Vestas Nur Fliegen ist schöner

Das Boot entwickle gigantische Kräfte, und bei 7 Beaufort und knalldichtem Wingsegel werde es bei 65 bis 70 Knoten scheinbarem Wind (das entspricht in etwa Windstärke 12) zwischen dem Flügel und der Tragfläche zu einem höllischen Kampf kommen. Um dieses Tauziehen zwischen Auftrieb und Reibungswiderstand so gut wie möglich zu moderieren, wurde der Anstellwinkel der Hauptragfläche um 0,25 Grad reduziert. Dazu wurde die Flosse justiert, die die „Flughöhe" des leewärtigen Stützschwimmers bestimmt, in der Hoffnung, das Steuerverhalten zu verbessern. Und es wurden zusätzliche aerodynamische Verkleidungen am Querbeam angebracht. Damit war "Sailrocket 2" gerüstet.

  Die vom GPS ausgespuckten Rekord-Zahlen schrieb Larson spiegelverkehrt in den Sand. Die Crew hat's dennoch durchschautFoto: Vestas Die vom GPS ausgespuckten Rekord-Zahlen schrieb Larson spiegelverkehrt in den Sand. Die Crew hat's dennoch durchschaut

Der Eintrag endete mit den Worten: „Ja, ich bin nervös. Es ist ein großer Tag.”

Larsen sollte recht behalten.

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