Es war keinesfalls klar, wie gut sich der brandneue Sechser von Dieter Schön bei dieser Weltmeisterschaft der Konstruktionsklasse im New Yorker Revier würde behaupten können. Gerade erst Anfang Juli auf der Kieler Yacht Knierim Yachtbau fertiggestellt, hatte die Crew den neuen Judel/Vrolijk-Entwurf zunächst noch einem Blitztest auf der Förde unterzogen, bevor die logistische Aufgabe des schnellen Transaports über den großen Teich zu lösen war.
Im Revier des gastgebenden Seawanhaka Corinthian Yacht Club (SCYC) standen immerhin weitere zehn Tage Training in der Oyster Bay auf dem Programm, bevor der erste WM-Startschuss fiel. Es waren große Namen wie “Mister America’s Cup” Dennis Conner im Spiel. Auf der amerikanischen “Jane Ann” agierte Designer Jason Ker als Taktiker, Matchrace-As Staffan Lindberg aus Finnland steuerte.
Die Schweizer “Duclop” führte mit Eric Monnin ein weiterer Weltklasse-Matchracer, dessen Crew sich aber nach sieben WM-Läufen im Kampf um WM-Silber bei nur einem Punkt Rückstand knapp der ebenfalls unter Schweizer Flagge segelnden “Eau Vive” von Rainer Müller und Jamie Hilton geschlagen geben musste. Nicht zu schlagen waren Steuermann Dieter Schön, Taktiker und Vorschiffsmann Markus Wieser, Großsegeltrimmer Álvaro Marinho, Trimmer Matti Paschen und Pitmann Eberhard Magg auf “Momo II”.
Unterstützt von Boat Captain Jan Klingmüller, Rigger Frederico Benini und Coach Frithjof Kleen, segelte die Crew so souverän zum WM-Titel, dass sie das siebte und letzte Rennen der Serie am Freitagabend deutscher Zeit nicht mehr bestreiten mussten. Mit dem Sechser-Titel gewann Markus Wieser zwei Wochen nach dem Triumph mit “Galateia” bei der Maxi-Weltmeisterschaft vor Porto Cervo sein zweites WM-Gold binnen eines Monats.
Dem stand Frithjof Kleen nicht nach, der vor weniger als zwei Wochen mit Segellegende Paul Cayard die Starboot-Weltmeisterschaft in Split gewonnen hatte. Nun war er als Trainer Teil des Teams, das Sechser-Gold in New York abgeräumt hat. Die Bedingen waren dabei abwechslungsreich. Herrschten im Training noch harter Ostwind und Welle, ging es in der WM-Woche eher leichter zu, bis am Donnerstag eine Front die nächste jagte.
Gewonnen hat das Schön-Team seinen zweiten Sechser-WM-Titel nach 2022. Das gelang, so Frithjof Kleen, “mit herausragendem Bootsspeed, gutem Bootshandling und souveränem taktisch-strategischem Segeln”. Genossen habe die gesamte Crew das “richtig klassische Segeln, das den Sport früher ausgemacht hat”, sagte Frithjof Kleen in New York, während Markus Wieser schon wieder auf dem Sprung nach Saint-Tropez war, wo er erneut auf “Galateia” gefordert ist.
Die Klassiker-Wertung der 6mR-Klasse, die 1908 ihre Olympia-Premiere in London feierte, bis 1952 olympisch blieb, aber unter den fünf Ringen nie einen deutschen Medaillengewinner erlebte, gewann einmal mehr die spanische “Bribon” mit Pedro Campos vor den Landsleuten um Mauricio Sanchez-Bella auf “Titia” und Gred Stuarts US-Sechser “Sprig”.
Fürs kommende Jahr hat die Schön-Crew schon das nächste große Sechser-Ziel im Visier, denn dann findet die Europameisterschaft auf dem Genfersee statt, wo gerade der erste SailGP in der Geschichte der Segel-Formel-1 statgefunden hat. Darauf freut sich die Mannschaft, denn in der 6mR-Klasse kommen traditionell viele gute Teams und Boote aus der Schweiz.