SailGPTeam Germany zahlt Lehrgeld – Strafpunkte nach Kollision

Tatjana Pokorny

 · 24.07.2023

Steiler Weg für das Germany SailGP Team beim Einstieg in die Weltliga des Profisegelsports
Foto: Simon Bruty for SailGP
Das Germany SailGP Team zahlt teures Lehrgeld beim Einstieg in den SailGP. Vor Los Angeles kamen Steuermann Erik Heil und seine Crew beim zweiten Einsatz in der Weltliga nicht über den zehnten Rang hinaus. Dazu kassierte der deutsche F50-Katamaran aufgrund einer Kollision mit den Schweizern vier Strafpunkte für die Saisonwertung

Olympisch war Erik Heil mit zwei Bronzemedaillen an der Seite von Thomas Plößel über ein Jahrzehnt die Nummer eins in Deutschland, zählte als Vize-Weltmeister zu den international führenden Könnern seines Fachs. Beim Neueinstieg in die Profiliga SailGP aber muss sich der 33-jährige Steuermann vom Norddeutschen Regatta Verein mit seinem Germany SailGP Team zunächst hinten anstellen. Den zweiten Einsatz vor Los Angeles beendete das deutsche Team im Kräftemessen mit der SailGP-Elite auf dem zehnten und letzten Platz.

Ich verstehe die Psychologie des Feldes beim Start noch nicht so, wie es sein sollte” (Erik Heil)

Dazu kassierten Heil und Co. aufgrund einer leichten Kollision mit dem Schweizer Team in vierten von fünf Rennen bis zum Finale gleich vier schmerzhafte Strafpunkte für die Saisonwertung – ”ein Wermutstropfen”, wie Erik Heil befand. Kollisionen werden im SailGP bewusst hart bestraft, um sie aufgrund des hohen Gefahrenpotenzials möglichst ganz zu vermeiden.

SailGP: Gelingt der Start, geht es aufwärts

Offen räumte Skiff-Könner Erik Heil nach dem zweiten SailGP-Einsatz seiner Mannschaft noch bestehende Schwächen ein: „Die Starts sind kritisch. Wichtig ist, dass man da nicht von den anderen ausgeschlossen wird. Das ist uns einige Male passiert. Ich verstehe die Psychologie des Feldes beim Start noch nicht so, wie es sein sollte. Wir haben auch in diesem Bereich viel aufzuholen.“

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Es wird dauern, bis wir die Lücken geschlossen haben, auch wenn wir sehr hart daran arbeiten” (Erik Heil)

Mit Rang fünf im letzten Rennen gelang dem deutschen Team aber auch ein Erfolg in schwierigen Fast-Foiling-Bedingungen, die Erik Heil für sein neues Team im Wachsen als „die Hölle“ beschrieb. Der Mediziner sagte: “Da haben wir den Start auf die Kette bekommen. Das macht das Leben deutlich leichter.” Insgesamt sei es für seine Mannschaft ein lehrreiches Wochenende gewesen, so Heil, der sich weiter keine Illusionen über die steile Lernkurve macht, die das Germany SailGP Team zu absolvieren hat: “Wir haben viel gelernt, unendlich viele Themen weiterentwickelt und maximal viele Punkte abgearbeitet.”

Spanischer Minimalismus führt zum Sieg vor Los Angeles

Heil wusste von Beginn an, dass der Weg nach oben im SailGP kein leichter werden würde. Andere Teams im SailGP haben der Mannschaft unter deutscher Flagge Jahre an Erfahrung im Handling der rasanten F50-Katamarane voraus. “Wir sind sehr ambitioniert, kommen aus olympischen Klassen, wo wir erfolgreich waren. Aber es fehlt bei der komplexen SailGP-Herausforderung noch an allen Ecken und Kanten. Es wird dauern, bis wir die Lücken geschlossen haben, auch wenn wir sehr hart daran arbeiten.”

Dazu soll auch die Zusammenarbeit mit dem Flensburger Trainer Lennart Briesenick-Pudenz beitragen. “Lennart hat eine neue Technologie ausprobiert, kann uns jetzt von Land aus coachen. Dafür hat er alle Kameras, Daten und Plattformen zur Verfügung. Das ist etwas ganz Neues und hat auch ganz gut funktioniert. Da wird sich der SailGP langfristig hinbewegen.”

Comeback auf dem Wasser: Sebastian Vettel zurück am Steuer

Den Sieg sicherte sich im amerikanischen Hollywood-Revier Spanien vor Dänemark und Australien. Erstmals konnten sich Erik Heils langjähriger olympischer Trainingspartner und Weggefährte Diego Botín und seine Iberer durchsetzen. Das gelang im Finale gegen das stark segelnde Team Rockwoll Denmark mit Steuermann Nicolai Sehested und die dreimaligen australischen SailGP-Sieger um Überflieger Tom Slingsby vor allem mit Konzentration aufs Wesentliche: Die Spanier wählten im Finale die kürzesten Wege bei den wenigsten Manövern.

Bei den Wenden habe ich mir manchmal einen Sicherheitsgurt gewünscht” (Sebastian Vettel)

Live miterlebt hat Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel den Oracle Los Angeles SailGP in den USA. Bei der Generalprobe am 21. Juli nach intensivem Sicherheitstraining erstmals selbst an Bord und auch am Steuer, sagte der Co-Inhaber des deutschen Rennstalls: „Die g-Kräfte waren beeindruckend. Beim Wenden habe ich mir manchmal einen Sicherheitsgurt gewünscht.“

In der SailGP-Saisonwertung führt weiter Tom Slingsbys Australia SailGP Team (17 Punkte) vor den punktgleichen Spaniern und Dänen (beide 16 Punkte). Es folgen Kanada mit Steuermann Phil Robertson (15 Punkte), Neuseeland mit America’s-Cup-Verteidiger Peter Burling (14 Punkte) und das in Los Angeles mit Schwächen am zweiten Tag glücklos agierende Team Emirates GBR (9 Punkte) mit Sir Ben Ainslie am Rad. Im hinteren Feld ringen Jimmy Spithills Team USA und Frankreich mit Quentin Delapierre (beide 8 Punkte) vor den Schweizern (5 Punkte) und Team Germany mit null Punkten, die den abgezogenen Strafpunkten geschuldet sind, um Anschluss ans Mittelfeld.

Der SailGP kommt nach Europa

Nach den beiden Saison-Auftaktregatten in Amerika kommt der SailGP zurück nach Europa. Am 9. und 10. September geht es bei der dritten Regatta der SailGP-Saison im Bilderbuchrevier vor Saint-Tropez zur Sache. Es folgen die Grand-Prix-Rennen im italienischen Revier von Taranto (23./24. September) und im spanischen Revier vor Cadiz (14./15. September), bevor die Serie in Übersee fortgesetzt wird.

Action im Hollywood-Revier vor Los Angeles – die Höhepunkte vom Finaltag:

Der viermalige Formel-1-Weltmeister Sebastian Vettel erstmals am Steuer in der Formel 1 des Segelsports:

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