Tatjana Pokorny
· 27.06.2021
Das 650-Seemeilen-Rennen von und nach Aarhus ging am Sonntag mit dem Zeitlimit um 12 Uhr zu Ende. Es war ein Rennen zwischen Flautenfrust und Hochgefühlen
Die Premiere des neuen Round Denmark Race inshore 2021 ist beendet. Nur 24 der 62 gestarteten Boote schafften es, die Ziellinie im Zeitlimit des hartnäckig flauen Rennens zu kreuzen. Nur ein gutes Drittel der Starter konnten die Langstrecke zu Ende bringen. Erste Leidtragende waren am Sonntag die Dehler 30 od "Calle" mit Jan Heinze und Peter Sorowka, die FF 110 "Titan" mit Matthias Jetschke und Jörg Müller und die JPK 38 "Belle" mit Tom Gosch und Andreas Willim. Das nach fast sechs Tagen auf See um jeden Meter kämpfende Trio verpasste das Limit um nur wenige Minuten. Dennoch sagte Jan Heinze im Ziel: "Es war ein fantastisches Abenteuer."
Der große Sieger auf der 650-Seemeilen-Langstrecke heißt in diesem Jahr Jan Hansen. Der dänische Solist hatte sich mit seiner modifizierten Figaro 2 "The Beast" nicht nur die "Line Honors" für das erste Boot im Ziel gesichert, sondern gewann auch die Einhand-Wertung insgesamt. Die Entscheidung zu seinen Gunsten war im Kleinen Belt gefallen, als Hansen neu aufkommenden Wind als Erster in der Spitzengruppe entdeckte, der aufkommenden Brise radikal und kurzzeitig sogar rückwärts entgegensegelte und sich dadurch einen guten Vorsprung erarbeiten konnte, den er bis ins Ziel nicht mehr abgab.
Die Solosegler hatten bei dieser Premiere der Ostsee-Rallye von und nach Aarhus mehr Windglück als die erst zwei Tage später auf den Kurs geschickten Zweihand-Teams und Crews, die über weite Strecken extrem unter den hartnäckig flauen Bedingungen in der Ostsee litten. Zu denen, die es in der letzten Stunde vor Ablauf der erlaubten Segelzeit noch ins Ziel schafften, zählte Martin Görges J/110 "Honky Dory". Die ambitionierte Familien-Crew mit vier Männern, darunter Görges 22-jähriger Sohn Rasmus als souverän agierender junger Navigator, und einer Frau in Person der 49erFX-Olympia-Neunten Anika Lorenz, genoss das Rennen sehr. Görge sagte: "Eine Regatta dieses Ausmaßes zu segeln, das ist etwas ganz Besonderes – wie ein Fastnet Race, ohne dass man dafür nach England fahren muss. Ich bin total froh, dass wir es gemacht haben." Das galt auch für die gesamte "Rafale"-Crew auf der schnellen ehemaligen "Outsider" vom Typ Elliott 52 SS. Sympathisch zollten Eigner Henry de Bokay, Skipper Philipp Kadelbach und die Crew erst den erfolgreichen Einhandseglern Respekt, bevor sie sich über die eigenen Line Honors in der Crew-Wertung freuten. De Bokay sagte: "Es war genau das Rennen, das wir uns als neues Team gewünscht haben. Für mich als Franzose war es eine wundervolle Gelegenheit, Dänemark zu entdecken. Ich bin kein Nordländer. Diese hellen Nächte sind wirklich magisch."
Die Veranstalter um Inititator und Organisator Morten Brandt Rasmussen bedankten sich am Sonntag für das Engagement aller Teilnehmer und versprachen für 2022 eine zweite Auflage, in die auch das Gelernte von dieser Premiere einfließen soll. Morten Brandt Rasmussen sagte: "Danke, dass ihr alle nach Aarhus gekommen seid und an diesem neuen großartigen Event teilgenommen habt. Und danke dafür, dass ihr in den sozialen Netzwerken so laut und spaßig getrommelt habt, indem ihr unsere Freude, unsere Aufregung und unsere Erfahrungen von der Garmin-Round-Denmark-Route geteilt habt."
Kinderkrankheiten der Premiere wie die mit zwei Tagen Luft zu weit auseinander gezogenen Starts der Solisten und der Crews, die noch zu verfeinernde 44/8-Stunden-Ruheregel für die Einhandsegler und die mögliche, aber verpasste Bahnverkürzung zur Vermeidung der zu hohen Ausfallquote wollen die engagierten Veranstalter analysieren und verbessern. "Wir haben sehr viel gelernt", so Brandt Rasmussen, "das alles wird in die nächste Auflage des Garmin Round Denmark Race 2022 einfließen."
Einen ausführlichen Report zum Rennen mit Kommentaren der Teilnehmer, Hintergründen und Bildern von Fotograf Peter Brøgger lesen Sie in YACHT 15 ab 14. Juli.