RORC Transatlantic Race“Rafale”-Crew feiert “ein fast perfektes Rennen”

Tatjana Pokorny

 · 20.01.2023

Die “Rafale”-Crew im RORC Transatlantic Race: Henri de Bokay (Eigner), Philipp Kadelbach (Skipper), Andreas Baden (Navigator), Christian Rathgen, Bouwe van de Weiden, Jörg Reißland, Jens Steinborn, Kirstie Smeaton, Malte Päsler, Sophie Waldow und Tom Swift
Foto: RORC

Starke Leistungen deutscher Eigner und ihrer Crews im RORC Transatlantic Race: Hinter Eric de Turckheims „Teasing Machine“ holen die „Black Pearl“ von Stefan Jentzsch und Henri de Bokays „Rafale“ die Plätze zwei und drei in der IRC-Gesamtwertung

Vor knapp einer Woche hatte Giovanni Soldinis Multi70 “Maserati” im RORC Transatlantic Race mit nur 5 Tagen, 5 Stunden, 46 Minuten und 26 Sekunden einen neuen Mehrrumpfrekord aufgestellt. Den Besten auf einem Rumpf waren zwar keine neuen Bestmarken vergönnt, dafür aber eines der schönsten Transat-Rennen in der Geschichte des Klassikers.

Line Honors für “I love Poland”, zwei Podiumsplätze für deutsche Eigner und ihre Teams

Als erster Monohull war „I love Poland“ ins Ziel des RORC Transatlantic Race gekommen. Den 3.000 Seemeilen langen Sprung über den Atlantik hatte das Team um Skipper Grzegorz Baranowski in 8 Tagen, 23 Stunden, 37 Minuten und 7 Sekunden absolviert. Dafür gab es die Line Honors und die IMA Transatlantic Trophy. Für einen Platz auf dem Podium in der IRC-Gesamtwertung aber reichte es nicht ganz.

Den IRC-Sieg holte sich Eric de Turckheims französische NMYD 54 „Teasing Machine“ vor der IRC 56 „Black Pearl“ von Stefan Jentzsch und Henri de Bokays Berliner Elliott 52 „Rafale“ vom Verein Seglerhaus am Wannsee. Als Skipper führte Philipp Kadelbach erstmals eine Crew über den Atlantik, den er zuvor bereits zweimal als Crew-Mitglied auf anderen Booten überquert hatte. Das ambitionierte Amateur-Team mit erfahrenen Jollen- und Big-Boat-Seglern absolvierte den Kurs in 10 Tagen, 7 Stunden, 21 Minuten und 17 Sekunden.

“Die Mannschaft war in vollem Küstenregattamodus”

“Es war ein fast perfektes Rennen, vom Wetter her definitiv perfekt”, berichtete Philipp Kadelbach nach der Ankunft im Hafen von St. George auf Grenada. Weiter erzählte er: “Der Vorschiffsmann auf der ‘Teasing Machine’ hat schon 22 Atlantik-Überquerungen auf dem Buckel. Er hat gesagt, dass diese die beste war.”

Der Mix aus guter Stimmung im Team, der starken Leitung, dem wiederkehrenden Kampf mit Seegras, magischen Atlantik-Nächten oder auch dem Wetteifern um VMG und Polar hat das Rennen für die “Rafale”-Crew zu einem unvergesslichen Regatta-Abenteuer gemacht. In einem Bordbericht hieß es hoch motiviert: „Die Mannschaft war im vollen Küstenregatta-Modus. Geplänkel war verboten, und unsere 470er- und andere Jollenexperten kamen voll auf ihre Kosten.”

Ein “Hammerstart”, eine harte erste Passatnacht und starke Frauen an Bord

Während es daheim in Berlin noch einmal winterlich kalt wird, segelte das „Rafale“-Team der karibischen Sonne entgegen. Bester Stimmung ließ Philipp Kadelbach im Ziel die Transatlantik-Regatta noch einmal Revue passieren:

“Es war ein Hammerstart mit dem Split zwischen Lanzarote und Teneriffa, als wir das Feld eine Zeit lang angeführt haben. Die erste Nacht im Passat war etwas hart. Ich hatte ein paar Zweifel, ob wir wirklich Vollgas-Mode draufhaben. Wir sind in der Nacht sehr konservativ gefahren mit Reff und A5. In solchen Momenten spürt man die Verantwortung als Skipper sehr deutlich. Ich bin auch deswegen sehr happy mit dem Ergebnis und meinem Job. Besser wird’s nicht.”

Auf der “Bucket-Liste” der “Rafale”-Crew hat das RORC Transatlantic Race nun einen stolzen Haken. Kadelbach erzählt weiter: “Am Morgen nach dieser ersten Nacht waren dann alle Zweifel verflogen. Wir sind ab dann mit A2 und ohne Reff nur noch geballert. Wir waren die ganze Zeit ein perfektes Team. Vor allem unsere beiden Girls an Bord waren die echten Maschinen und Feel-Good-Manager.”

Lehrstunden im Kampf mit Seegras und Saildrive, Glückstränen im Ziel

Gemeinheiten gab es auch in diesem Traumrennen, wie Kadelbach zu berichten weiß: “Die Riesenfelder von Seegras haben uns im letzten Drittel total zu schaffen gemacht. Insbesondere am Saildrive hat der ganz Motor wie verrückt vibriert. Wir hatten Sorge, dass da irgendwann etwas ausbricht. Das Thema hatten wir nicht auf der Uhr. Es hat uns unvorbereitet getroffen. Definitiv ein Learning.”

Wiedergutmachung gab es mit dem Happy End: “Die Ankunft war magisch mit dem knappen Vorsprung vor ‘I love Poland’ und der Crew der ‘Teasing Machine’ am Dock mit Applaus. Bei Kirstie sind Tränen gekullert. Ich bin superstolz aufs Team, insbesondere weil wir eben keine Pros sind. Wir haben ein 17 Jahre altes Boot und sind damit aufs Podium gefahren, ohne jemals unsicher gewesen zu sein oder etwas kaputt gemacht zu haben.”

Das Siegerplakat für die schnellste Einrumpfyacht im RORC Transatlantic Race 2023Foto: RORC
Das Siegerplakat für die schnellste Einrumpfyacht im RORC Transatlantic Race 2023