Tatjana Pokorny
· 07.01.2023
Eine Woche vor The Ocean Race startet am 8. Januar um 15 Uhr deutscher Zeit das 9. RORC Transatlantic Race. 21 Boote, darunter auch die Berliner “Rafale”, werden an der Startlinie vor Lanzarote zum 3.000-Seemeilen-Abenteuer aufkreuzen und auf Rekordjagd gehen. Ziel ist Grenada
Mehr als 200 Seglerinnen und Segler aus 21 Ländern wollen das RORC Transatlantic Race zum Segelfest machen. Der Startschuss für die sehr diverse Flotte fällt eine Woche vor dem Ocean-Race-Auftakt schon an diesem Sonntag (8. Januar) um 14 Uhr Ortszeit (15 Uhr deutscher Zeit). Der 3.000 Seemeilen lange Transat-Klassiker führt das Transat-Feld von Lanzarote über den Atlantik in die Port Louis Marina von Grenada. Größtes Boot im Feld ist die Swan 115 “Jasi”. Prominente Rekordjäger wie Giovanni Soldinis “Maserati” sind ebenso am Start des RORC Transatlantic Race wie entschlossene deutsche Atlantik-Lover.
Die elfköpfige Crew auf der Berliner Elliott 52 “Rafale” von und mit Henri de Bokay bestreitet ihr erstes gemeinsames RORC Transatlantic Race. Für Philipp Kadelbach vom Verein Seglerhaus am Wannsee ist es bereits die dritte Transat-Herausforderung, aber die erste als Skipper. Als Navigator ist Andreas Baden im Einsatz. Weitere Mannschaftsmitglieder sind Christian Rathgen, Bouwe van de Weiden, Jörg Reißland, Jens Steinborn, Kirstie Smeaton, Malte Päsler, Sophie Waldow und Tom Swift.
“Wir sind fit und bereit”, vermeldete Philipp Kadelbach kurz vor dem Start. Segeln wird die “Rafale”-Crew in zwei Wachen à fünf Akteuren. Der Navigator bleibt wachfrei. Der vielfache Weltumsegler und Top-Router Marcel van Triest hat das deutsche Team bei den Vorbereitungen aufs RORC Transatlantic Race unterstützt. “Der erste Tag wird tricky”, weiß Philipp Kadelbach, “da geht es darum, sauber durch die Inselwelt zu kommen und den Channel nördlich von der westlichsten Kanareninsel El Hierro zu finden. Die Herausforderung besteht darin, nicht ins Hoch zu geraten, aber auch nicht in den Windschatten der Insel. Es folgt schon Passat mit 15 bis 18 Knoten VMG Down.”
Die Windprognosen weisen auf ein schnelles Transat mit möglichen neuen Rekorden hin. Zu “Rafales” Konkurrenz-Umfeld zählen die finnische Infiniti 52 “Tulikettu”, Eric de Turckheims NMYD-54-Dauerbrennerin “Teasing Machine” oder auch die stark optimierte Botin 56 “Black Pearl” mit der internationalen Profi-Crew um Eigner und Steuermann Stefan Jentzsch. Nach gebrochenem Bugspriet und Mastbruch bei den vergangenen beiden Auflagen hat das “Black Pearl”-Team mit dem RORC Transatlantic Race noch eine Rechnung offen. “Wenn wir eines oder mehrere dieser Boote schlagen könnten, wäre das schon richtig gut”, sagt Philipp Kadelbach, “wir freuen uns sehr auf dieses Rennen, sind eine tolle Truppe. Die Stimmung an Bord ist sehr gut.”
Neben gefriergetrocknetem Proviant, bei dem das Team nach Tipps von Ocean-Race-Seglerin Annie Lush vom Guyot Environnement – Team Europe auf einen neuen französischen Hersteller zurückgegriffen hat, fehlt auch die Flasche Sherry nicht an Bord. “Außerdem hat jedes Crew-Mitglied die Aufgabe, die gesamte Mannschaft an einem Tag des Rennens mit einer kleinen Überraschung zu erfreuen”, erzählt Philipp Kadelbach von besonderen Motivationsmaßnahmen für das RORC Transatlantic Race.
Der Gesamtsieger des 9. RORC Transatlantic Race wird nach IRC ermittelt. Daneben geht es um die Line Honors, Klassensiege und vielleicht auch neue Bestzeiten. Dass fast eine Woche lang Nordostwinde von 20 Knoten und mehr wehen sollen, spricht für einen schnellen Transatlatik-Ritt. “Wenn wir es in elf Tagen schaffen können, wäre das richtig gut”, sagt Kadelbach.
Rasanter werden die Mehrrumpf-Besten den Sprung über den Atlantik absolvieren. Teams aus Belgien, Frankreich, Italien und den Vereinigten Staaten bilden die Hochleistungs-Multihull-Division. Die drei MOD70-Trimarane unter ihnen sind durchaus in der Lage, den Mehrrumpf-Rennrekord der MOD70 “Phaedo 3” aus dem Jahr 2015 zu knacken. Das Team von Loyd Thurnburg absolvierte den Kurs damals in 5 Tagen, 22 Stunden, 46 Minuten und 3 Sekunden.
Auch der Einrumpf-Rennrekord von 2022 könnte fallen. Den hatte die “Comanche” mit der Crew um Mitch Booth 2022 mit 7 Tagen, 22 Stunden, 1 Minute und 4 Sekunden aufgestellt. Neben der von Toby Clarke gesteuerten “Jasi” mit Profi-Schwergewicht Ken Read gehen die Volvo70-Yachten “I love Poland” und “Green Dragon” vom Schweizer Johannes Schwarz ins Rennen. Die Imoca 60 “Canada Ocean Racing” wird von einer Zweihand-Crew gesegelt.