Rolex TP52 WMSpektakulärer Segelsport, “Platoon Aviation” wankt

Tatjana Pokorny

 · 05.07.2025

"Platoon Aviation" nach starkem Start vorne.
Foto: Nico Martinez/52 Super Series
Erster Rennsieg für “Platoon Aviation” bei der Rolex TP52 WM im wind- und wellenreichen Revier von Cascais. Nach schweren Tagen und einem Mann über Bord gelang der Crew um Steuermann Markus Wieser auf Harm Müller-Spreers TP52 ein Achtungserfolg. Der Weg von Platz sieben aufs Podium aber bleibt vor dem finalen Super-Sonntag trotzdem weit.

Es war spektakulärer Segelsport, den die elf Crews den Zuschauern am Samstag bei der Rolex TP52 Weltmeisterschaft vor Cascais boten. Drei Rennen in knackigen Winden von 20 bis 28 Knoten forderten die Segler der führenden internationalen Einrumpfserie alles Können und viel Kondition ab. Spannend und sehr unterhaltsam kommentiert von Moderator Andi Robertson und 470er-Weltmeisterin Luise Wanser, war es ein satter Renntag mit sehenswerten Bildern aus Portugal.

Rolex TP52 WM: US-Team trotz Frühstart Favorit

Dabei haben sich die Titelanwärter mehr oder weniger gut in Position gebracht für die Medaillenentscheidungen bei dieser Rolex TP52 WM. Die US-Favoriten vom Team American Magic Quantum Racing hätten sogar mit noch größerem Vorsprung in den Finaltag gehen können, als sie ihn nun mit fünf Punkten haben. Im letzten Rennen des Tage leistete sich das Team um Tatktiker Terry Hutchinso und den Strategen Victor Diaz de Leon einen Frühstart und kam danach totz einiger Attacken nicht mehr über Rang acht hinaus. Hutchinsons Verärgerung darüber ist im Replay der Live-Übertragung am Ende gut zu verfolgen.

American Magic Quatum Racing führte das Klassement am Samstagabend vor den letzten beiden Rennen der Rolex TP52 WM am “Super-Sonntag” mit 27 Punkten vor dem französischen Team Paprec (32 Punkte) und dem zweiten US-Team auf “Sled” (36 Punkte) an. Es folgten mit einigem Abstand das italienische Team Alkedo powerte by Vitamina (44 Punkte), deren Crew das letzte der drei Rennen am Samstag gewinnen konnte.

Erst auf Platz fünf fanden sich nach vier Fünfteln der Rolex TP52 WM die Titelverteidiger um Tony Langley auf “Gladiator” (49 Punkte) wieder. Dicht an ihrem Heck vor der Entscheidung: die Landsleute auf der britischen “Alegre” (51 Punkte) mit nur einem Punkt Rückstand. Einen weiteren Zähler hinter “Alegre” lag auf Platz sieben Harm Müller-Spreers “Platoon Aviation” (51 Punkte) vom Norddeutschen Regatta Verein.

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Achterbahnfahrt für “Platoon Aviation”

Die Crew um Markus Wieser, der den beruflich verhinderten Eigner und Steuermann Harm Müller-Spreer vertritt, erlebte die drei Samstag-Rennen im portugiesischen Atlantik wie ein Spiegelbild der gesamten WM-Woche: als Achterbahnfahrt. Rang elf folgten ein furioser Tagessieg und Rang fünf. Die Unbeständigkeit der Crew ist vielen Faktoren geschuldet. In erster Linie wohl dem für diese Saison sehr schnell gebauten Botin-Neubau, mit dem die Crew nicht so zurecht kommt wie erhofft. Einige Positionswechsel innerhalb der Crew kommen bei der WM zu den Herausforderungen dazu.

Nicht nur Harm Müller-Spreer fehlt der Crew, so Coach Morgan Reeser, der sagte: “Wir vermissen Harm, seine Leidenschaft und seine Wettkampfstärke.” Auch Stratege Jordi Calafat ist nicht im Einsatz, weil das im Rahmen der Klassenregeln mit Markus Wieser im Profi- statt Eigner Harm Müller-Spreer im Amateurstatus nicht möglich war. Dass der erfahrene Vorschiffsmann Sean Doogie vor zwei Tagen über Bord ging und nur durch Glück im Unglück ohne schwerere Verletzungen davonkam, aber für die kommenden Wochen ausfällt, hat zusätzliche Veränderungen im Crew-Gefüge erfordert.

Morgan Reeser weiß, dass Markus Wieser mit seinem Können und seinen Kapazitäten einige Löcher stopfen kann. Reeser sagte: “Zum Glück ist Markus ein exzellenter Steuermann und ein guter Taktiker.” Unter dem Strich aber bleibt die Erkenntnis des Trainers: “Die Positionsveränderungen auf dem Boot haben es zu einer Herausforderung gemacht, die Konstanz aufrecht zu erhalten.” Das haben auch die Samstag-Ergebnisse gezeigt. Hier geht es zu den Zwischenständen und zum Saisonklassement.

Hohes Niveau bei der Rolex TP52 WM

Für den ausgefallenen Sean Doogie kam am Samstag noch “last minute” Malte Päsler ins Team, den die “Platoon Aviation”-Crew ums spontane Einspringen gebeten hatte. Ohne Training erlebte der einen turbulenten Tag zwischen Vorschiff und Mitbow, den man mit “Feuertaufe” beschreiben darf. Für den Finaltag hat sich die Mannschaft im Rahmen ihrer aktuellen Möglichkeiten vorgenommen, an maximal starken Starts zu arbeiten. Solchen wie in Rennen sieben, als der Tagessieg gelang.

Markus Wieser macht sich aber keine Illusionen: “Wir sind mit dem Boot einfach nicht schnell genug. Wenn man den Mann über Bord und den heute verpatzten Jibeset wegnimmt, wären wir vielleicht Vierte. Wir müssen einfach super Starts und eine richtig gute Spur nach rechts haben, dann geht es. Wir dürfen keine Boote in Lee von uns haben. Die in Luv können wir nicht abzwicken, aber die in Lee zwicken uns ab.”

Dass der Regattasport in der 52 Super Series und insbesondere bei der Rolex TP52 WM auf sehr hohem Niveau betrieben wird, ist bei den täglichen Live-Übertragungen in den furiosen Cascais-Bedingungen spannend zu erleben. “Es sind viele neue Leute im Einsatz und die alten Boote sind schnell”, zollt Markus Wieser dem Leistungsstand Tribut. Auch im Team Platoon Aviation könnte in Zukunft das eine oder andere neue Gesicht zu sehen sein.

Man muss auch mal frische Luft reinbringen und wie im Fußball neue Stürmer reinsetzen oder neue Verteidiger einkaufen.” Markus Wieser

Er selbst habe trotzdem Spaß am Härtetest bei dieser Rolex TP52 WM, sagte Wieser, der deshalb aber eine offene und kritische Beleuchtung nicht scheute: “Ich dachte nach den Testrennen mit den Rängen eins und zwei, dass wir hier vielleicht doch was reißen können, aber wir sind einfach nicht schnell genug und segeln auch nicht gut genug. Besser als Vierte sind wir aktuell auch ohne die Vorfälle in der Konstellation mit dem Boot in diesem Feld nicht.”

Rückblick! Es lohnt sich, die Rennen vom Vorschlusstag der Rolex TP52 Weltmeisterschaft noch einmal anzusehen – gut und unterhaltsam kommentiert sind sie von Andi Robertson und 470er-Weltmeisterin Luise Wanser:

Fürs Sonntagsvergnügen: Die Live-Übertragung vom Finaltag der Rolex TP52 Weltmeisterschaft in Cascais startet am 6. Juli um 12.45 Uhr. Die Bilder dürften erneut sehenswerten Segelsport auf höchstem Niveau servieren – dann in vorhergesagten 30 Knoten Wind!

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