Es macht einen großen Teil der Faszination der 52 Super Series aus, dass es in der führenden internationalen Einrumpfserie fast garantiert spannend zugeht. Sehr oft wird erst im letzten Rennen über Gesamtsiege bei einer Regatta entschieden. So war es auch beim Jahreshöhepunkt: der Rolex TP52 WM in Cascais. Nur eines war schon vor dem ersten Startschuss klar: es würde für die elf Teams aus neun Nationen in druckvollen Atlantikwinden zur Sache gehen.
Favoriten gab es für diese Rolex TP52 WM einige. Und der Blick auf die Endabrechnung nach zehn WM-Läufen im spektakulären portugiesischen Revier verrät: Sieben der elf Teams und damit fast 64 Prozent des Feldes konnten mindestens einen Rennsieg einfahren. Eine solch spannende Leistungsdichte hat kaum eine andere Liga aufzuweisen. Nach zehn Läufen waren es aber doch die Rekordsieger der hochkarätigen Eimrumpfrennserie, die sich ihr achtes WM-Gold holten.
Ein Punkt Vorsprung reichte vor dem in dieser WM-Woche so furios attackierenden französischen Team Paprec, um um Tony Langleys Titelverteidiger auf der britischen “Gladiator” zu entthronen. Dabei schwächelten beide Top-Teams in der Schlussphase der Rolex TP52 WM. Sowohl American Magic Quantum Racing (8, 8, 7) als auch Team Paprec (10, 5, 6) leisteten sich in den letzten drei Rennen ihre schlechtesten Ergebnisse am Stück.
Wobei es im letzten Rennen für die mit zwei Zählern Vorsprung gestarteten Amerikaner “nur” darum ging, “Paprec” am Heck zu kleben und keine Boote dazwischen zu lassen. Ganz so leicht gestaltete sich das auf dem erneut von starken Winden geprägten Kurs, der im Finalrennen in 20 bis 27 Knoten Wind einige gemeine Acht-Knoten-“Löcher” parathielt, allerdings nicht. Nachdem Team Paprec mit Taktiker Loïck Peyron am Start zunächst etwas besser in der Mitte wegkam als die Amerikaner, konnte das Team um den erfahrenen America’s-Cup.Kämpfer und US-Taktiker Terry Hutchinson sogar an “Paprec” vorbeiziehen.
Die Franzosen schlugen zurück mit ihren “Waffen” der Woche: einer neuen Segelgarderobe, sehr gutem Speed in den druckvollen Winden und smarter Positionierung. Doch es gelang der Crew unter US-Flagge am Ende, genau nach der blau-weißen “Paprec” ins Ziel zu kommen – eine Punktlandung. Das reichte zu WM-Gold Nummer acht für Doug DeVos’ Team American Magic Quantum Racing (42 Punkte) vor Jean-Luc Petithuguenins Team Paprec (43 Punkte) und der amerikanischen “Sled” (51 Punkte).
Für die Amerikaner ist es bereits der dritte WM-Titel, den sie im Starkwindeldorado von Cascais gewinnen. “Dieser WM-Titel ist ganz besonders. Harry und die Jungs haben heute einen ugnlaublichen Jib gemacht Es war ein sehr fordernder Tag. Und wenn ich so darüber nachdenke, dann sind eine Menge Dinge gut für uns gelaufen. Und, lieber Mann, wenn sie nicht so gelaufen wären, dann hätte es schlechter ausgehen können.
Ich gebe uns also allen gute Noten in mentaler Stärke und Standhaftigkeit.” Terry Hutchinson
Zu den starken französischen Gegnern sagte Terry Hutchinson: “Sie haben eine großartige Regatta gesegelt. Insbesondere heute haben sie uns eine Aufgabe gegeben. Und wir haben sie beantwortet. Aber einfach war das nicht.” Les Bleus verlassen Cascais als stolze Vizeweltmeister. Und – wie der 65 Jahre alte Loïck Peyron – auch mit einem Lächeln. Was hat dieser Mann off- und inshore noch nicht gemacht?
Jetzt genießt Peyron das hochkarätige Wettsegeln in der 52 Super Series. Bei der Rolex TP52 WM in Portugal sagte der frühere Transat-Jacques-Vabre-Sieger, Gitana-Skipper und Jules-Verne-Rekordhalter: “Ich bin glücklich. Ich bin hier, um zu lernen. Und ich lerne mit einer sehr guten und einer sehr netten Crew, einem glücklichen Eigner und einem wunderbaren Boot gegen eine Gruppe anderer wunderbarer Teams und Boote. Ich liebe das!” Zu Terry Hutchinson sagte Peyron: “Er ist immer noch der Beste.”
Die dreimaligen Weltmeister auf Harm Müller-Spreers “Platoon Aviation” (63 Punkte) kamen in dieser für sie schwierigen WM-Woche nicht über Platz sieben hinaus. Nicht nur blieb das Podium unerreichbar, sie mussten auch noch Tina und Hasso Plattners “Phoenix” (60 Punkte), der italienischen “Alkedo powered by Vitamina” (61 Punkte) und der britischen “Alegre” den Vortritt lassen. Die geschlagenen WM-Titelverteidiger auf “Gladiator” aber konnte die Crew um Steuermann Markus Wieser und den italienischen Taktiker Vasco Vascotto hinter sich lassen.
Schwierigkeiten mit dem Botin-Neubau, Crew-Wechsel und auch einige unglückliche Momente auf dem Wasser haben die sonst regelmäßig erfolgreiche “Platoon Aviation” aus dem Tritt gebracht – hier mehr dazu. Die Auswirkungen spiegeln sich auch im Saisonklassement wider, wo “Platoon Aviation” mit 143 Zählern auf Platz fünf liegt. Deutlich angeführt wird die Saisonmeisterschaft von American Magic Quantum Racing (93 Punkte) vor den Landsleuten auf Takashi Okuras “Sled (122 Punkte) und “Paprec” (129,5 Punkte). Hier geht es zu den WM-Ergebnissen und den Saisonzwischenständen.
Mit der Puerto Portals 52 Super Series Sailing Week (18. bis 23. August) und der 52 Super Series Porto Cervo Sailing Week (22. bis 27. September) stehen in dieser Saison noch zwei weitere Regatten der 52 Super Series auf dem Programm. Die nächste bestreitet erneut Markus Wieser als Steuermann.
Replay! Hier lag bei der Live-Übertragung vom Finaltag beim Gold-Duell zwischen Americaan Magic Quantum Racing und Team Paprec sehr viel Spannung in der Luft: