Tatjana Pokorny
· 29.12.2022
Der Tattersall Cup für das beste Boot im 77. Rolex Sydney Hobart Race geht an eine Yacht aus der deutschen Design-Schmiede Judel/Vrolijk: Die australische TP52 “Celestial” machte das Rennen. Die Berliner “Orione”-Crew kämpft noch auf See
Sam Haynes und seine “Celestial”-Crew sind die Gesamtsieger des 77. Rolex Sydney Hobart Yacht Race. Für einige in der Mannschaft kommt der Triumph als willkommene Wiedergutmachung nach der Enttäuschung im Vorjahr, als eine Regelverletzung sie den Sieg gekostet und auf Platz zwei hatte zurückfallen lassen. “Es bedeutet mir alles. Besonders nach dem letzten Jahr. Es ist ein enormes Hochgefühl – riesig für mich und die Crew”, sagte Skipper Sam Haynes, der gleichzeitig Vizekommodore im gastgebenden Cruising Yacht Club of Australia ist.
Haynes Liebeserklärung an seinen Sport: “Am Segeln und an Hochseeregatten beteiligt zu sein und das Rennen um den Tattersall Cup zu gewinnen ist das Größte.” Über sein 2011 bei McConaghy gebautes Judel/Vrolijk-Design, die einst auch von Jochen Schümann und sogar Boris Herrmann gesegelte “Audi All4One”, hatte Haynes nur Gutes zu berichten: “Dieses Boot ist eine Waffe. Es segelt auf Augenhöhe mit den besten 52-Fuß-IRC-Booten der Welt.”
Mit von der Siegerpartie war im Team für das 628 Seemeilen lange Rennen von Sydney nach Hobart auf Tasmanien auch der australische Profisegler David Chapman, den Segler hierzulande unter anderem als starken NRV-Liga-Akteur kennen. Chapman hatte in diesem Jahr zum historischen Liga-Triple des Norddeutschen Regatta Vereins beigetragen, der die Vereinsmeisterschaft, die Sailing Champions League und den Pokal gewann.
Beeindruckende zwölf TP52-Geschosse haben in diesem Jahr am 77. Rolex Sydney Hobart Yacht Race teilgenommen. “Es war die beste TP52-Flotte, in der wir je gesegelt sind”, schwärmte Haynes vom attraktiven Feld, in dem die TPs permanent Katz und Maus miteinander spielten.
Auf Platz zwei segelte im knapp verlorenen Kampf um den Tattersall Cup in der IRC-Gesamtwertung die ebenfalls von Judel/Vrolijk entworfene TP52 “Gweilo”. Der “Gweilo”-Crew fehlte im Ziel nach berechneter Zeit nur eine Viertelstunde auf “Celestial”. IRC-Dritte wurde Maximilian Klinks Botin 52 “Caro”. Deren Crew wiederum musste sich der Konkurrentin “Gweilo” nach berechneter Zeit nur mit zwei Minuten Rückstand geschlagen geben.
Auf Platz 88 im Feld der ursprünglich 109 gestarteten Yachten hatte sich das achtköpfige “Orione”-Team in stürmischen Winden vorgekämpft. Die Berliner Brüder und Co-Skipper Axel und Peter Baumgartner haben die fordernde Zwischenphase mit ihrer Grand Soleil 45 bravourös gemeistert und näherten sich am Donnerstagnachmittag deutscher Zeit bereits dem Ziel. Von See hatte die Mannschaft am Donnerstagmorgen diesen kurzen Zwischenbericht geschickt:
“Vom steil in den Himmel ragenden Bug über die fliegende Gischt über der ersten Saling bis zum Cockpit voll Wasser war alles dabei. Die ,Orione’ stellte ein eigenes Rekord-Etmal von 212 Seemeilen (Red.: in 24 Stunden) auf, davon über die Hälfte nur unter Sturmfock G4. Andere Teilnehmer hatten Pech und brachen Großbaum, Vorstag, Lümmellager. Leider waren wir im Morgengrauen zu ausgepowert, um den Fuss auf dem Gaspedal zu halten. Zwischenzeitlich waren wir wohl sogar Vierte in unserer Division. Nach weniger als zwölf Stunden ist das Meer nun wieder friedlich, als wenn nichts gewesen wäre. Wir segeln bei 9 Knoten Wind mit knapp 6 Knoten vor der tasmanischen Küste, haben noch 120 Seemeilen vor uns.”